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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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erst richtig bewusst, wie wenig die beiden zu beneiden waren.
    Da war plötzlich ein seltsames, vibrierendes Geräusch, ein schriller Ton an der Grenze der Hörbarkeit, der sich hartnäckig festsetzte. Dieser Ton schmerzte nicht nur, er zwang mich sogar, hastiger zu atmen. Zugleich spürte ich einen stärker werdenden Kopfschmerz, der sich bis in den Nacken hinabzog. Ich sah es an den Gesichtern der anderen, dass es ihnen ähnlich erging.
    »Sie kommen...!«
    Ein Mann schrie. Er machte einen Schritt vorwärts, dann noch einen, rannte los. Andere folgten ihm. Sie starrten durch die Panoramafenster hinaus auf die Stadt, über der ein Schwarm düsterer Flugkörper erschienen war. Fünfzig oder mehr mussten es sein. Sie wogten heran wie Insekten auf der Jagd nach Beute.
    Schmal wirkten sie von vorn und zugleich bedrohlich. Der Schwarm glitt nach zwei Seiten auseinander... teilte sich weiter... Jäger! Die Assoziation drängte sich auf. Sie erinnerten an irdische Rochen. Eine einzige schmale Schwinge bildete den Rumpf, an den äußeren Enden nach vorne geschwungen und spitz zulaufend. Auch der Bug war als Doppelspitze ausgeformt - vielleicht war es gerade das, was sie wie Rochen erscheinen ließ. Von diesen Spitzen ausgehend verliefen zwei verdickte Stränge schräg nach hinten, der Rumpf dazwischen wurde klobiger. Ich verstand zu wenig von Raumfahrttechnik, doch in diesem Bereich arbeitete wohl die Besatzung, dort waren auch die Antriebsaggregate untergebracht. Und die Waffenprojektoren.
    Die ersten Jäger rasten auf den Ordensturm zu, stellten sich auf eine Schwingenkante auf und verschwanden seitlich aus dem Sichtfeld.
    Hinter mir rief eine Stimme Befehle. Rhodan oder Bull, keine Ahnung, wer von beiden. Ich achtete auch nicht darauf, sondern hatte nur Augen für die heranwogenden Jäger. Vielleicht fünfzig, höchstens hundert Meter vor den Fenstern zog einer der Jäger vorüber. Ich glaubte zu spüren, dass die Wände bebten. Flüchtig sah ich unter dem Rumpf eine geschwungene Kanzel und glaubte sogar, humanoide Formen zu erkennen.
    Jemand packte mich am Arm und wollte mich mit sich ziehen. »Wir müssen hier weg! Komm endlich!«
    Ich schüttelte die Hand ab. Eine Stimme erklärte mich für verrückt. Dann wurde es leiser um mich herum.
    Immer noch starrte ich nach draußen. Das Gros der Flotte drängte heran. Zwei große Gleiter, die den Kurs der Jäger kreuzten, wurden von grün leuchtenden Strahlen getroffen. Über eine Strecke von etlichen hundert Metern hinweg konnte ich verfolgen, wie sich ihre
    Außenhülle auflöste, Entladungen zwischen den Antriebsaggregaten aufzuckten und schließlich mehrere kleine Explosionen die kläglichen Fragmente vollends zerrissen.
    Ich war fasziniert und abgestoßen zugleich. Die Zukunft erschien mir nicht besser als meine eigene Gegenwart oder die Vergangenheit. Offenbar lernten Intelligenzen nie dazu. Setzten sie ihren Verstand wirklich nur dazu ein, immer neue und effektivere Mordmaschinen zu ersinnen?
    Ich war unfähig, mich um meine eigene Sicherheit zu sorgen. Auf gewisse Weise war mir sogar egal, was geschehen würde. Konnte ich in der Zukunft überhaupt sterben? Das war nicht meine Zeit; alle meine sterblichen Überreste mussten sich längst in Atome verflüchtigt haben.
    »Ron Dyke, hörst du nicht...?«
    Der Denkfehler war, dass ich in meine Zeit zurückkehren musste, wenn ich dort sterben wollte. Alles andere...
    Eine flackernde grüne Helligkeit schreckte mich auf. Desintegratoren!, erkannte ich. Die Jäger feuerten auf den Ordensturm. Doch die Waffenstrahlen wurden weit vor dem Gebäude von einer gelblich schimmernden Wand aufgesogen - ein Schutzschirm, der eben noch nicht da gewesen war.
    »Ron! Wir müssen hier weg!«
    Ich zögerte immer noch. Bis ein greller Blitz mich einhüllte. Lodernde Glut war überall, und obwohl ich keine Hitze spürte, glaubte ich, mitten im Fegefeuer zu stehen.
    Noch hielt der Schirm stand.
    Endlich warf ich mich herum. Aber überall loderte roter Widerschein, der mir das Wasser in die Augen trieb. Das Nachleuchten des Strahlschusses hatte sich in die Netzhaut eingebrannt. Weit vor mir war ein Schatten; er winkte, schrie, aber ich verstand nicht. Ich taumelte weiter, verfolgt vom losbrechenden Stakkato, ein dumpfes, salvenartiges Dröhnen, als sei der ganze Turm ins Schwingen geraten.
    Weiter!
    Nicht nachdenken! Lauf einfach, lauf um dein Leben!
    Sekundenlang glaubte ich, wieder das schrille, vibrierende Heulen zu vernehmen, doch es

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