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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sandigen, dann lehmigen Boden gegraben worden waren. Darin wohnten offenbar die Nomaden, solange sie sich im Gebiet der Oase aufhielten.
    Oradia hatte mein Interesse bemerkt. »Die Höhlen bleiben leer, bis jemand sie bezieht. Sie gehören dann diesem Bewohner, bis er beschließt, die Oase wieder zu verlassen; dann stehen sie dem nächsten offen. Hier ist ein Ort der Ruhe, aber wir bleiben nicht lange – es zieht uns nach draußen. In die Einsamkeit.«
    »Es ist dir hier nicht einsam genug?«, wunderte ich mich.
    »Einsam? Hier?« Sie lachte. »Ich bin in der Nähe des Feuerufers geboren.«
    »Beim Magmameer?«, fragte Ishy Matsu verblüfft.
    »Es ist ein erhabener Ort. Frauen, die dort gebären, sind mit Stärke erfüllt und entlassen ihr Kind gesegnet in diese Welt. Meine Mutter brachte mich genau dort zur Welt, wo der Feuerstrom in das Magmameer fließt.«
    Ich dachte an das wenige, was ich darüber wusste; an die glutflüssigen Eruptionen und die Todesfälle. »Aber es ist auch ein gefährlicher Ort. Wird nicht das Ufer hin und wieder überflossen und ...«
    »Es ist ein Ort des Lebens und des Todes. Wer dorthin geht, sollte wissen, was er tut.«
    »Ich hörte von vielen Toten.«
    »Narren!«, ereiferte sich Oradia. »Meist gescheiterte Hertasonen, die an diesem Ort Erkenntnis und Trost suchen. Aber sie wissen nicht, was sie tun. Wer Ranton ar Zhym-i-Thos nicht kennt, der sollte sich nicht in Gefahr begeben. Aber ich rede zu viel. Ruht euch aus! Wir stellen euch eine der Wohnhöhlen zur Verfügung. Meine Freundin wird euch zu trinken bringen.«
    Wir bedankten uns und folgten Oradia. Die zweite Nomadin entfernte sich ohne ein einziges Wort.
    »Vermag sie nicht zu sprechen?«, fragte ich.
    »Das Leben hat sie fast getötet.«
    »Du meinst ... die Wüste? Oder ...«
    »Männer überfielen sie und taten ihr Gewalt an. Sie lag in der Wüste, und bis ich sie fand, war sie fast tot. Doch selbst die Kälte der Nacht hat nicht so in ihrem Körper gewütet, wie es ihr zuvor angetan wurde.«
    Ich sah, wie Iwan Goratschins Haltung sich anspannte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Einige Zehen deiner Freundin sind erfroren«, sagte ich.
    Zum ersten Mal schaute mich Oradia mit echtem Interesse an. »Du beobachtest gut. Die Schäden der Gewalt sitzen tiefer. Sie reichen in ihre Seele. Ich habe sie damals gerettet. Sie gehört nun zu mir, und sie spricht mit niemandem außer mir.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Das werden wir respektieren.«
    Oradia lachte. »Es bleibt euch sowieso keine Wahl. Ihr werdet nichts daran ändern, dass sie sich entschieden hat, für immer zu schweigen.« Unvermittelt wurde sie ernst. »Du hast mich nach den Taa gefragt. Denk an meine Freundin und beantworte dir die Frage selbst – wieso sollten wir ausgerechnet die Taa fürchten?«
     
    Oradia ging voran zu der Höhle, die uns die Nomaden freundlicherweise zur Verfügung stellten. Sie reichte etwa fünf Meter in die Tiefe, wir konnten sie halbwegs bequem durch steile Stufen betreten, die erst in den Sand, danach in das dünne Erdreich gegraben und schließlich in das Gestein gehauen worden waren.
    Am Boden der Höhle war es überraschend kühl, sehr angenehm. Eine Schicht aus getrockneten Blättern bedeckte ihn, außerdem lagen dort einige zerschlissene Pelze. Das gespannte Segel verhinderte, dass die Sonnenstrahlen in die Tiefe fielen. Uns dreien blieb gerade genug Platz, dass wir uns auf dem Boden ausstrecken könnten.
    »Wenn ihr wollt, dürft ihr auch übernachten!«, rief die Nomadin uns zu. »Die Temperatur bleibt dort immer weit oberhalb des Gefrierpunkts.« Sie zog sich zurück, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Eine einfache, aber effektive Methode, sich vor extremer Hitze wie Kälte zu schützen«, sagte Goratschin.
    »Besonders einfach kommt es mir nicht vor, sich in diesem massiven Gestein bis zu dieser Tiefe vorzuarbeiten«, widersprach Ishy Matsu. »Zumindest nicht ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Technologie, aber dafür scheinen sich die Nomaden nicht zu interessieren.«
    Ich musterte die grob gehauenen Wände. Es sah nach äußerst mühsamer Arbeit aus, die irgendwer vor langer Zeit geleistet hatte.
    »Wenn die Höhle einmal ausgegraben ist, bietet sie dauerhaft Schutz«, sagte Goratschin. »Klingt nach einer guten Investition.«
    Wir ruhten einige Zeit und tranken das Wasser, das Oradias Freundin uns wie versprochen brachte.
    Etwa zwei Stunden später verließ Iwan Goratschin mit mir unser Quartier. Ishy Matsu blieb

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