PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
entpuppt sich als Schweberobot.
»»Die Temperatur in der Stadt beträgt 23 Grad. Für Mitternacht wurde ein halbstündiger leichter Nieselregen angekündigt. Empfehlung für die nächsten Stunden ist das Starlight Inn mit einem neuen Programm zalitischer...«
»»Es reicht!«, unterbreche ich schroff. Während ich mich abtrockne, flattert der Robot hinter mich und bringt meine Haare in Ordnung. »»Ein Vorschlag zur besseren Präsentation, Ron«, schnarrt er. »»Regenbogenfluoreszenz. Farbe und Intensität werden von deinen Emotionen bestimmt.«
»»Ich weiß. Aber ich halte nichts von diesem emotionalen Voyeurismus. Solange ich das nicht bewusst steuern kann...«
»»Wie willst du anders schnell und ehrlich Kontakt finden, Ron? Grün symbolisiert Interesse, rot sexuelles Begehren. Die Erfolgsquoten beweisen unwiderlegbar...«
Unwillig fahre ich herum. Die Libelle taumelt, als ich sie mit dem Arm streife. »»Wie ich mein Leben außerhalb dieser Wände gestalte, überlass mir!
Du bist zu freizügig programmiert, ich werde einen Fix einspielen.« Bei den letzten Worten sehe ich die Libelle schon nicht mehr, sie ist behände zwischen den Pflanzen untergetaucht.
Ich justiere die Panoramaverglasung auf einseitig transparent. Ein grelles Lichtermeer flutet herein. Aus dem 147. Stockwerk bietet sich ein einigermaßen guter Überblick über die Metropole, bis hinüber zu den fernen Raumhäfen. In Minutenabständen starten und landen Kugelraumer; für kurze Zeit wirken sie wie Sternschnuppen, die in großer Höhe aufflammen und ebenso schnell wieder erlöschen.
Winzig wie Ameisen die Menschen unter mir, der Verkehr bildet ein unentwirrbares Chaos auf vielen Ebenen.
Ein monströser Schatten lässt mich zusammenzucken. Gefahr!, schreit etwas in mir. Ich versteife mich in Erwartung eines vernichtenden Aufpralls, obwohl Prallfelder in der Fassade eine Kollision verhindern. Der Gleiter ist riesig, er sinkt vor meinem Fenster abwärts und folgt der Spiralwindung des Turms. Ein holografisches Schriftband am Heck verkündet: »Terrania Sightseeing Tours«. Im Innern 200 Schaulustige aus vielen Bereichen der Milchstraße. Ich hasse diese organisierten Reisen, sie zerstören den letzten Rest von Individualität. Ich verdunkle die Verglasung wieder.
Ich wurde zu spät geboren. Das ist mein Problem. Um einige tausend Jahre zu spät. Früher gab es noch das Unbekannte und Fremde, den Reiz der Entdeckung. Aber heute? Das Leben ist leicht und einfach wie nie - allen galaktischen Konflikten zum Trotz. Wenn die Nachrichten Raumschlachten zeigen, bleibt das oberflächlich und ist kaum anders als die ungezählten Trivid-Szenen. Realität und Fiktion sind häufig nicht voneinander zu unterscheiden.
Uns Terranern wurde eine transparente Glocke übergestülpt. Hier sind wir, hier hat sich unser Leben abzuspielen, aber das Reizvolle auf der anderen Seite erleben nur wenige Auserwählte. Den Männern und Frauen der Raumflotte steht das Universum offen...
... meine Bewerbung wurde abgelehnt. Mit 53 zu alt. Lächerlich. Aber trotzdem nicht zu ändern.
Vielleicht, rede ich mir ein, wäre ich bei den großen Materialschlachten am Sternenfenster ums Leben gekommen.
Egal.
Ich will aus meiner Haut heraus, doch genau das kann ich nicht. Manchmal fühle ich mich wie die Puppe, aus der bald ein Schmetterling schlüpfen wird. Nur fehlt mir die Kraft zur letzten entscheidenden Anstrengung. Wahrscheinlich werde ich sie nie aufbringen.
»»Träume weiter, Ron.« Die eigene Stimme schreckt mich auf. Aber genau das ist mein Problem: Ich träume nur. Weil ich zu behütet aufgewachsen bin. Nie habe ich Entscheidungen von echter Tragweite treffen müssen. Das Leben ist keine Herausforderung.
Die Luft flimmert. Zwischen mir und dem kleinen See verdichtet sich die Holowand. »»Eine Sondersendung aller terranischen Nachrichtendienste«, flüstert die vertraute Servostimme. »»Der Empfangsbereich erstreckt sich ausschließlich auf das Solsystem.«
Das ist ungewöhnlich. Schlechte Neuigkeiten? Ich kann es mir kaum vorstellen. Was sollte schwerer wiegen als der überstandene Krieg gegen das Reich Tradom?
Das Symbol der Solaren Residenz stabilisiert sich. Störungen überlagern das Bild. Ich kneife die Brauen zusammen und warte.
Aus dem Flirren heraus verdichtet sich Reginald Bulls Konterfei. Die Arbeit der Maskenbildner kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sein Gesicht gerötet ist. Er schwitzt. »»Soeben«, verkündet er, »»habe ich für
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