PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
Raubtauchern zugleich im Wasser sind.«
»Ich verstehe.«
Sie waren noch nicht weit hinausgeschwommen und kehrten sofort um. Zweihundert Meter weiter links erhob sich Geschrei, und Taucher flüchteten an den Strand. Der Meeresboden, drei oder vier Meter entfernt, war durch trübes Wasser hindurch zu erkennen, voller strudelndem Tang und offensichtlich abgeerntet. Perry drehte sich immer wieder um und entdeckte einen keilförmigen Schwarm von kaum weniger als einem Dutzend lanzettförmiger Fischartiger, mit sieben
Flossen, die wie verkümmerte Gliedmaßen wirkten, deren Schuppen oder Reptilhäute orange leuchteten. Sie huschten hin und her und schienen nach Beute zu suchen, aber sie griffen weder ihn noch Tasha an; offensichtlich waren sie als Beute zu groß. Hinter einem Korallenblock, der wie ein Stück einer untergegangenen Mauer aussah, in zwei Metern Tiefe, suchten Tasha und Rhodan Schutz. Sie beobachteten die Tiere, die Rhodan für sich Aasfische nannte. Der Schwarm entfernte sich nach rechts.
Als Rhodan das nächstemal den Kopf unter Wasser hielt, hörte er auf, sich zu bewegen und hielt die Luft an. Er war nicht in der Lage, genau zu bestimmen, aus welcher Richtung die Geräusche kamen, aber er glaubte, sie kämen von dorther, von wo sich ein Raubtaucher oder mehrere Bestien näherten. Es war eine Mischung zwischen scharfem Klicken und schabenden, raspelnden Lauten.
Die Laute wurden deutlicher, und als Rhodan zwei Schatten erkannte, die gemächlich näher schwammen, und als überdies plötzlich der Schwarm der Aasfische wieder vor den Raubtauchern einherschwamm, verstand er mit einem Schlag eine weitere Einzelheit dieses Meeresgebiets. Er packte seine Steindolche, schlug die Griffe gegeneinander und schabte mit einem Stein am anderen. Die Aasfische kamen auf ihn zu, schwenkten synchron vor dem Korallensplitter herum, und beide Raubtaucher schwammen, wie hungrige Haie, in kaum einem Meter Abstand an Tasha und Rhodan vorbei.
Deutlich waren lange Reihen knopfartiger Strukturen entlang der Seiten der Raubtaucher zu erkennen. Als sie sich entfernt hatten, nahm Rhodan Tashas Arm und zog sie in die Höhe und zurück zum Strand.
»Du hast es vielleicht selbst gesehen«, sagte er aufgeregt und wischte Wasser aus seinem Haar. »Die großen Raubtaucher haben keine Augen.« »Und du hast etwas mit den Steinen gemacht, nicht wahr?« »Ja. Ich erklär’s dir, Tasha. Du kannst dann die anderen Taucher warnen.« Er versuchte ihr begreiflich zu machen, dass die beiden Fischarten in erfolgreicher Symbiose miteinander lebten. Die orangefarbenen, dünnen Aasfische lockten und steuerten die Raubtaucher zur Beute, dafür erhielten sie die Reste der zerrissenen Opfer. Beide Arten verständigten sich durch Geräusche, die das Wasser hervorragend leitete, und für deren Erzeugung und Empfang sie ebensolche Organe hatten wie ultraschallorientierte Fledermäuse. Und die Laute klangen, zufällig, wie aneinander schlagen und aneinander reiben von solchen Steinen, wie Rhodan sie verwendet hatte. »Was bedeutet das für uns und die anderen Taucher?« Rhodan sah zu, wie sich eine niedrige Brandungswelle zischend überschlug und antwortete: »Ein Taucher lenkt die Fische ab, der andere findet den dicken Schwamm, ohne dass ihn die blinden Raubtaucher zerreißen. Das geht so lange, bis weit und breit kein Clezmor-Schwamm mehr zu finden sein wird.« Er lachte. »Das wird eine interessante Entwicklung. Zunächst ein Überangebot an Delikatessschwämmen.«
»Aber noch nicht heute«, sagte Tasha, ohne zu grinsen. »Heute müssen wir uns noch mit dem alltäglichen Tausch begnügen.«
Rhodan deutete mit den Steindolchen zur Brandung. »Worauf warten wir? Jetzt wissen wir, wie es geht.«
Zwei Stunden später hatten sie drei mittelgroße Schwämme gefunden und schwammen müde gegen den Sog der auslaufenden Ebbe zum Ufer. Als sie am Rand des Sumpfes aus dem Wasser wateten, zeigte Tasha mit ausgestrecktem Arm aufs Meer. Unter den Deportierten am Rand der offenen Wasserfläche begann sich abermals Unruhe auszubreiten. »Ganz weit draußen kannst du sehen, wie ein Magnoraunde auftaucht. Ab und zu kommen sie nahe heran. Sie brauchen tiefes Wasser, aber sie können auch an Land waten.«
»Ich sehe keinen dieser riesigen Räuber«, sagte Rhodan und suchte das Meer zwischen Horizont und Brandung ab. »Wo ist das Biest?« »Dort, unter den schwarzen Punkten, die du Vögel nennst.« »Jetzt sehe ich’s auch.«
Ein mächtiger Körper pflügte vor
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