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PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

Titel: PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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brennende Balken das Grau über dem Meer, dessen Oberfläche stumpfschwarz geworden war. Rhodan konnte keine einzige Schaumkrone entdecken. Die Stimmung entsprach der Erwartung eines Weltuntergangs; aber die Apokalypse der Deportierten würde sehr viel länger dauern und war nicht von trompetenden Engeln begleitet. Rhodan nahm einen langen Schluck aus dem Durstbeutel. »Die Hitze lähmt sogar die Gedanken«, murmelte er. »Selbst Schlafen ist unmöglich.«
    Die Dunkelheit nahm zu. Einige Minuten später zuckte der erste Blitz, verharrte breit gefächert zwischen den Wolken und schlug ins Meer. Die Luft knisterte, das Energie-Riff färbte sich silbergrau. Rhodan dachte daran, seine zerfledderte Jacke von den Flechtwerkstützen loszuknoten und zu vergraben; er rechnete mit einem wütenden Regensturm. Ein zweiter Blitz: größer, blendender und vielfach verzweigt, gleichzeitig mit dem nächsten Blitz hörten sie den ersten krachenden Donnerschlag. Wo eine Insel ist, gibt es auch andere, dachte Rhodan und erinnerte sich an die Vögel, die nach Süden geflogen und nicht wieder aufgetaucht waren. Aber wenn nicht einmal ich die Wolken sehe, die sich über jeder Insel bilden, ist die nächste Insel unerreichbar für jeden Schwimmer. Das Gewitter wallte im Halbdunkel über das Meer heran. Tapasand lag genau in der
    Bahn des Sturms. Die Wolken bedeckten den gesamten Himmel, die Blitze schlugen fast im Sekundentakt ins Wasser, und der Donner wurde lauter und schärfer. Rhodan knotete, ohne viel zu sehen, die Jacke von den windschiefen Stützen herunter und setzte sich darauf. Tasha hielt sich die Ohren zu und starrte die näherkommende Gewitterwalze an. Undeutlich zeichneten sich zwischen dem Meer und den Wolken dicke, säulenartige Gebiete von sturzflutartigen Regenmassen ab. Das grelle Licht der Blitze ließ einzelne Deportierte erkennen, die im Schlick lagen, irgendwo saßen oder standen und zu dunkelbraunen Statuen erstarrt auf den Weltuntergang warteten. Es spiegelte sich im Energie-Riff und in Tashas Augen.
    Blinde Aasfische leiten die Raubtaucher mit Schallsignalen zu ihren Opfern. Führen Raubtaucher oder ähnliche Wesen auch die Magnoraunden an deren Beute heran? Sind es Lebendgebärende oder Echsen, die Eier legen - wo gäbe es eine solche Stelle? Zweifellos nicht im Bereich des überbevölkerten Tapasand.
    Ein gewaltiger Blitz unterbrach seine Gedanken. Der Donner, der ihn und Tasha taub machte, folgte unmittelbar, noch als die Erscheinung in düsteren Komplementärfarben auf den Netzhäuten nachglomm. Die Erschütterung warf Tasha gegen Rhodan. Er hielt sie fest und wollte ihr etwas Beruhigendes sagen, aber der Donner verschluckte jedes Wort. Eine Serie Wirrend peitschender Blitze schlug rings um sie ein, in die Gebäude oder das Riff, und mitten in einem langgezogenen
    Donner fielen die ersten Tropfen, hart wie Kiesel.
    Dann rauschte Regen mit dem betäubenden Geräusch eines riesigen Wasserfalls herab, machte Tasha und Rhodan blind und lief wie ein Sturzbach an ihren Körpern herunter. Der erste heiße Windstoß, der den Regen zu verdampfen schien, warf Tasha und Rhodan fast um. Sie klammerte sich an ihn, bis Rhodan seine Hände von ihren Schultern nahm und die Schnüre des Durstsacks packte. Er öffnete das schlaffe Gefäß, wobei er sich mehr auf die Finger verließ als auf seine Augen, und hielt die Öffnung ins strömende Wasser, bis das Gefäß überlief. Tasha erkannte, was er tat, knotete ihr Wassergefäß vom Gürtel und wartete, bis es sich prall gefüllt hatte. Dann rissen beide ihre Kleiderreste herunter und versuchten, ihr verfilztes Haar und die klebrige Schicht auf ihrer Haut auszuwaschen und wegzureiben, während es unvermindert blitzte, donnerte und regnete. Ringsherum schlugen die Regenfluten in den Gezeitensumpf und erzeugten im Salz, Sand und Schlamm weißlichen Schaum, der sich zu seltsamen nächtlichen Mustern verband. Das Gefühl plötzlicher Reinigung und Sauberkeit und dazu das trinkbare, kühle Wasser, das in ihre Münder rann, versetzten die Beiden in gelöste Heiterkeit; sie wussten, dass das Gewitter nur eine Unterbrechung ihres hoffnungslosen Zustandes war. Tasha legte ihre Arme um Perrys Schultern und presste sich an ihn. Im Schein des nächsten Blitzes sah er, dass sie nackt war wie er; ihre Lumpen lagen um ihre Knöchel. Innerlich schmunzelnd spürte er ihre gierige Bereitschaft und wie seine Erregung stieg. Sie schmiegte sich an seinen Körper, stellte sich auf die Zehenspitzen und

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