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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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gefühlt hatte, war etwas ganz anderes gewesen. Wie konnte sie es ihrer Großmutter vermitteln? Sollte sie ihr überhaupt davon berichten? Argha-cha entschied sich dagegen.
    Das Mädchen war gerade bei ihrer Ankunft an der Palisade angekommen, als Etor-tai sie unterbrach. »Du verschweigst etwas, Argha. Das musst du nicht. Ich bin deine Großmutter, vor mir brauchst du keine Geheimnisse zu haben.«
    Da brach es aus Argha-cha heraus. Sie berichtete von der Größe der Zwillingsgötzen, der Erhabenheit des
    Empires und von der großen Gemeinschaft der Nodronen, der alle Clans angehörten. Sie hielt nichts zurück. Als sie geendet hatte, war das feine Lächeln aus den Zügen Etor-tais verschwunden.
    »Verstehst du mich, Großmutter?« fragte sie unsicher.
    »Ja, ich verstehe. Es ist, wie ich befürchtet habe.« Nach einer Weile fragte die Vorreiterin: »Ist das alles, was du erlebt hast?«
    Argha-cha überlegte. »Nein, da ist noch etwas! Wir haben einen Zweikampf um eine Frau gesehen!« Das Mädchen erzählte von dem Duell und seinem überraschenden Ausgang.
    »Und was hältst du davon?« fragte Etor-tai.
    »Der Hagere hat gut gekämpft.«
    Die Vorreiterin lachte auf. »Natürlich hat er das, sonst hätte er nicht gesiegt. Nein, ich wollte auf etwas anderes hinaus: Glaubst du, die Angelegenheit war den Kampf wert?«
    Darüber hatte Argha-cha noch nicht nachgedacht. »Nein, ich glaube, ich habe selten einen größeren Haufen Narren gesehen«, sagte sie nach einigen Momenten der Überlegung.
    »Wieso das?«
    »Nun, dieser Offizier, der Are’Sam war dumm, die Frau in der Öffentlichkeit erobern zu wollen. Er hätte damit rechnen müssen, dass ihn jemand herausfordert. Ein kluger Mann hätte die Frau an einem einsamen Ort abgepasst. Und der Hagere. er ist ein guter Kämpfer, ja, aber ein dummer. Er wird keine Gelegenheit bekommen haben, seine Eroberung zu genießen. Das weiß selbst ich, die ich nur einen Tag in Kion verbracht habe.«
    »Und was ist mit der Frau?«
    »Das ist leicht! Sie ist die Dümmste der drei. Wie kann sie sich alleine auf die Straße wagen, wenn sie nicht in der Lage ist, sich zu behaupten? Und wieso hat sie nicht wenigstens den Zweikampf genutzt, sich aus dem Staub zu machen?«
    »So, so.« Die Vorreiterin lachte jetzt wieder, aber anders als vorher. Als wäre sie stolz auf ihre Enkelin. Argha-cha hatte das Gefühl, dass sie eine Art Test bestanden hatte. »Gut, ich danke dir für deinen aufschlussreichen Bericht. Geh jetzt schlafen, der Tag wird dich ermüdet haben, und du wirst deine Kräfte brauchen.«
    Argha-cha stand auf. Ihre Großmutter wandte sich wieder dem Menschbild zu. Das Mädchen wusste, dass sie es nicht durfte, aber sie konnte nicht anders als auf der Stelle zu verharren, um zu sehen, was Etor-tai tun würde.
    »Sie halten mich für verrückt, was?« sagte die Vorreiterin unvermittelt.
    »W-was meinst du damit?«
    »Die Clansleute. Sie glauben, ich sei verrückt, nicht? Dass das Alter mir Löcher ins Gehirn gefressen hat, dass ich ein Menschbild erschaffe.«
    »Nein! Das. das. na ja, einige tun es.« Argha-cha glaubte die nächste Frage ihrer Großmutter zu kennen: »Und was denkst du, Argha? Hältst du mich auch für verrückt?«
    Etor-tai schien gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass ihre Enkelin an ihr zweifeln könnte. »Lass sie, sie sind nicht wichtig«, winkte sie ab. »Was zählt, Argha, ist, was du selbst fühlst. Prüfe deine Gefühle, und wenn du ihrer sicher bist, handle danach. Lass dich nicht beirren.«
    Das Mädchen nickte. Die Worte Etor-tais waren abschließend, aber ihre Großmutter schien heute abend in einer ungewöhnlich nachdenklichen Stimmung zu sein. Argha-cha nahm ihren ganzen Mut zusammen und fragte: »Das Menschbild, wozu erschaffst du es? Glaubst du, dass es uns retten kann?«
    »Oh, nein. Das müssen wir schon selbst tun. Aber mir ist, als wäre es an der Zeit, die Last der Verantwortung mehr als nur einer Schulter aufzubürden.« Etor-tai schüttelte den Kopf, als bemerke sie erst jetzt, was sie gerade tat. Sie straffte sich. »Du weißt schon zu viel, als gut für ein Mädchen ist. Geh jetzt, Argha-cha!«
    Die Nacht war lange und unruhig. Argha-cha sah überall Gesichter, das Echrod-ors, des hageren Mannes im Zweikampf, das feiste Antlitz der Wache an der Pforte, die stilisierten Häupter der Zwillingsgötzen. Nur eines entwand sich ihr immer wieder.
    Das Menschbild blieb gesichtslos.

Kapitel 6
    Rhodan rannte los, ohne auf Pratton Allgame und Quart

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