PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
jetzt, dass Ihr Überfall auf mein Schiff geklappt hat?«, fragte Shaneka Bull und ignorierte die Naats in seiner Begleitung.
»Wenn unser Überfall nicht geklappt hätte, hätten wir auf größere Kaliber zurückgreifen müssen«, antwortete Bull ihr erstaunlich bereitwillig. »Wir melden der VEAST'ARK, dass wir das Schiff in der Gewalt haben.«
»Der VEAST'ARK?« Sie überlegte einen Moment. »Ich habe Gerüchte von einem Schiff gehört, das von Abtrünnigen gesteuert wird. Besseren Piraten.« Sie betrachtete Bull mit neuen Augen. »Es gibt sie also wirklich – jene, die das Auftauchen der Methans nutzen, um auf eigene Rechnung zu arbeiten. Und ihnen ist es gelungen, den Stolz der Flotte zu entwenden.«
Bull schnaubte. »Abtrünnige. Piraten. Korsaren. Am besten noch mit einer Totenkopfflagge. Und natürlich plündern wir Ihr Schiff, dann stoßen wir Sie einen nach dem anderen aus der Luftschleuse. Quatsch!«
»Was wollen Sie dann? Wer sind Sie wirklich, Bull?«
»Das ist eine lange Geschichte, Kommandantin, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Aber wir glauben nicht daran, dass die Naats keine Gefühle haben. Sie haben Regungen, Meinungen und das Recht, wie intelligente Lebewesen behandelt zu werden, nicht wie Kanonenfutter.«
»Doch Abtrünnige«, mischte sich Hagnor ter Gaden in das Gespräch ein.
»Wenn Ihnen das hilft, die Situation zu verstehen, sind wir Abtrünnige«, antwortete Bull dem Ersten Offizier. »Aber wir glauben, dass wir das Richtige tun.«
»Und was ist das Richtige?«, hakte Shaneka nach.
Bull überlegte einen Moment. »Ich weiß nicht, ob ich weiß, was das Richtige ist. Aber ich weiß, dass ich nicht wie Sie in eine Befehlskette eingebunden bin, die direkt von Arkon kommt. Ich weiß, dass es falsch ist, Blut zu vergießen, wenn es vermeidbar ist. Und ich weiß, dass Gewalt selten die richtige Lösung ist.« Er überlegte einen Moment. »Sie beide sollten jetzt die Zentrale räumen. Wäre es Ihnen recht, wenn Sie mich an einen Ort begleiten, wo wir uns besser unterhalten können?«
»Ich werde nirgendwo mit Ihnen hingehen!« Hagnor verschränkte die Arme vor der Brust.
Shaneka war klar, dass Hagnor ter Gaden niemals auf dieses Angebot eingehen würde. Und sie wusste auch, dass sie einen großen Fehler machte, wenn sie ohne ihren Ersten Offizier als Zeugen an einer Unterhaltung mit einem Feind teilnahm. Aber etwas an dem Fremden faszinierte sie. Weiß er mehr über das Kriegsrecht und die Bedrohung durch die Methans? Oder ist es, weil er die Naats wirklich wie fühlende, intelligente Wesen behandelt, nicht wie biologische Roboter? Oder gehe ich nur mit, um Hagnor ter Gaden zu ärgern?
»Hagnor«, sagte sie zu ihrem Ersten Offizier, »ich erwarte, dass Sie aufgrund der Lage an Bord keinen Versuch unternehmen, sinnlos Ihr Leben aufs Spiel zu setzen.« Dann sprach sie Bull direkt an: »Und ich bin neugierig auf Ihre Geschichte.«
»Gut.« Bull gab Anweisung an zwei Naats, dass sie den Ersten Offizier festsetzen sollten. Im Gehen warf Hagnor einen hasserfüllten Blick auf Bull, den dieser aber völlig ignorierte.
»Nun zu uns«, sagte Bull zu der Kommandantin.
7.
Auf der Suche
An Bord der IMH-TEKER, 8. Juni 2037
Eigentlich hatte Talamon Elnatiner in seine Kabine gebeten, damit sie sich über ihr weiteres Vorgehen austauschten. Aber im Moment ignorierte Talamon seinen Gast. Er war in seine Aufzeichnungen vertieft.
Belinkhar, wo bist du? Oft wanderten die Gedanken des Mehandor zu der interessantesten Frau, die er in seinem Leben je getroffen hatte.
Er war unsicher, was ihn antrieb. Sorge ich mich um eine Freundin, die auf einmal aus meinem Leben verschwunden war? Bin ich wirklich nur der treue Freund, der über ihr Schicksal grübelt? Oder mache ich mir selbst etwas vor?
Seinem Verständnis entzog sich, was passiert war. Auf einmal war die Matriarchin Belinkhar bereit gewesen, ihr ganzes Leben hinter sich zu lassen. Sie hatte ihren Tod inszeniert. Talamon hatte sie und ihre Begleiter auf der IMH-TEKER aufgenommen und sie zur Medowelt Isinglass XIV gebracht. Dort hatten sich ihre Wege getrennt.
Zum Glück war er in der Lage, ihren weiteren Weg zum Teil zu rekonstruieren. Es hatte nicht ausgereicht, dass sie angeblich tot war – sie hatte zu illegalen Mitteln gegriffen, um ihre Individualsignatur zu ändern. Ein Verbrechen, das nötig war, damit ihr niemand auf die Spur kam.
Er wusste, dass sie am Leben war. Auf der Passagierliste des Mehandorraumers HETH-KAPERK hatte er
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