PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
erstarb, als mich ein heftiger Stoß von den Beinen warf. Ich schaffte es nicht mehr, mich abzufangen und rutschte über den Boden. Blutige Schleier wogten vor meinen Augen. Jetzt nicht die Besinnung verlieren - weiter! Die Schmerzen wurden unerträglich, aber irgendwie kam ich wieder auf die Beine.
Vor mir musste der Weg zum Liftschacht sein. Mehr als ein verschwommenes Abbild der Umgebung nahm ich ohnehin nicht mehr wahr, und alles sah so verflucht ähnlich aus. Ich taumelte gegen eine hüfthohe Wand, verfing mich zwischen den daraus hervorstechenden Stangen.
In dem Moment zerplatzte die Verglasung. Ich muss wohl geschrieen haben, als der peitschende Knall die Welt in Totenstille versinken ließ. Eine ungeheure Druckwelle fegte Splitter heran, dann schlug sengende Hitze über mir zusammen.
Die Schmerzen waren heftiger geworden. Übergangslos fiel ich aus der wohligen, pochenden Geborgenheit meiner Ohnmacht in die Wirklichkeit zurück. Es musste mein Röcheln gewesen sein, das mich aufgeschreckt hatte; ich bekam kaum noch Luft. Eine schwere Last drückte auf den Brustkorb.
Ich war eingeklemmt und unfähig, die Arme zu bewegen. Die Hitze wurde unerträglich. Feuerschein erfüllte die Luft. Mühsam schaffte ich es, wenigstens den Kopf zu drehen. Ich musste wissen, wie weit die Glut schon um sich gegriffen hatte. Immer noch war ich taub, in meinen Ohren knackte und pochte es.
Halb verkrampft hing ich zwischen irgendwelchen Trümmern. Als ich zurückblickte, stand die Welt für mich Kopf, ein ungewohnter Anblick. Wo bis vor wenigen Minuten noch die imposante Fensterfront gewesen war, gähnte ein gewaltiges Loch. Teile der Decke waren herabgebrochen; Stahlträger und Mauerschutt bildeten ein undurchdringliches Chaos. An vielen Stellen sonderten brennende Kunststoffe dichten Qualm ab.
Draußen huschten die Jäger vorbei - tödliche Schatten, unheimlich. Ich spürte, dass sie auf den Ordensturm feuerten, aber ich hörte nichts. Das Gebäude bebte, schien sich manchmal sogar aufzubäumen.
Weitere Deckensegmente brachen herab. Staub und Glut wirbelten auf.
Eine Berührung an der Schulter. Ich schreckte zusammen.
Aber nahezu gleichzeitig schob sich Rhodans Gesicht in mein Blickfeld. Was er sagte, verstand ich nicht. Er blickte mich forschend an, bewegte erneut, aber diesmal deutlicher, die Lippen. Offenbar wollte er wissen, ob ich meine Beine noch spürte.
»Ich höre nichts«, brachte ich hervor.
Er kniff die Brauen zusammen und musterte mich eindringlich.
»Mein Rückgrat... ist in Ordnung.«
»Okay.« Das konnte ich ihm vom Mund ablesen. Mühsam wuchtete er die ersten Trümmer zur Seite. Der Schweiß rann ihm in Strömen übers Gesicht und hinterließ glänzende Spuren auf der rußgeschwärzten Haut.
Wie lange Perry Rhodan versuchte, mir zu helfen, weiß ich nicht; ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Irgendwann richtete er sich auf und schaute mich besorgt an.
»Geh!«, herrschte ich ihn an. Allmählich glaubte ich, wenigstens die eigene Stimme wieder zu hören. »Die anderen brauchen dich dringender!«
Er bückte sich, wuchtete einen der Balken hoch und rammte ihn mit aller Kraft zwischen den Schutt. Ich brüllte dabei wie am Spieß, aber schon im nächsten Moment bekam ich mehr Luft. Rhodan benutzte den Balken als Hebel. Mauerbrocken rollten zur Seite. Qualvolle Augenblicke vergingen, aber er schaffte es. Ich bekam meinen rechten Arm frei und konnte gleich darauf endlich wieder freier atmen.
»Versuche, dich nach vorne zu ziehen. Ich kann das Geröll nicht mehr lange zurückhalten.«
Irgendwie verstand ich ihn. Nicht jedes Wort, aber ich reimte mir das Gesagte zusammen. Mit aller Kraft wälzte ich mich herum, zog die Beine an und versuchte, auf die Knie zu kommen. Ein paar Zentimeter noch; meine Finger ertasteten einen Riss im Boden, ich verkrallte mich darin und spannte die Muskeln an. Ein letzter Ruck, ich spürte, dass etwas hinter mir nachgab und warf mich mit einer letzten Anstrengung nach vorn.
Der Ordensturm erbebte bis in die Grundfesten. Dreck regnete von der Decke herab. Die Beben waren das Heftigste, was ich bislang gespürt hatte. Explosionsgeräusche hallten durch das Gebäude; noch schienen sie weit entfernt, aber das konnte sich sehr schnell ändern.
Erstickend lag der Staub auf den Atemwegen. Ich kam schwankend auf die Beine. Hustend und nach Luft ringend, taumelte ich weiter. Rhodan zog mich mit sich.
Überall brannte es. Im Salventakt jagten die Geschütze der Jäger ihre
Weitere Kostenlose Bücher