PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
viel von Technik. Es war ihm möglich, ein Diagnosegerät zu bedienen, einen Computer dazu zu bringen, dass er das tat, was er ihm befahl. Seine Kollegen nannten ihn spöttisch ein Kind des 20. Jahrhunderts, wenn es um den Gebrauch von technischen Geräten ging.
Früher hatte er sich damit getröstet, dass er Menschen kannte, die ohne Telefon groß geworden waren. Und damit meinten sie ein stationäres Gerät, an einem Kabel befestigt, das wiederum an einem Stecker in der Wand endete. Die Einführung von Mobiltelefonen war für sie schon eine technische Revolution, ebenso der Verlust ihrer aus wertvollem Rohöl hergestellten Langspielplatten, das Ende der Musikkassetten und der Untergang der Videorekorder. Dies alles war Teil einer Entwicklung, die er schmunzelnd zur Kenntnis genommen hatte. Dieses Wir hatten ja gar nichts definierte jede Generation für sich selbst neu.
Er hielt sich nicht für jemand, der krampfhaft am Althergebrachten festhielt, weil es schon immer da war. Aber seitdem Perry Rhodan auf dem Mond auf ein fremdes Raumschiff gestoßen war, war nichts mehr wie früher. Die technologische Entwicklung war nicht mehr schnell, sie war rasant. Außerirdische Besucher in überlichtschnellen Raumschiffen. Ein Orbitallift über Terrania. Übersetzungsgeräte, die man subkutan einpflanzen konnte. Die ganze Kultur hatte sich verändert. Auf einmal waren die Menschen nicht mehr allein im Kosmos – und das zeigte sich in der Esskultur, in der Musik und sogar in der Literatur, die allen Unkenrufen zum Trotz nicht ausgestorben war.
Caine konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Jeethar war vorhin durch den Alarm direkt zu einem Trupp gerufen worden, der als einer der ersten auf das arkonidische Schiff übersteigen sollte. Er selbst hatte erst später überwechseln dürfen. Caines Aufgabe war, zusammen mit dem medizinischen Personal die Naats zu versorgen, die paralysiert in den Gängen lagen.
Einige hatten sich durch den Fall verletzt, andere lagen in Positionen, die unbequem und schmerzhaft waren, wenn nicht sogar Schlimmeres passieren könnte.
Eine Stunde lang hatte er nichts anderes getan, als mit Naats gemeinsam Naats in bequeme Positionen zu legen. Ihm selbst wäre es unmöglich gewesen, einen der schweren Giganten zu bewegen.
Aber er erklärte den Naats, was er wollte. Gemeinsam hatten sie fünf, zehn, zwanzig Naats versorgt. Irgendwann hatte er aufgehört, sie zu zählen.
Zum Glück hatten sie keine eigenen Verluste. Einige Naats hatten sich gewehrt und scharf auf die Naats geschossen, die durch das Schott aus den eigenen Beibooten in das arkonidische Schiff vordrangen. Kein Wunder – immerhin hatten sie die RANIR'TAN wirklich überfallen. Aber dank des Überraschungsmoments und der Kampfanzüge der Naats war es zu keinen ernsthaften Verletzungen gekommen. Die Überraschung, gepaart mit der durch Jeethars Manipulationen ausgelösten Verwirrung, hatte dafür gesorgt, dass ein geordneter Widerstand nicht gelungen war.
Wie oft hatte er in der Vergangenheit das genaue Gegenteil davon beobachten müssen. Massaker. Verstümmelte Leichen. Sterbende, für die jede Hilfe zu spät kam. Hatten die Menschen wirklich gelernt in den letzten Monaten? Oder war dies hier nur militärisches Kalkül, weil man die Naats lebend brauchte?
Sein Trupp näherte sich Meter für Meter der Zentrale des Schiffes.
Auf einmal hörte er um eine Gangecke Stimmen. Mit einem Handzeichen brachte er die Naats zum Schweigen. Dann schlich er zur Ecke und drückte seinen Kopf vorsichtig um den Vorsprung.
Vor sich sah er den Rücken Jeethars, der in seinem bunten Hemd auch von hinten zu erkennen war. Links daneben erkannte er den Rücken eines Menschen und dann weiter links wieder die Gestalt eines weiteren Naats. Auch von hinten war der Mensch in der Mitte eindeutig an seiner Figur und der Haarfarbe zu erkennen: Reginald Bull.
Bull unterhielt sich im Augenblick mit den Personen in der Zentrale, die seinem Blick aber durch die breiten Rücken der Naats entzogen waren.
Bulls Stimme klang ruhig, beherrscht. Also war hoffentlich der letzte Widerstand gebrochen. Caine dankte seinem Schöpfer, dass dies ohne Blutvergießen geschehen war.
Shaneka war einen Moment lang sprachlos. Der Fremde hatte eine Art Mut, die an Wahnsinn grenzte. Ihr Blick schweifte zu ihrem Ersten Offizier. Dieser hatte nicht die Courage gehabt, die Waffe zu ziehen, als es vermutlich der richtige Moment dafür war. Jetzt war es auf jeden Fall zu spät.
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