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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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der Erde. Wie wäre es mit: Sie leben gemeinschaftlich und streng hierarchisch organisiert wie Tralgii?
    Die Bedeutung dieses Vergleichs ist dieselbe, antwortete ich gedanklich, nur habe ich Tralgii seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, genau wie alle anderen auf Arkon heimischen Insektenarten, während mir Ameisen zuletzt oft über den Weg gelaufen sind.
    Trotzdem bist du ein Arkonide und kein Mensch.
    Ich widersprach nicht.
     
    Schon von Weitem sahen wir einige Nomaden, die im Schatten der Oase ihr Lager aufgeschlagen hatten. Dicht über dem Boden spannten sich zahlreiche bunte Stoffsegel auf hölzernen Stützen.
    Zwei Nomaden kamen auf uns zu. Sie trugen mehrfach geknotete, kuttenartige Gewänder, die sich auch über den Hinterkopf schlangen und nur das Gesicht frei ließen. Die Sonne hatte die Haut dunkel gebrannt und rissig werden lassen. Die Augen allerdings blickten lebendig, jung und tiefrot; das Weiße darum war völlig klar und stach leuchtend hervor.
    Erst als unser Begrüßungskomitee dicht vor uns stand, bemerkte ich, dass es sich um zwei blutjunge Frauen handelte. Die Gewänder verschleierten ihre Figur fast vollständig. »Wanderer«, sagte eine der Nomadinnen, »was treibt euch nach Iprasa-Forrgan?«
    »Das Leben«, erwiderte ich unverbindlich. »Und der Wunsch, etwas Schatten und Kühle bei euch zu finden.« Ich störte mich nicht daran, von ihnen vertraut angesprochen zu werden. Ich hatte schon mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass verschworene Gemeinschaften wie die Iprasa-Nomaden die informelle Anrede bevorzugten. Dass sie diesen Umgangston auch auf uns anwandten, war kein Zeichen von Respektlosigkeit, sondern ermutigend.
    »Das sei euch gewährt«, sagte sie. Ihre Stimme klang wie Honig in meinen Ohren. »Mein Name lautet Oradia.«
    Wir stellten uns ebenfalls vor. Ihre Begleiterin nannte ihren Namen allerdings nicht.
    Oradia verneigte sich leicht, legte dabei die Hände überkreuzt vor den Oberkörper. »Ich sehe, ihr seid nicht weit durch die Wüste gewandert. Ihr kommt vom Faehrl?«
    Es gab keinen Grund zu lügen. »Nicht ganz. Freunde von uns wollen ihren Weg als Hertasonen gehen. Wir sind mit ihnen nach Iprasa geflogen, haben uns aber eurer Oase zugewandt.« Ich lächelte. »Euch zugewandt.«
    Oradia lächelte zurück, aber ich wusste nicht, ob es ihre Augen erreichte. Sie war wie ein versiegeltes Buch für mich, und ihre Stimme klang von Wort zu Wort süßer. »Die Dunkelheit wird bald hereinbrechen und mit ihr die Kälte.«
    »Ranton ar Zhym-i-Thos«, sagte ich – »Welt aus Feuer und Eis«. So lautete Iprasas ursprünglicher Name. »Nach dem Feuer der Sonnenglut wartet die Eiseskälte der Nacht.«
    Die Nomadin schloss kurz die Augen. »Hast du bei deinem Anflug Iprasa nicht als Ganzes gesehen?«
    »Wieso fragst du?«
    »Die Taa nannten Iprasa nicht wegen des Rhythmus von Tag und Nacht in der Wüste die ›Welt aus Feuer und Eis‹.«
    »Sondern weil die Hälfte des Planeten ausgetrocknete Dürre ist und die andere Hälfte aus Gletschern besteht«, mischte sich Iwan Goratschin zum ersten Mal ins Gespräch. »Ich habe die Augen während des Anflugs tatsächlich offen gehalten.«
    »Du sagst es so abfällig, Fremder«, sagte Oradia. »Du kommst hierher und findest nur Verachtung für meine Heimat?«
    »Keinesfalls, ich ... ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Folgt uns!« Beide Nomadinnen drehten sich gleichzeitig um und gingen rasch in Richtung der Oase. Ihre Füße waren nackt; den Abdrücken im Sand zufolge fehlten der Frau, die bislang geschwiegen hatte, mehrere Zehen.
    »Du hast die Taa erwähnt«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Leben einige von ihnen in der Oase?«
    »Taa?« Oradia klang amüsiert. »Sie halten sich in der Umgebung ihrer Pyramiden auf. Bis zu uns kommen sie so gut wie nie. Wir interessieren uns nicht für sie, sie nicht für uns.«
    »Es gilt also ein Leben-und-leben-Lassen?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Fürchtet ihr die Taa?«
    »Wieso sollten wir das? Wir bewohnen diesen Planeten gemeinsam, und es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern. Sie sind anders als wir. Wir nehmen uns nichts weg.«
    Die Oase war entgegen aller Klischees kein Ort blühenden Lebens, aber es wuchsen dort etliche dürre Tsobaldyr-Bäume, und es gab einige Brunnen. Rund um die Baumwurzeln, die weit aus der Erde ragten, fanden Gras und gräuliche Flechten eine Nische zum Überleben.
    Bald standen wir gemeinsam vor einem der gespannten Segel, unter denen breite Löcher in den erst

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