PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
Erntegebietes.
Außerhalb der ehemaligen korallengesäumten Lagune, wo der Meeresgrund allmählich absank, wuchsen zwischen dem strudelnden Tang und den Bodengräsern die größten Clezmor-Schwämme. Nur die stärksten Gefangenen schafften es, so weit hinauszuschwimmen, dass die Wellen die Schwimmer um mehrere Meter hoben und sinken ließen. Rhodan und Tasha ließen sich Zeit und versuchten in den wechselnden Strömungen ihre Kräfte richtig einzuteilen. Nach jedem Dutzend Schwimmstöße tauchte Rhodan unter und suchte mit Blicken nach ausgewachsenen Schwämmen. Jetzt, als das Energie-Riff über den Sümpfen bedenklich kleiner geworden war, schlug Rhodan einen Kreis ein und sah sich, als die Wellen ihn und Tasha in die Höhe gehoben hatten, wachsam um: Sie waren allein. Er holte tief Luft, gab Tasha ein Zeichen und tauchte fast senkrecht ab.
Der Meeresboden lag weniger als sieben Meter unter ihm. Mit dem Steingürtel beschwert, dessen Inhalt leise klapperte, schwamm Rhodan auf einen prächtigen Schwamm zu, der aus dem Gewirr der Tangfäden hervorleuchtete. Rhodan ergriff den Steindolch, führte ihn unter den Schwamm und durchtrennte mit drei Schnitten den weichen, faserigen Strunk, auf dem der Schwamm wuchs. Rhodans Zehen gruben sich in den sandigen Boden; er stieß sich ab und merkte, dass er keine Sekunde länger unter Wasser hätte bleiben dürfen. Stöhnend sog er, nachdem er mit dem Schwamm unter der Achsel die Wasseroberfläche durchbrochen hatte, frische Luft in seine Lungen und schob, als er sich erholt hatte, die Brillenbinde auf die Stirn. Wo war Tasha?
Er entdeckte sie zehn Meter neben ihm, gleichzeitig sah sie ihn und schwamm auf ihn zu. Als sie die Hälfte der Entfernung zurückgelegt hatte, riss sie die Augen auf, starrte an Rhodan vorbei und begann zu schreien. Eine mächtige Welle packte ihn und warf seinen Körper ebenso wie den Tashas gewaltsam zur Seite. Rhodan geriet unter Wasser, schluckte und hustete und warf den Schwamm blindlings in Tashas Richtung. Dann fiel ein riesiger Schatten auf ihn, und als er wieder klar sehen konnte, erblickte er über sich ein weit aufgerissenes Etwas, das er erst nach einer Schrecksekunde als das zahnstarrende Maul eines Magnoraunden erkannte, darüber zwei tellergroße, ausdruckslose Augen, die sich wie Chamäleonaugäpfel bewegten.
Eine neblige Wolke aus Gestank, die ihm den Atem verschlug, umhüllte ihn, als der riesige Rachen schräg auf ihn zukam. Das Wasser, das in den Schlund strudelte, riss Rhodan mit sich. Er versuchte zur Seite zu schwimmen, Tashas gellende Schreie in den Ohren, aber das Maul der Riesenechse schloss sich über ihm mit einem Geräusch wie von einer zufallenden Kerkertür aus schenkeldicken Bohlen. Schlagartig wurde es dunkel, und er rutschte zwischen den Barrieren aus Zähnen über eine glatte, glitschige Oberfläche, über die Zunge, groß wie ein Mantel, in laues Wasser. Trotz seines tiefen Schreckens begriff er, dass er sich im Inneren des Kehlsacks befand und mit Händen und Fußspitzen an schwankende Wände stieß, die aus dickem Leder und oberarmdicken Adern, hart wie dicke Taue, zu bestehen schienen.
Der Gestank der Verdauungsgase des Riesen drohte Rhodan zu ersticken. Plötzlich fiel etwas Licht in sein Gefängnis; der Magnoraunde hatte den Rachen geöffnet. Aber es drang kein neuer Schwall Wasser ein. Die Echse hielt den Schädel offensichtlich über die Meeresoberfläche. Der Körper bewegte sich schnell. Rhodan spürte, wie sich mächtige Muskeln ausdehnten und zusammenzogen, und wie lange Rucke durch den Leib gingen.
Wohin schwimmt diese Bestie mit mir?, fragte sich Rhodan und versuchte, seine Furcht unter Kontrolle zu bekommen. Der Magnoraunde wird seinen Rachen aufreißen und mit mir seine Jungen füttern. Vorher werden mich die Zähne in Stücke zerteilen. Was kann ich unternehmen, um diesem Ende zu entkommen? Er dachte daran, tiefer in den Schlund zu klettern und das Tier mit den Steindolchen zu verletzen, so dass es ihn herauswürgte oder ausspuckte. Schnitte und Stiche in die empfindliche Zunge? Mit einem einzigen Biss würde ihn das Riesentier zermalmen. Die biblische Geschichte von Jonas und dem Wal fiel ihm ein, und ihm war nicht zum Grinsen zumute. Wieder drangen frische Luft, kräftig wie ein kleiner Sturm, und Licht in den Raum über dem Kehlsack, dessen Wasserinhalt sich verringert hatte. War der Magnoraunde ein Lungenatmer? Rhodan kauerte zwischen faltigen Vorhängen aus dunkelrotem Gewebe und klammerte sich
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