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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Straßen angelangt, die zwischen den Zelthäusern verliefen. Unruhig trat Argha-cha von einem Fuß auf den anderen, während Echrod-or sich erneut dem Stadtplan widmete. Ihr behagte dieser Ort nicht. Sie fühlte sich eingesperrt.
    Argha-cha legte den Kopf in den Nacken und sah nur einen schmalen Streifen des Himmels. Die Wolkenkratzer, die ihn einrahmten, hatten aus der Entfernung wie gewaltige Zelte gewirkt, aber jetzt erkannte sie, dass der Zeltcharakter nur eine Illusion gewesen war. Die Spitzen der Gebäude mündeten zwar in großen Zelten, aber sie waren aus Stein und Stahl gebaut. Ihre Flanken waren mit Zeltbahnen behangen, die ihre wahre Natur nicht zu verbergen vermochten. Die Bahnen waren aus Kunststoff gefertigt, nicht aus Leder, und der Wind, der durch die Straßenschlucht blies, hob sie von Zeit zu Zeit an und gab den Blick auf steinerne Fassaden frei.
    Die >Zelte<, die sie aus der Entfernung für Himmelszelte gehalten hatte, waren eine Lüge. Aber, fragte sich Argha-cha, was machte ein Himmelszelt aus? Das Material, aus dem es gefertigt war? Oder seine Höhe, die Eitelkeit seiner Erbauer?
    »Hier ist etwas, was dich interessieren könnte«, sagte Echrod-or. »Ein großer Park, nicht weit von uns. Dort kannst du sehen, wie die Leute hier leben.«
    »Klingt gut. Wo lang?«
    »Dort vorne ist eine Rohrbahnstation.«
    »Nein, ich lasse mich nicht in eine dieser Büchsen einsperren! Können wir nicht laufen?«
    »Hm, dazu ist es doch zu weit.« Echrod-or kratzte sich am Kopf, während sich auf der Karte in schneller Folge verschiedene Darstellungen abwechselten. »Ah, dachte ich es mir doch. Ich weiß einen Weg!«
    »Und der wäre?«
    »Das wirst du gleich sehen. Komm!«
    Echrod-or lief los. Argha-cha hängte sich missmutig an seine Fersen. So hatte sie sich den Tag nicht vorgestellt. Sie folgte ihm?
    Argha-cha hätte den Geschichte-Erzähler am liebsten zur Rede gestellt, aber bereits das bloße Fortkommen in den Straßen Kions beanspruchte ihre gesamte Konzentration. Die Wege der Ewigen Stadt waren zwar breit, doch auf ihnen war eine unvorstellbare Zahl von Nodronen und anderen Wesen unterwegs. Dem Mädchen schien es, als ob in einer beliebigen Minute mehr Wesen an ihr vorbeiströmten als der Clan Angehörige zählte.
    Und wie sie sich fortbewegten! Die Nodronen gingen in fahrigen, kurzen Schritten, die Köpfe leicht gesenkt, die Blicke auf imaginäre Punkte am Boden gerichtet. Unter den Mongaal wäre jeder, der sich so verhielt, zu einem Duell herausgefordert worden. Wie konnte man sein Gegenüber derart entehrend missachten? Im Clan nahm man sich stets Zeit, einige freundliche Worte zu wechseln. Das schuldete man seinem Gegenüber. Und sich selbst: Auf welchem Weg konnte man besser den neuesten Tratsch erfahren?
    Zugegeben, ermahnte sich Argha-cha, Kion war nicht der Clan der Mongaal, ihr war bewusst, dass sie die Sitten ihres Clans nicht unbesehen auf die Hauptstadt des Empires übertragen konnte. Dennoch, es blieb ein schales Gefühl.
    Echrod-or war stehen geblieben. »Jetzt geht es los!« verkündete er.
    »Was geht los?« fragte das Mädchen genervt zurück. Vor ihnen tat sich ein kleiner Platz auf, kleiner noch als der Lagerplatz der Mongaal. Auf seinem steinernen Belag waren mehrere Dutzend verschiedenfarbige Kreise gemalt. Die wenigen Passanten, die den Platz überquerten, achteten sorgfältig darauf, sie nicht zu betreten.
    »Unsere Fahrt!« Echrod-or nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich. Die Verwegenheit des GeschichteErzählers - er berührte sie! - verblüffte das Mädchen so sehr, dass sie es mit sich geschehen ließ. Echrod-or hielt an einem blauen Kreispaar an. »Das muss es sein! Komm!«
    Gleichzeitig sprangen die Mongaal in den Doppelkreis. Noch bevor ihre Zehenspitzen den Boden berührten, fühlte sich Argha-cha sanft angehoben. Sie gab einen überraschten Laut von sich. Unter ihr schrumpfte der Platz zusammen, und wenige Augenblicke später blickte sie bereits auf das Dach eines angrenzenden Gebäudes herab. Argha-cha verspürte keine Angst, die unsichtbare Hand, in der sie ruhte, schien unendlich gutmütig und stark zu sein.
    Sie wandte sich an Echrod-or, der eine Armeslänge von ihr entfernt schwebte. »Was ist das?«
    »Die Kioni nennen es den Schwerelosen Zug«, antwortete der Geschichte-Erzähler. »Er trägt einen überall in der Stadt umher. Der Zug wird fast nur von Touristen benutzt, den Einheimischen ist er zu langsam, sie nehmen lieber die Rohrbahnen.«
    »Ah ja.«

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