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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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verspielten Bauten, die sie in Kion gesehen hatte. Es waren die eines Volkes, das vergessen hatte, wofür es stand.
    In regelmäßigen Abständen standen Posten auf den Palisaden. Argha-cha winkte dem am nächsten stehenden übermütig zu, der Mann winkte wie selbstverständlich zurück, als wären er und das Mädchen Teil einer großen Gemeinschaft, ungeachtet ihres Standes.
    »Gehen wir zur Pforte!« schlug Echrod-or vor.
    »Ja, zur Pforte!«
    Die Mongaal liefen los. Argha-cha folgte dem Geschichte-Erzähler ohne Bedenken. Echrod-or würde den Weg zur Pforte wissen.
    Ihr Lauf dauerte nur wenige Minuten. In dieser Zeit begegneten ihnen Hunderte von Nodronen, die wie sie gekommen waren, den Glanz der Zwillingsgötzen mit eigenen Augen zu erblicken. Die Menschen gestikulierten anerkennend, feuerten sie mit Rufen an. Argha-cha fühlte sich geborgen in einer Weise, wie sie sie niemals im Clan verspürt hatte - dem Clan, der ihr mehr bedeutete als alles im Leben, der ihr Leben war.
    Die Pforte.
    Das Kind in Argha-cha hatte ein weiteres himmelstürmendes Wunder erwartet, ein Tor so hoch und weit, dass selbst das Gebirge der Stürme durch es gepasst hätte. Was sie erblickte, war eine brusthohe, quadratische Öffnung in der Palisade, links und rechts von jeweils einer Wache gesäumt. Die Pforte erinnerte sie an die improvisierten Durchgänge, die die Mongaal dazu benutzten, die unter den jungen Tragtieren herauszusuchen, die kräftig genug waren, ihrer Bestimmung zu dienen.
    Enttäuschung rührte sich in dem Mädchen, nur um einen Moment darauf vom Verstehen hinweggefegt zu werden. Natürlich, die Pforte war nichts anderes als ein Durchgang fürs Vieh! Hier schieden die Zwillingsgötzen die Würdigen von den Unwürdigen - nur, dass die Würdigen sich damit auswiesen, dass sie sich beim Eintreten in die Götzenstadt symbolisch verbeugten.
    Argha-cha konnte sich nicht helfen, sie rannte zur Pforte.
    »Argha, was tust du da? Komm zurück, das darfst du nicht!«
    Echrod-or war hinter ihr zurückgeblieben. Als folgten sie einem unsichtbaren Befehl, blieben die staunenden Nodronen auf Distanz von der Pforte.
    Argha-cha blieb einen Schritt davor stehen. »Kann ich hinein?« fragte sie. Die Pforte stand offen, Argha-cha konnte ein Stück Gras und dahinter eine unverputzte Wand sehen.
    Die linke der Wachen schüttelte den Kopf. »Was denkst du, Mädchen? Das ganze Empire verzehrt sich danach! Wieso sollst ausgerechnet du auserwählt sein?«
    »Ich. ich weiß nicht. Ich dachte nur, vielleicht.«
    »Tut mir Leid«, sagte der Mann. »Die Zwillingsgötzen allein entscheiden darüber, wen sie empfangen. Aber du kannst bei der Hofmeisterin um eine Audienz bitten, jedem Nodronen steht das zu. Und wer weiß? Vielleicht hast du ja eines Tages Glück. Du bist noch jung und
    hast Zeit.«
    Argha-cha konnte es nicht ausstehen, an ihr Alter erinnert zu werden. Aber merkwürdigerweise störte sie sich nicht an den Worten der Wache. Der Mann meinte es gut mit ihr, er spielte nicht auf ihr Alter an, um sie zu bevormunden, sondern um sie zu trösten.
    »Hast du sie jemals gesehen, die Götzen?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Und wie hat es sich angefühlt?«
    »Überwältigend.« Ein träumerischer Ausdruck war in die Augen des Mannes getreten. Er sah Argha-cha direkt an, aber das Mädchen spürte, dass er etwas ganz anderes sah. »Ich. ich kann es nicht in Worte fassen. Mein Leben ist seitdem ein anderes. Ich würde es jederzeit für sie geben.«
    Argha-cha bedankte sich und kehrte zu dem wartenden Echrod-or zurück.
    Die Mongaal fanden eine Station des Schwerelosen Zugs, und bald darauf schwebten sie zurück zum Lager. Die letzten Strahlen der Sonne spielten auf Argha-chas Nacken. Sie streckte den Arm aus und nahm Echrod-ors Hand, seinen überraschten Blick ignorierte sie.
    Je weiter sie sich von der Götzenstadt entfernten, desto mehr verblasste Argha-chas Hochgefühl. Eine neue Empfindung trat an seine Stelle: eine Wärme, die von innen kam, das Wissen, dass sie an der Schwelle zu etwas Großem, Neuem stand. Und Verwunderung: Waren die Götzen nicht die Feinde der Mongaal? Was war mit ihren Gefühlen geschehen?
    Das letzte Stück zum Lager mussten sie zu Fuß zurücklegen. Argha-cha störte sich nicht daran, auch nicht an den furchtbaren Menschen, die wie Maschinen ihren Verrichtungen nachgingen. Sie hatte den wahren Geist des Empires gekostet, und es fühlte sich unendlich richtig an, Echrod-ors Hand zu spüren.
    Dann, nur wenige Straßenzüge vom

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