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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Lager entfernt, war der Weg versperrt. Eine dichte Menschentraube riegelte die Straße in ihrer ganzen Breite ab. Argha-cha und Echrod-or sahen einander fragend an. Sollten sie die Ansammlung umgehen? Es wäre das Vernünftige gewesen, aber die Neugier siegte. Sie zwängten sich durch die Leiber und gelangten schließlich an den inneren Rand eines Kreises.
    In der Mitte der Fläche umkreisten zwei Männer einander lauernd. Ein paar Meter weiter stand eine junge Frau. Sie blutete aus einer Wunde an der Stirn und folgte dem Kampf mit weit aufgerissenen Augen.
    »Was geht hier vor?« fragte Argha-cha den Mann, der neben ihr stand.
    »Es geht um die Frau«, sagte er. »Der Are’Sam hat sie sich erobert, dann kam der Dürre und machte sie ihm streitig. Was für ein Irrsinn, er hat keine Chance!«
    Der Are’Sam, das musste der Mann in Uniform sein. Argha-cha stimmte dem Zuschauer in Gedanken zu. Der Are’Sam war ein kräftiger und grimmig wirkender Mann, er erinnerte das Mädchen an die jungen Sturmtierstiere, bevor man sie kastrierte, um sie gefügig zu machen. In der Linken hielt er eine Peitsche. Sein Gegner, er war einen Kopf größer, wirkte neben ihm beinahe zerbrechlich. Auch er besaß eine Peitsche, doch hielt er sie so ungeschickt, als sei er nicht mit ihr vertraut. Der Zweikampf würde nicht lange dauern.
    Die beiden Männer umtänzelten einander immer schneller. Der Are’Sam ließ seine Peitsche knallen. Jedes Mal glaubte Argha-cha, das Ende des Hageren sei gekommen. Aber wie durch ein Wunder gelang es ihm, den Peitschenriemen auszuweichen. Ein einziger Treffer hätte genügt, dem Mann ein Glied abzutrennen.
    Dann geschah etwas Unerhörtes: Der Hagere ließ die Peitsche fallen, schnellte vor und rammte dem Are’Sam seinen Stiefel ins Gesicht, so schnell, dass sich Argha-cha nicht sicher war, ob die Bewegung überhaupt stattgefunden hatte. Der Are’Sam fror mitten in der Bewegung ein und kippte leblos zur Seite.
    Der Hagere versetzte ihm einen weiteren Tritt in den Bauch, um sicherzustellen, dass er seinen Gegner ausgeschaltet hatte. Dann nahm er die Hand der Frau und rannte mit ihr durch die Schneise davon, die die verblüffte Menge bereitwillig gebildet hatte.
    Die Menge zerstreute sich, und die Mongaal legten das letzte Stück des Weges zum Lager zurück. Argha-cha nahm nicht mehr die Hand Echrod-ors, obwohl er sie ihr darbot. Der Anblick des Duells hatte den Zauber des Abends gebrochen, und außerdem wollte sie nicht, dass jemand vom Clan sie händchenhaltend mit Echrod-or sah. Die Geste wäre als ein Versprechen gedeutet worden, von dem sie nur hätte wieder abrücken können, indem sie Echrod-or Gewalt antat, und das wollte sie nicht.
    »Es war ein schöner Tag«, sagte der GeschichteErzähler, als sie wieder im Lager waren.
    »Das war es.«
    »Vielleicht könnten wir. könntest du.«
    »Ja?«
    »Vielleicht könnten wir wieder einmal einen solchen Tag verbringen?« Echrod-or schluckte, dann flüsterte er: »Vielleicht sogar viele?«
    Argha-cha schwieg lange. Schließlich sagte sie, ohne ihm in die Augen zu sehen: »Echrod, ich muss zu meiner Großmutter. Ich habe versprochen, ihr von Kion zu erzählen.«
    Sie rannte weg.
    ***
    Als das Mädchen das Zelt Etor-tais betrat, war ihre
    Großmutter - wie erwartet - mit dem Menschbild beschäftigt. Zu Füßen des Menschbilds stand eine neue Schale, gefüllt mit Früchten. Beim Anblick des Obstes überkam Argha-cha nagender Hunger. Erst jetzt ging ihr auf, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte.
    »Ah, da bist du ja.«
    Die Vorreiterin warf geübt das Tuch über das Menschbild und bedeutete ihrer Enkelin, sich auf den Kissen neben dem Feuer niederzulassen. Argha-cha folgte der Aufforderung, Etor-tai setzte sich ihr gegenüber. »Angesichts der späten Stunde gehe ich davon aus, dass ihr einen erfüllten Tag hattet?«
    »Oh, ja!« Das Mädchen erzählte ihrer Großmutter alles. Von den Menschen, die nur dem Anschein nach Menschen waren, und den Zelten, die keine waren. Aber auch vom Park und dem Schwerelosen Zug und den anderen Wundern. Etor-tai beschränkte sich darauf zuzuhören und ihr von Zeit zu Zeit aufmunternd zuzunicken. Manchmal fragte sie nach, wie Echrod-or bestimmte Dinge aufgefasst hatte.
    Schließlich kamen sie auf die Götzenstadt zu sprechen. Den Ort, an dem der Feind wohnte, der den Clan der Mongaal zu vernichten trachtete. Es war das Erste, was man Argha-cha gelehrt hatte, noch bevor sie hatte sprechen können. Doch was sie heute

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