PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis
bestgesicherten Raum, den kaum jemand jemals betrat – im zentralen Trichterbau inmitten der drei Ringgebäude der Prüfungen?
Eine der Hertasoninnen eilte auf ihn zu. Rhodan war verblüfft, bis ihm klar wurde, dass die junge Arkonidin nicht etwa zu ihm wollte, sondern zu dem Ara neben ihm: ein alles andere als redseliger Zeitgenosse, der noch kein einziges Wort gesprochen hatte und auch auf Rhodans Kontaktversuche nicht eingegangen war.
»Sie haben es vollbracht, Talisha«, sagte der Ara.
Rhodan sah diese Hertasonin zum ersten Mal so nah, dass er erkannte, wie jung sie aussah. Ein Mädchen, dachte er, höchstens vierzehn, fünfzehn Jahre. Oder täuschte er sich? Womöglich glichen sich Arkoniden und Menschen der Erde in dieser Hinsicht in ihrer Entwicklung nicht.
»Ich benötige nun eine Injektion«, antwortete Talisha. Ihr rechtes Augenlid zuckte, der Mundwinkel hing herab, sodass sie undeutlich sprach.
»Es ist ein Wunder«, sagte der Ara, »dass Sie so lange durchgehalten haben. Die Injektion liegt in Ihrem Zimmer bereit. Ich muss mit Kishori reden. Wenn die zweite Prüfung noch mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist währenddessen eine Medikamentengabe notwendig.« Offenbar fungierte der Ara nicht nur als ihr Ehrendiener, sondern auch als ihr Arzt; viele Aras waren Mediziner.
Das Arkonidenmädchen verneinte. »Es ist gegen die Regeln.«
»Aber wenn es aus medizinischen Gründen ...«
»Vergessen Sie es«, unterbrach Talisha. »Es wird mir auch so gelingen.« Sie ging los. »Begleiten Sie mich, Narram?«
»Ich komme nach, sowie ich mit Kishori gesprochen habe. Oder benötigen Sie meine Unterstützung?«
Talisha breitete die Arme aus. Ihr Augenlid zuckte wieder. »Sieht das aus wie ein Notfall? Ich halte mich noch bestens unter Kontrolle.« Sie verließ den Raum durch einen der anschließenden Korridore.
Der Ara Narram rief Kishoris Namen, als der alte Lehrmeister gerade an ihnen vorübergehen wollte.
Rhodan, den die Entwicklung interessierte, blieb einfach stehen – es war gut, über Belinkhars Konkurrenten Bescheid zu wissen. Solange sich der Ara nicht um Geheimhaltung bemühte, sollte es ihm recht sein. Um Belinkhar konnte er sich ohnehin nicht kümmern; sie sprach am Tisch mit Estar da Tesmet.
Kishori kam zu ihnen. »Was wünschen Sie, Ehrendiener?«, fragte er den Ara.
»Die Hertasonin Talisha ist krank, wie Sie wissen.«
»Wir haben darüber gesprochen. Da es jedem Schüler freisteht, die Prüfungen zu einem späteren Zeitpunkt anzutreten, berücksichtigen unsere Regeln Krankheitsfälle nicht.«
»Sie wird nicht wieder gesund werden.«
Kishori ließ die Leuchtbälle fallen; sie lösten sich auf. »Das bedauere ich, aber es ändert nichts an den Tatsachen. Wollen Sie diesen Punkt nicht unter vier Augen mit mir besprechen? Ich kann Ihnen einen Termin geben.«
»Es gibt keinen Grund dazu, es weiter aufzuschieben«, sagte der Ara. »Außerdem haben weder ich noch Talisha etwas zu verbergen. Ihre Krankheit ist nichts, wofür sie sich schämen müsste. Das Andoria-Syndrom lässt ihr noch fünf, höchstens zehn Jahre – und diese will sie effektiv verbringen. Sie hat lange auf diesen Tag hingearbeitet. Sie mag wie ein Kind aussehen, aber das ändert nichts daran, dass sie eine hoch angesehene Wissenschaftlerin ist!«
»Das alles ist mir bekannt«, versicherte Kishori. »Und ich kenne ihre bisherigen Verdienste. Aber ich kann nichts für sie tun. Jeder Hertasone wird gleich behandelt.«
»Sie wird während der zweiten Prüfung womöglich eine Injektion benötigen!«
»Ich kann nichts für sie tun«, wiederholte der alte Lehrmeister und wandte sich ab.
Rhodan ging ihm nach, wartete auf den geeigneten Moment. Im Unterschied zu Narram wollte er durchaus vermeiden, dass jemand das Gespräch mithörte.
»Kishori?«, fragte er, als dieser kurz vor der Tür stand, durch die er den Raum wieder verlassen wollte. Niemand hielt sich momentan in unmittelbarer Nähe auf.
»Sirran Taleh ... was kann ich für Sie tun?« Kishori klang unruhig, ungeduldig.
»Als Ehrendiener habe ich mich mit der Geschichte des Faehrl beschäftigt«, behauptete Rhodan. »Allerdings konnte ich nichts über die Ursprünge der Ark Summia herausfinden.«
»Dafür gibt es einen einfachen Grund«, sagte der Alte. »Sie liegen im Dunkeln. Im Laufe der Jahrtausende hat die Tradition die historischen Wurzeln überformt – sie sind in Vergessenheit geraten.«
»Handelt es sich tatsächlich um Jahrtausende?«, fragte Rhodan. Natürlich
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