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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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begonnen, dass er sich an die Spitze einer besseren Silvesterrakete hatte schnallen und zum Mond schießen lassen. Ihn konnte so leicht nichts erschüttern.
    Aber die STARDUST hatte er verstanden. Die Space Force hatte ihm und den anderen Astronauten jede verfluchte technische Einzelheit eingebläut, bis sie ihm wieder zu den Ohren herausgekommen waren. Irgendwann hatte er geglaubt, den Antrieb der
    STARDUST zuhause im Keller aus Streichhölzern nachbauen zu können, so in- und auswendig kannte er ihn.
    Später war das natürlich anders gewesen. Die Raumer, mit denen er seinen Traum von den Sternen wahrgemacht hatte, waren dazu viel zu komplex gewesen. Doch Bull war stolz darauf, wenn schon ein Amateur, dann wenigstens ein ambitionierter zu sein. Zugegeben, er drückte zwar wie alle anderen nur Knöpfe, aber zumindest wusste er, was er damit auslöste.
    Hier auf den Traumhabitaten dagegen. es gab keine Knöpfe, die er drücken konnte. Und das Prinzip, das hinter dem Überlichtflug stand, in den sie in wenigen Augenblicken eintreten würden, war ihm komplett schleierhaft.
    Für seine Begriffe handelte es sich nicht um Technik, sondern um Magie.
    Bull malte sich aus, was in diesem Moment in einem anderen Trakt der Schnecke am Berg vor sich ging. Thura Mookmher würde an der rauen Schuppenhaut ihres Traumfamnirs hinaufgeklettert sein und sich auf dem Nacken der Echse niedergelassen haben. Mit geschlossenen Augen würde die alte Kühnreiterin in Kontakt mit dem Famnir getreten sein, seinen Geist nach ihrem Willen lenken. Und der Famnir, der das Habitat Koortane hinter Raumkrümmungen versteckte, würde mit seinem riesigen Kopf hin- und herpendeln und seine paranormalen Kräfte einsetzen, um in den Überlichtflug einzutreten.
    Niemand außer den Kühnreitern konnte mit den Famniren kommunizieren. Die riesigen Echsen lebten in ihrer eigenen Welt, weit entrückt von dem ungemütlichen Platz, den das Vaaligo der Zukunft darstellte.
    Das Beben setzte aus. Das Schwingen von Bulls Stuhl hielt noch einige Sekunden lang an, dann ebbte es ab und verging.
    Die Sterne auf den Schirmen waren verschwunden, nur ein paar Dutzend Lichtpunkte geblieben: die übrigen Rebellen-Habitate, die gleichzeitig mit ihnen den Überlichtflug angetreten hatten. Ob die Anzeige die Ortungen der Stipper abbildete oder die Varsonik Platzhalter einfügte, konnte Bull nicht sagen.
    Bull spürte mit einem Anflug von Verwunderung, wie sich sein Puls beruhigte. Er hatte nicht gemerkt, dass er schneller geworden war.
    »Alle Habitate sind in den Überlichtflug eingetreten«, meldete der Adjutant.
    »Gut gemacht.«
    Reginald Bull kletterte von seinem Thron. Die Karawane der Rebellen-Habitate war auf dem Weg. In den nächsten Stunden und Tagen gab es nicht viel für ihn zu tun - eigentlich hatte das bereits für den Start zugetroffen, aber Bull hatte es nicht geschafft, in dem Mars-Liner herumzusitzen, Däumchen zu drehen und vor sich hin zu grübeln.
    Der Liner war jetzt, da seine Gefährten abgereist waren, leer und bedrückend. Und Bull war ein Mann der Tat, und wenn es für ihn nichts zu tun gab, verschaffte er sich zumindest den Anschein von Handeln. Es war eine Notlüge vor sich selbst, aber Bull war sich ihrer bewusst und setzte sie in Situationen immer wieder gezielt ein, um sein seelisches Gleichgewicht zu behalten.
    Er würde es bald brauchen.
    ***
    Drei terranische Tage dauerte der Flug der RebellenHabitate. Drei terranische Tage, die eigentlich keine waren, da in den Habitaten der lange Herbstabend herrschte, in denen Reginald Bull für sich blieb. Die Nodronen behandelten ihn mit der unpersönlichen Höflichkeit, die dem Ranghöheren zustand. Unmöglich, mit ihnen Freundschaft unter Gleichen zu schließen, geschweige denn, sich ihnen anzuvertrauen. Im besten Fall würden sie Bulls Sorgen nicht verstehen, im schlimmsten Fall ihn auslachen. Sein Status als Anführer wäre so oder so dahin.
    Also blieb Reginald Bull allein, teilte seine Zeit zwischen Perioden der stummen Verzweiflung in dem Mars-Liner, in denen er überzeugt war, dass Perry und Fran und die Übrigen längst tot waren, gestorben in den Fängen der Folterer der Götzen, und langen Schichten in der Zentrale auf, wo die Routine des Raumflugs ihm wenigstens den Trost der Vertrautheit spendete.
    Bull konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er zu spät kam. Aber er war machtlos. Die Überlichtraten vaaligischer Schiffe stellten ein Schneckentempo gegenüber dem dar, was er in seiner

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