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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ob sich die Unsterblichkeit, die mir letztendlich den langen Weg nach Hause geebnet hatte, eher als Segen oder als Fluch herausstellte.
    Womit wir wieder beim Thema wären, kommentierte der Extrasinn. Segen oder Fluch? Diese Frage stellen sich auch Iwan Goratschin und Ishy Matsu in Hinblick auf ihre Gaben.
    Ich konnte mir als gedankliche Antwort ein Fertig mit der Analyse? nicht verkneifen.
    Mein Gedankenbruder schwieg beleidigt.
    Zu dritt näherten wir uns der Oase. Ich ließ mich von dem optischen Eindruck nicht täuschen, dass die Entfernung sich nicht änderte. Was uns dort erwartete, blieb allerdings die Frage.
    Es hieß, dass Onat da Heskmar, der Mann, der nach Crests Worten die Erkenntnis auf anderem Weg gefunden hatte, inzwischen ein Leben unter den Nomaden von Iprasa führte. In seiner letzten offiziell bekannten Nachricht hatte er angekündigt, diese Oase in der Nähe des Faehrl aufzusuchen – es war der Ort, an dem er vor Jahren untergetaucht war.
    Die Spur war kalt – oder genauer gesagt, sie war kälter als kalt, aber es war die einzige, der wir momentan folgen konnten. Darum war dieser Ort mindestens so gut wie jeder andere. Ein Mann wie Onat würde hoffentlich Eindruck hinterlassen haben. Es kam selten genug vor, dass ein hochgebildeter Arkonide ausstieg und sich den Iprasa-Nomaden anschloss, die ein einfaches, technikfreies Leben führten.
    Wir marschierten weiter. Ich erinnerte mich an eine Zeit auf der Erde, die ich in der Gesellschaft von Nomaden in der Sahara verbracht hatte – es lag Jahrtausende zurück, geradezu unzählige Wachzyklen während meiner Tiefschlafphase. Damals hatte ich viel über das Leben in der Wüste gelernt, unter anderem, in einer lebensfeindlichen Umgebung schlicht zu überleben.
    Wir waren schlecht ausgestattet zu unserer Reise gestartet. An Bord der TIA'IR hatten wir uns nur notdürftig ausrüsten können. Aber immerhin verfügten wir über ausreichende finanzielle Mittel. In der Oase konnten wir damit hoffentlich einiges kaufen. Geeignete Kleidung etwa, die uns am Tag vor der Sonne schützte und in der Nacht vor der eisigen Kälte, die diesen Landstrich heimsuchte, wenn man sich nicht gerade direkt am Ufer des Magmameers aufhielt. Was keinem zu raten war. Die plötzlichen Eruptionen hatten schon so manchen Leichtsinnigen mit einem Schwall glutflüssigen Gesteins überschüttet, während er das Naturspektakel bewunderte.
    »Ishy«, sagte ich.
    Sie drehte sich im Gehen zu mir um. »Atlan?«
    »Wenn wir in der Oase sind, suchen wir einen stillen Platz. Wir ruhen uns aus, trinken etwas, nehmen die Gastfreundschaft der Nomaden an ...«
    »Falls sie sich uns gegenüber gastfreundlich zeigen«, warf Goratschin ein.
    »Das werden sie«, gab ich mich überzeugt. »Und nach einer angemessenen Ruhepause sehen Iwan und ich uns in der Oase um. Wir reden mit den Leuten, stellen Fragen.«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Ishy Matsu. »Dass ich mich aufs Nichtstun verlegen soll?«
    »Ganz im Gegenteil. Du sollst dich ... weitläufiger umsehen als wir. Mit deiner Paragabe. Und du wirst mit niemandem darüber sprechen, außer mit uns.«
    Sie dachte kurz nach. »Ich nehme deinen Vorschlag an, Atlan. Das ist es doch, oder? Ein Vorschlag?«
    Ich nickte. »Ich falle allzu leicht in die Rolle des Anführers. Wie soll ich sagen – die letzten zehntausend Jahre haben mich eben geprägt.«
    Ishy Matsu lachte, und wir fielen mit ein. Es war ein angenehmes Gefühl, für einen Moment alles andere zu vergessen und nur für diesen Augenblick zu leben. Als ich mich zu meinen Gefährten umdrehte, schaute ich erstmals seit Langem nicht mehr in Richtung der Oase, sondern zurück zum Faehrl.
    Die gigantische Mauer, die sich rund um das Institut zog, bildete auch von diesem Ort aus noch ein imposantes Monument. Und doch war sie ein bescheidenes, geradezu kleines Bauwerk im Vergleich zu den beiden Pyramiden, die daneben aufragten. Diese gewaltigen steinernen Gebilde sahen aus, als hätten sie ein tiefschwarzes Loch in die Landschaft gestanzt. Sie stammten von den Taa, den insektoiden Ureinwohnern Iprasas – eine Art, über die ich kaum etwas wusste. Sie lebten gemeinschaftlich und streng hierarchisch organisiert wie Ameisen ... Damit erschöpfte sich mein Kenntnisstand über diese Wesen, die auf Iprasa entstanden und von den Arkoniden in die Bedeutungslosigkeit verdrängt worden waren, als sie diese Welt besiedelt hatten.
    Wie Ameisen, kommentierte der Extrasinn. Du denkst automatisch an Insekten

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