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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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echten.«
    Atlan
     
     
    4.
    Into Darkness
    Atlan
     
    Wie seltsam: Ich fühlte mich wohl.
    Ich marschierte durch die Wüste, mein Blut schien unter der Hitze zu kochen, und die Oase, auf die ich meinen sturen Blick richtete, wollte einfach nicht näher kommen ...
    ... aber ich fühlte mich wohl. Denn ich war zu Hause. Im Arkon-System. Die Sonne, die mir den Schweiß aus allen Poren trieb, war mein Heimatstern.
    Es hatte zehntausend Jahre gedauert, an diesen Ort zurückzukehren, und als ich damals gegangen war, hatte ich nicht geahnt, was vor mir lag. Wie hätte ich auch etwas wissen können von dem Ringen, von den Mächten, die mich offenbar als Auserwählten ansahen und mich als Werkzeug benutzten. Von der Unsterblichkeit. Von dem Untergang meiner Kolonie Atlantis. Von dem Tiefschlaf in einer Unterseekuppel.
    »Ishy«, hörte ich Iwan Goratschin sprechen. »Du könntest uns zur Aufmunterung ein hübsches Bild hierher zaubern.«
    »Dann hättest du eine Magierin mitnehmen müssen«, erwiderte die Japanerin.
    Goratschin blieb stehen. »Du weißt doch, was ich meine. Seit wann legst du jedes Wort auf die Goldwaage?«
    »Vielleicht seit ich mich frage, ob ich lieber mit Perry, Belinkhar und Chabalh hätte gehen sollen.«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Ist dir meine Gegenwart so unangenehm?«
    »Es geht nicht um dich, Atlan«, stellte sie klar. »Und um dich, Iwan, schon gar nicht. Es ist die Hitze! Und ... mal ehrlich, Witze über meine Mutantenfähigkeit? Ausgerechnet von dir?«
    »Ich weiß auch nicht, wie ich darauf kam«, sagte Goratschin schwach. Weder eine gute Rechtfertigung noch eine gute Ausrede.
    Ich konnte mir allerdings durchaus vorstellen, wieso er es gesagt hatte. Goratschin hatte schon vor Monaten versucht, seine eigene Gabe loszuwerden, die er als Fluch empfand. Er wollte kein Zündermutant mehr sein, der kraft seines Geistes atomare Explosionen auszulösen vermochte. Goratschin war eine lebende Waffe von einer Durchschlagskraft, die zwangsläufig Begehrlichkeiten weckte.
    Der Suggestor Clifford Monterny hatte sich Goratschins bedient, um sich selbst zum Herrscher der Erde aufzuschwingen. Nur kurze Zeit später hatten die beiden verbitterten Kosmonauten Artjom Tomisenkow und Alexander Baturin den Mutanten aufgespürt, der in einer Spezialklinik in der Nähe von San Francisco Zuflucht gefunden hatte. Sie hatten Goratschin dazu missbraucht, den offenen Kampf gegen die Fantan zu eröffnen, die überall auf der Erde nach Besun suchten. Der Plan war misslungen – und zwischen Iwan Goratschin und Ishy Matsu, die von den beiden Russen auf den Zünder angesetzt worden war, war eine tiefe Liebe gewachsen.
    Doch Goratschin hatte die Lehren der Vergangenheit nicht vergessen. Auf seine Bitte hin hatte der Ara Fulkar deshalb eine Gehirnoperation an ihm vorgenommen. Ohne Erfolg; Goratschins Gabe war nach wie vor intakt. Seitdem versuchte er mit seiner Macht und den vielen Widersprüchen seiner Biografie irgendwie zurechtzukommen, und ich hatte bei sehr vielen Menschen beobachtet, dass sie in derlei Situationen einen gewissen Galgenhumor entwickelten und ausgerechnet über ihre Probleme witzelten.
    Nur kamen Witze über Mutantenfähigkeiten gerade bei Ishy Matsu natürlich nicht gut an, und das hätte Iwan Goratschin wissen müssen. Die Japanerin war von Arkon und den Erlebnissen ihrer Weltraumodyssee sichtlich fasziniert, aber sie fürchtete sich auch. Sie hatte Angst davor, dass sie die Erwartungen nicht erfüllen könnte, die auf ihr lasteten, gerade weil sie eine Mutantin war.
    Fertig mit der Analyse?, spottete mein Gedankenbruder. Oder soll ich den beiden einen Termin bei Dr. Atlan verschaffen, damit du ihnen Lebensberatung erteilen kannst?
    Nicht einmal dieser bissige Kommentar trübte mein gutes Gefühl. Ich war zu Hause – zumindest in der Nähe, denn genau genommen lag Arkon I noch weit entfernt – und es gab eine konkrete Spur zum Epetran-Archiv, der wir nachgingen.
    Mit einem Mal fühlte ich mich, als wäre das Leben wieder lebenswerter, als hätte alles einen viel tieferen Sinn als während der letzten zehn Jahrtausende. Es gab konkrete, naheliegende Ziele, für die es sich zu arbeiten lohnte.
    Andererseits wusste ich natürlich, dass Arkon I nicht mehr dieselbe Welt sein würde wie in der Vergangenheit, dass buchstäblich jeder, den ich damals gekannt oder geliebt hatte, inzwischen bestenfalls noch eine Erinnerung war. Ich selbst war kaum mehr als ein bizarres Relikt.
    Insofern musste sich noch zeigen,

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