PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
und könnte die wundervollen Gebäude aus der Nähe sehen. Eine Weile saugte sie die Bilder in sich auf, um die Gebäude kreisend, um dann wieder aus dem Bild herauszuzoomen und die Stadt aus der Höhe zu betrachten.
Dann beschäftigte sie sich mit den Ureinwohnern. Die Trebolaner waren fast so groß wie normale Arkoniden. Es waren Spinnenwesen, die Intelligenz entwickelt hatten. Ein zweigeteilter Körper mit acht Beinen am Oberkörper. Erstaunlich war, wie zerbrechlich sie aussahen. Die acht Beine trugen den Körper, aber das taten sie nur in der deutlich geringeren Schwerkraft Trebolas problemlos.
Sie litt nicht unter Arachnophobie. Daher betrachtete sie die fremden Wesen in ihrer ganzen Faszination. Sie drehte mit einer schnellen Handbewegung die holografische Ansicht eines Trebolaners, dann beobachtete sie ihn in Bewegung. Danach musterte sie eine Aufzeichnung einer Gruppe von Trebolanern, die sich mit dem Transport von Spinnenseide beschäftigten. Die Trebolaner kannten eine fast unüberschaubare Anzahl von Varianten dieses Materials. Viele davon – wie etwa die Tarnseide – mit Eigenschaften, die sie für das Imperium höchst attraktiv machten. Doch die Trebolaner hatten es bislang verstanden, die Geheimnisse der Seidenherstellung für sich zu behalten.
Shanekas Blick wanderte zum Holo des Nachbarplaneten Trebolas. Khebur war eine Wüstenwelt mit einer Schwerkraft, die geringfügig über der Arkons lag. Seine Sauerstoffatmosphäre war für die Trebolaner atembar, doch die doppelt so hohe Anziehungskraft überforderte ihre Körper. Es existierte nur eine kleine Kolonie der Spinnenwesen auf Khebur. Und selbst diese wurde dort lediglich von religiösem Eifer gehalten: Angeblich war dort vor einigen Jahrhunderten ein Raumschiff der »Goldenen« havariert, einer hochstehenden Zivilisation, die dem Imperium unbekannt war. Der Raumfahrer Vidaarm war auf die Goldenen gestoßen. Er hatte es fertiggebracht, das fehlende Ersatzteil für ihr Schiff auf Trebola anfertigen zu lassen. Doch als er nach Khebur zurückgekehrt war, hatte er anstelle des Schiffes lediglich ein Trümmerfeld vorgefunden.
Vidaarm war zum Herrscher Trebolas aufgestiegen, der Landeplatz der Goldenen war zur Kultstätte für die Spinnenwesen avanciert, vor neugierigen Blicken durch einen Schirm aus Tarnseide geschützt. Jeder Wunsch, jedes Gesuch, sich dort Zutritt zu verschaffen, war in der Vergangenheit von den Trebolanern abgelehnt worden. Aber dem Bericht eines gewissen Quetain Oktor war zu entnehmen, dass sich dort nichts befand, was das Interesse der Arkoniden rechtfertigte.
Shaneka kannte genug heidnische Heiligtümer , um das Muster zu erkennen. Der Ort war für die Ureinwohner wichtig, oft war er auch tabu. Wenn man dieses Tabu brach, dann hatte man einen Aufstand zu verantworten – und die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren das in den meisten Fällen gar nicht wert.
Shaneka betrachtete die Bilder in aller Ruhe. Bull unterbrach sie nicht, sondern beschäftigte sich auffällig leise mit anderen Aufgaben.
Als sie fertig war, ging sie zwei Schritte auf Bull zu. »Und warum wecken Sie mich? Kann ich Ihrer Meinung nach besser mit Spinnen reden als Sie?«
»Nein, darum geht es nicht.« Ein anderes Holo erschien vor ihr. Darauf waren Schiffsbewegungen im Trebola-System zu sehen.
Sie schaute erstaunt auf die Schiffskennungen und die vielen farbigen Körper. »Ein ganzer Verband des Großen Imperiums. Sie haben doch nicht vor, den anzugreifen?«
»Shaneka! Haben Sie so wenig über uns gelernt?«
»Ich bin mir manchmal unsicher.«
Bull drehte sich zu Jeethar. »Senden!« Der Naat kam dem Befehl sofort nach.
»Was tun Sie da?«, fragte Shaneka.
»Ich übermittle dem Verband unsere Zustimmung zu dem Marschbefehl. Natürlich soll sich die RANIR'TAN diesem Verband anschließen. Dann warten wir auf weitere Befehle.«
»Wir haben einen Marschbefehl? Bull, warum weiß ich nichts davon?« Unbewusst fiel sie wieder in den Tonfall, den sie ihrem bisherigen Ersten Offizier gegenüber stets angeschlagen hatte.
»Nun ja, Jeethar hat ein wenig nachgeholfen ...«
»Und Sie glauben, dass Sie so einfach einen Marschbefehl fälschen können?« Shaneka war von der Dreistigkeit Bulls überrascht.
»Schon geschehen«, mischte sich Jeethar ein. »Und keiner hat die Echtheit infrage gestellt. Wir werden kommentarlos aufgefordert, uns dem Verband anzuschließen.«
»Na also«, kommentierte Bull. »Geht doch.«
13.
Audienzen
Im Palast Vidaarms,
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