PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
dadurch, dass sie sich weigerte, an Northans Tod zu glauben. Als sie sich gefasst hatte, flüchtete sie in die Ruhe der Plantagen ihrer Familie nach Janigra. Ihre Ablehnung und Wut richtete sich gegen Axx Cocroide und die Unkultur der Zwillingsgötzen, und sie - inzwischen Kommandantin eines Handelsraumers - versuchte durch ihren einträglichen Schmuggel das Reich Nodro weiter zu schädigen. Und nun, nach ihrer Verurteilung, war ihr das Gleiche zum zweiten Mal geschehen. Rhodan, der in den grausigsten Tagen ihrer Existenz eine winzige Hoffnung verkörpert hatte, war tot. Unwiderruflich. Endgültig wie Northans Tod.
Sie musste versuchen, ihr Herz zu stählen und jegliches Gefühl weit von sich zu weisen. So weit, dass es für sie nicht mehr bindend war. Wahrscheinlich schaffte sie diesen freiwilligen Härteprozess. Langsam ging sie auf den Rand des Gezeitensumpfes zu; die Ebbe hatte große, nasse Flächen zurückgelassen, und zufällig waren an diesem Teil des Strandes nur wenige Deportierte zu sehen.
Tasha besaß jetzt Perrys Steine und den Tauchergürtel - und die Erinnerung an allzu kurze Stunden vorübergehenden Wohlbefindens.
Für kurze Zeit hatte es so ausgesehen, als hätten Perry und sie die Lage der Deportierten ein wenig verbessern können. Aber gerade als die anderen Gefangenen auf Perry aufmerksam geworden waren, als man daran hätte denken können, die geringen einzelnen Kräfte auf irgendeine Art zu bündeln, hatte sich der riesige Rachen über ihm geschlossen. Tasha watete zwischen den Tangblättern geradeaus, durch längst abgeerntetes Gebiet, vorbei an einigen Gruppen Deportierter, die noch zögerten, ins Wasser zu gehen. Erst als Tasha bis zu den Hüften im warmen Meer stand, wagten sich ein Dutzend Männer rechts und links von ihr einige Dutzend Schritte weiter.
»Dein Fremder? Ist er wirklich zerrissen worden?«
»Ihn hat ein Magnoraunde gefressen«, gab Tasha widerwillig zurück. »Also ist er tot, und mit ihm sind nicht nur meine Hoffnungen gestorben. Lasst mich in Ruhe, Kameraden.« »Schon gut, Tasha.«
Als sie den Boden unter den Zehen nicht mehr spürte, begann sie zu schwimmen. Nach jedem dritten, vierten Schwimmstoß tauchte sie, suchte den Boden ab und hoffte, wenigstens einen kleinen Clezmor-Schwamm zu finden.
Nichts. Sie schwamm weiter, hielt ängstlich Ausschau nach den Aasfischen, die vor den Raubtauchern zu hören und zu sehen sein würden. Nichts. Nur die Laute und Geräusche, die sie selbst erzeugte. Sie war sich bewusst, dass sie in eine Zone größerer Gefahr hineinschwamm, als sie sah, wie sich der Meeresboden unter ihr entfernte. Sieben, acht Meter Tiefe, schätzte sie und versuchte verzweifelt, tiefer zu tauchen, den Grund zu erreichen. Suchend bewegte sie den Kopf, bemühte sich, durch das milchige Wasser etwas zu erkennen. Nichts. Die Luft wurde knapp, die Lungen schmerzten, aber sie schwamm weiter. Schräg vor sich, nach weiteren zehn Bewegungen und zweimaligem Auftauchen am Ende ihrer Kraft, sah sie einen mittelgroßen Schwamm. Ein Tag Überleben ist mir sicher!, durchzuckte es sie. Sie tauchte auf, pumpte Luft in die Lungen und strebte schräg abwärts, stieß beide Hände vor und umklammerte den Schwamm. Sie hatte nicht mehr genügend Kraft, ihn loszudrehen, aber als ihr Körper aufwärts trieb, löste sie den Griff nicht und brach den Schwamm vom Stängel. Mit aller Kraft strebte Tasha senkrecht nach oben, durchstieß die Wasseroberfläche und riss den Mund weit auf, röchelte und keuchte, holte zitternd Luft und hustete qualvoll, aber hörte nicht auf, Schwimmbewegungen zu machen. Mit letzter Kraft umklammerte sie den Clezmor-Schwamm. Sie war völlig entkräftet, drehte sich auf den Rücken und hoffte inbrünstig, dass kein Raubtaucher in ihrer Nähe war.
Es war zu Ende. Für sie war der entscheidende Augenblick gekommen. Sie hatte Angst. Sie fürchtete zu sterben. Es ging nicht mehr länger um das bloße Überleben, sie war zu schwach geworden, um sich dem täglichen Kampf zu stellen. In wenigen Tagen würde sie sich eingereiht haben in jene Gruppe, die den sicheren Tod durch Auszehrung vor Augen hatte. Der Kampf war vorbei. Sie besaß nicht mehr die Kraft, um zu kämpfen. Aber - besaß sie noch den Willen dazu?
Sie erreichte das flache Gebiet, stieg aus dem Wasser und fühlte, dass ihre Knie zitterten. Sie hustete und blies den salzigen Schleim nacheinander durch die Nasenlöcher. Durch den Sumpf führte kein Weg, aber sie schlich, während sich die Welt vor
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