Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
sie einzuholen, bevor sie in den Labyrinthen des Grüns verschwand. Und immer, wenn er es tat, lächelte Argha-cha ihn an, auf eine Weise gelöst, die sie selbst am meisten verwunderte.
    Schließlich fasste sich der Geschichte-Erzähler ein Herz. »Es ist spät, Argha.«
    Das Mädchen blickte gerade in eine große, glockenförmige Blüte, die auf einem armdicken Stängel saß. Von außen war sie von einem unauffälligen Dunkelgrün, das sie mit der übrigen Vegetation förmlich ver-schmelzen ließ, aber blickte man in die Blüte.
    Argha-cha erinnerte die Kaskade von Farben an ein Spielzeug aus Kindertagen, eine mit Spiegeln ausgekleidete Röhre, in der bunte Steine kullerten. Hielt man es in die Sonne und drehte es, bildete es vielfarbige Muster. Argha-cha hatte früher stundenlang damit gespielt - jetzt schalt sie sich eine Närrin dafür: Wie hatte sie ihre Zeit mit dem Spielzeug vergeuden können, wenn solche Farbenpracht wie in dieser Blüte existierte? Argha-cha spürte, dass sie noch viel zu lernen hatte.
    »Argha?«
    Sie riss sich los. »Ja?«
    »Ich sagte, es ist spät.«
    »Willst du schon nach Hause, Echrod?«
    Der junge Mann schüttelte wortlos den Kopf.
    Einen Augenblick lang musterte Argha-cha den Geschichte-Erzähler, ohne zu verstehen - die blauen Zöpfe standen ihm hervorragend und sie hatten eigentlich gar nichts Städtisches an sich -, dann fiel es ihr ein. »Bei der großen Horde, die Götzenstadt! Ich. ich.«
    Wie hatte sie so gedankenlos sein können, sie zu vergessen? Es war ungehörig gegenüber Echrod-or, der sich auf den Besuch dort gefreut hatte. Und Etor-tai. was würde Großmutter von ihr denken, wenn sie aus der Stadt zurückkehrte und ihr mitteilte, sie habe den ganzen Tag in einem Park verbracht?
    Sie mussten zur Götzenstadt.
    »Ja, lass uns zur Götzenstadt gehen.« Sie blickte sich suchend um und sah so weit ihr Auge reichte nur Grün. »Aber wie kommen wir hier wieder heraus?«
    Echrod-or lachte auf. »Du bist gut, Argha! Hattest nur Augen für den Park, was? Aber mach dir keine Sorgen, du hast ja mich!«
    Mit der Sicherheit desjenigen, der sich seinen Weg genau eingeprägt hat, führte Echrod-or sie drei Welten weiter zu einer Stelle, an der ein Doppelkreis im Gras sichtbar war: eine Station des Schwerelosen Zugs. Argha-cha war sich sicher, dass sie diese Welt durchquert hatten, sie erinnerte sich an die mannshohen Farne, die ihr Bild bestimmten. Doch den Doppelkreis hatte sie nicht bemerkt.
    Echrod sieht Dinge, die ich nicht sehe, dachte sie. Argha-cha hielt den Gedanken fest. Sie ahnte, dass es ihr gelungen war, etwas Wichtiges in Worte zu fassen.
    Der Schwerelose Zug erfasste die Mongaal. Der Park blieb unter ihnen zurück, und Argha-cha überkam Wehmut - sie hätte für immer an diesem Ort bleiben können! -, doch als die Götzenstadt in Sicht kam, verflog sie.
    Ihr Anblick ließ das Mädchen den Atem anhalten. Die Götzenstadt war eine Stadt in der Stadt, bedeckt von einem viele Quadratkilometer durchmessenden Zeltkomplex. Rauch stieg aus den Abzugsöffnungen von hunderten von Nebenzelten auf. Der Rauch stieg in den Abendhimmel, formte sich zu gewaltigen, dreidimensionalen Schlachtengemälden - so lebensecht waren sie, dass Argha-cha glaubte, den Lärm des Kampfes zu hören -, die immer weiter vor der Steilwand des Gebirges der Stürme aufstiegen, um vom Wind erfasst zu werden und die Kunde der großen Taten der Nodronen dem gesamten Planeten mitzuteilen.
    Und auch die Kämpfe der Mongaal konnten eines Tages auf diese Weise geehrt werden! Der Gedanke war Schwindel erregend. Der Stolz trieb Argha-cha die Tränen in die Augenwinkel. Sie riss sich vom Anblick der Götzenstadt los und sah zu Echrod-or.
    Der Geschichte-Erzähler fühlte wie sie! Tränen liefen über seine Wangen. Es war das erste Mal, dass Argha-cha einen Mann weinen sah, aber es machte ihr nichts aus. Nur eine Maschine hätte der Anblick der prachtvollen Götzenstadt ungerührt gelassen.
    Es war also wahr, was man flüsterte. Die Zwillingsgötzen, die die Stadt erbaut hatten, konnten keine gewöhnlichen Sterblichen sein. Argha-cha fühlte eine Hand am Werk, die sich nicht mit dem Verstand eines Menschen messen ließ.
    Der Schwerelose Zug setzte sie an der Palisade der Götzenstadt ab. Sie bestand aus Baumstämmen, die man unbearbeitet in den Boden gerammt hatte. Argha-cha nahm es zufrieden zur Kenntnis. Es war eine Bauweise, wie sie Nodronen anstand, schnörkellos und funktional. Mit Schaudern dachte sie an die

Weitere Kostenlose Bücher