PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
kopflosen Rumpf. Die sterblichen Überreste kippten rückwärts und wanden sich in wilden Zuckungen.
Entsetzt wich die Menge zurück. Die vielfältigen Lautäußerungen steigerten sich zum Crescendo, auf das der Translator nicht mehr reagierte.
Ein Fußtritt traf Reginald Bull in die Seite, als er sich aufrichten wollte, und warf ihn zurück. Er blickte geradewegs in die flirrende Abstrahlmündung einer Energiewaffe. Der Kerl, der ihn bedrohte, wirkte wenig Vertrauen erweckend. Ein Vollmondgesicht, fand Bully. Der Schädel war kahlgeschoren, aber das Gesicht wurde bis zu den Jochbögen von dunklen Bartschatten beherrscht. Ein verkniffener Zug lag um den schmalen Mund, die Augen funkelten in stechendem Gelb. Der Mann trug tatsächlich eine Uniform aus grobem schwarzem Stoff. Über der weit geschnittenen und an der Hüfte gegürteten Jacke hing ein panzerartiger Paillettenüberwurf.
»Wer bist du?«, herrschte er Bully an. »Was hatten die beiden Sonden zu bedeuten?«
»Nichts«, antwortete Reginald Bull betont lässig. »Wenn es sein muss, erkläre ich das deinem Vorgesetzten... «
»Steh auf! Aber vorsichtig. Ich werde nicht zögern, einen Rebellen dahin zu schicken, wo er hingehört.«
»Ich bin kein... « Reginald Bull stockte der Atem. Aus den Augenwinkeln sah er den Schatten hochfahren. Mit unglaublicher Geschmeidigkeit schnellte sich das Schlangenwesen, das er wohl nur für wenige Momente betäubt hatte, auf den Uniformierten. Der Nodrone stieß einen gurgelnden Schrei aus, als sich die Zähne in seinen Waffenarm bohrten. Sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse, er taumelte, der Strahler entglitt seinen kraftlos werdenden Fingern, dann riss ihn die zuckende Kreatur zu Boden und versuchte, ihn zu umschlingen.
Bully rannte los. Bevor andere Nodronen erschienen oder einige der Umstehenden auf den Gedanken kamen, ihn ebenfalls anzugreifen. Wilburn blickte ihm entgegen. »Zu den Kapseln!«, rief Bull, mit der flachen Hand das Translatorplättchen abdeckend. Niemand musste verstehen, was er sagte, und inzwischen war es ihm egal, ob er als Fremder identifiziert wurde.
Der Einstieg einer Kapsel stand noch offen. Wilburn schwang sich hinein und machte sofort Bully Platz.
»Starten!«
Keine Reaktion. Bulls Blick schweifte nach draußen. Die Menge erschien ihm wie eine vielgestaltige schweigende Mauer. Zu gerne hätte er gewusst, was in diesen fremden Wesen vor sich ging.
Erst nach einer kleinen Ewigkeit hob die Kapsel ab, beschleunigte und flog in einen engen Tunnel ein. »Zielangabe ist erforderlich«, erklang eine mechanische Stimme. Nur Reginald Bull verstand, was sie sagte.
»Welche Ziele stehen zur Verfügung?«, erwiderte er.
Ein Hologramm baute sich vor ihm auf. Es zeigte unverkennbar einen Ausschnitt der riesigen Metropole.
»Details im nahen Umkreis!« Das System schien praktikabler zu sein, als er befürchtet hatte. Bully setzte noch eins drauf: »Unterlegung mit Realbildern!«, verlangte er.
Es funktionierte. Der Translator der Tambu war nicht mit Gold aufzuwiegen. Reginald Bull lehnte sich entspannt im Sitz zurück und nannte sein Ziel.
Kapitel 12
Ron Dyke
Im ersten Moment wusste ich weder, wo ich mich befand, noch was geschehen war. Ich hatte wieder einen jener Albträume gehabt, die mich in letzter Zeit häufig quälten. Weil ich zu lange gewartet hatte, Terrania City zu verlassen. Das Leben auf der Erde war wie eine eiserne Zwangsjacke gewesen, aus der ich mich nicht mehr befreien konnte - kein goldener Käfig, wie viele glaubten. Deshalb träumte ich von fernen Welten und Dingen, die niemand vor mir gesehen hatte. Aber längst waren das keine schönen Träume mehr. Sie erschreckten mich und wollten mir einreden, dass es ungefährlicher sei, vom 147. Stockwerk aus über den Dschungel aus Stahl und Glas hinwegzublicken, als mich dem Unbekannten auszusetzen. Mit Ronika und Khirm Smertens hatte ich über fremde Welten und tödliche Konflikte gesprochen. Ein Planet musste nicht einmal intelligentes Leben hervorgebracht haben, um für Menschen zur Falle zu werden, aggressive Mikroben genügten...
Ruckartig richtete ich mich auf. Die Stimmen, die ich jetzt deutlicher vernahm, hatten mich geweckt. Vorne im Bus redeten etliche Personen laut durcheinander.
Meine Lider waren verklebt. Hastig blinzelnd versuchte ich, den undeutlichen Schatten, die ich sah, mehr Kontur zu geben - und mit einem Mal wurde mir klar, dass ich nicht geträumt hatte. Die Wirklichkeit war schlimmer als ein
Weitere Kostenlose Bücher