PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
an den Strängen der großen Adern fest.
Unverändert, und wie es schien, mit beträchtlicher Geschwindigkeit, schwamm der Magnoraunde irgendwohin. Mühsam gelang es Rhodan, sich zu beruhigen und seine Lage klar zu erkennen: Noch lebte er, er war noch nicht am Ende.
Seine Gedanken schweiften ab, fremde Bilder drängten sich in sein Bewusstsein, und die Erinnerungen an die Rückkehr des vierten Planeten aus unbekannter kosmischer Ferne erschienen vor seinem inneren Auge ... Der rote Planet, mit einer atembaren Lufthülle, befand sich wieder an seinem alten Platz, und war zur Neubesiedlung freigegeben worden. Unerwartete und willkommene Perspektiven taten sich auf, und die Interessenten, die auf dem Mars neue Unternehmen gründen wollten, standen Schlange. Es war für ihn und
Reginald eine vergnügliche Verpflichtung gewesen, medienwirksam noch vor dem offiziellen Startdatum der Erschließung tätig zu werden. 50000 Menschen drängten darauf, als Pioniere den Planeten zu besiedeln. Nahe der Ausgrabungsstelle umhüllte ein Energiefeld aus goldenen Funkenregen den Mars-Liner-01 und entführte ihn transmittergleich nach Mantagir, die exotische Metropole, und um eine Milliarde Jahre in die Zukunft. Dort starben im zerstörten Ordensturm der Wissenschaftler von Cor’morian die meisten Insassen des Mars-Liners; nur er, eine kleine Gruppe und Bull überlebten. Und in der Zukunft, die sich als ebenso gefährlich gezeigt hatte wie Vergangenheit und Gegenwart, hockte er im Schlund einer Riesenechse und rang nach Atemluft.
Wieder einmal war er den Umständen ausgeliefert und ahnte nicht einmal, was ihn in den nächsten Stunden erwartete. Er rechnete mit dem Allerschlimmsten und hoffte, dass sein Überlebensfaktor noch immer hoch genug war.
*
Tasha hielt den ungewöhnlich großen Schwamm umklammert und wurde von den Wellenbergen, die der Magnoraunde mit der Brust, mit Gliedmaßen unter Wasser und dem langen Schwanz auftürmte, hin und her geworfen. Sie hatte, atemlos geworden, zu schreien aufgehört und schwamm ohne zu denken zum Strand.
Perry Rhodan ist tot!, hallte eine Stimme in ihrem Kopf unablässig. Von einem Magnoraunden gefressen, verschlungen, für immer: tot! Trotz ihres Schreckens und der Trauer lauschte sie auf das Klicken und Scharren, das die Anwesenheit von Aasfischen verraten würde. Eine Strömung ergriff sie und trieb sie nach rechts ab. Plötzlich merkte Tasha, dass sie weinte. Tränen im Todeslager auf Tapasand?, dachte sie. Es war nicht die Gewissheit, keine zweite leidenschaftliche Nacht erleben zu dürfen, sondern der Kummer um den Verlust eines Mannes, der ihr Halt gegeben und Sicherheit vermittelt hatte; vielleicht wäre er der Anführer einer Revolte geworden, die den vielen Deportierten eine echte Chance gegeben hätte. Ihre Träume, die sie Rhodan erzählt hatte, und deren Inhalte ihr wieder etwas Mut und Überlebenswillen gegeben hatten, waren zerstoben wie eine Wasserhose.
Mit dem prallen Schwamm, Perrys letztem Geschenk, näherte sie sich dem Rand des Gezeitensumpfs. Wahrscheinlich würde sie eines der nächsten Opfer werden - von Aasfischen zerrissen oder von einem Magnoraunden verschluckt.
Ein ausgemergelter Taucher, der seltsamerweise ein zuversichtliches Gesicht zeigte, hielt sie auf. Er kaute und redete gleichzeitig mit vollen Backen.
»Hast du es schon gehört, Tasha?«
»Was soll ich gehört haben?«, wollte sie wissen. Der Deportierte trug einen prallen Durstsack am Gürtel und fünf Nahrungsriegel in der Hand. »Ein neues Gewitter?
Taucher zerfleischt Raubtaucher, oder was?«
Der Ausgesetzte schluckte seine Ration herunter. »Da gibt es einen Wächter, der Wasser und Riegel fair tauscht. Und er legt hin und wieder eine Mineraltablette dazu.«
»Hast du es selbst erlebt?«
»Nein. Einer hat es mir gezeigt. Dort, das Loch West Zwei. Ein Wächter in mittleren Jahren. Ich weiß den Namen nicht.« Er zupfte an den Schnüren des Durstbeutels und zuckte mit den Achseln. »Deine Portion scheint auch stattlich gewesen zu sein. Zwei mittelgroße Köpfe.«
Tasha merkte, dass der Rebell augenscheinlich von einer Hoffnung erfüllt war, deren Grund sie nicht erriet. Sie zog die Schultern hoch und starrte ihn schweigend und prüfend an.
Er musterte den großen, prallen Schwamm, den sie unter der Achsel trug, und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Dann versuch’s doch einmal bei West Zwei. Wo ist der Fremde geblieben? Unter Wasser zerrissen?« Sie schüttelte den Kopf und
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