PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
Es war still geworden in Kion. Das Summen der allgegenwärtigen Gleitertriebwerke war verstummt, ebenso das Zischen, mit dem die Luft um ihre Flügel und Rümpfe strich. Niemand, in dem ein letzter Funken Lebenswillen glomm, wäre mehr auf die Idee gekommen, ein Fluggerät zu besteigen - selbst im Nebelschleier, den die Psi-Sphäre der Traumfamnire über das Nodro-System gelegt hatte, und der die Bewusstseine seiner Bewohner in seinem Griff hielt.
Über der Stadt, in großer Höhe, kreisten kleine schwarze Punkte, nur sichtbar, wenn man die Augen zusammenkniff und nicht in die Sonne sah. Jäger, die in der Stratosphäre Patrouille flogen, ihre Orter auf die Stadt gerichtet, bereit, jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Und über ihnen, unsichtbar für das bloße Auge, die Habitate und Quochten-Raumer. Eine Salve aus ihren Geschützen genügte, um Kion zu vernichten. Errek musste lediglich den Befehl geben.
Errek Mookmher, der Rebellenfürst, der wie kaum ein anderer unter der Herrschaft der Zwillingsgötzen gelitten hatte, saß auf einer Treppenstufe, die Ellenbogen auf die Oberschenkel gestützt und starrte auf seine Unterarme.
Der dicke, schwarze Qualm, der sich über die Straßen gelegt hatte und auf seinem schwarzen Lederanzug klebte, der in seine Lungen drang und sich in ihnen festsetzte, kümmerte ihn nicht. Ebenso wenig wie die Explosionen, die von Zeit zu Zeit den Boden unter ihm erschütterten, oder das Fauchen von Strahlen oder die kläglichen Schreie der Verwundeten und Sterbenden.
Krieger hasteten heran, stießen keuchend Meldungen hervor, erfragten Befehle. Errek Mookmher erteilte sie, ohne aufzusehen. Die Kämpfe in Kion waren Nebensache. Das wahre Ringen fand in diesem Moment an einem anderen Ort statt. Und er, Errek Mookmher, das stolze Oberhaupt des Mookmher-Clans, war von ihm ausgeschlossen. Er war auf andere angewiesen. Clanlose. Fremde.
Errek Mookmher blieb nur, dazusitzen und zu warten.
Und in sich hineinzuhorchen.
Errek Mookmher schloss einige Augenblicke lang die Augen, öffnete sie wieder. Sein Körper erbebte. Er verzehrte sich danach, endlich zu handeln. Aber es war zu früh, die süße Stimme, die teuflische Verführung bestand noch.
Er streckte die Finger der rechten Hand, ballte sie zur Faust.
Die Hand, die nimmt.
Sein Unterarm war tätowiert. Männer ritten in die Schlacht, prallten aufeinander. Im Vordergrund nahm ein Duell seinen Fortgang. Die beiden Kombattanten, ausgestattet mit mächtigen Klingen, hieben aufeinander ein. Ihre Körper und Waffen waren blutverschmiert. Wenn Errek die Muskeln anspannte, erwachte die Szene wie ein primitiver, zweidimensionaler Trickfilm zum Leben.
Errek Mookmher war Rechtshänder, er hatte in den siebenunddreißig Jahren seines Leben ausgiebig Gebrauch von der Hand gemacht. Der Rebellenfürst hatte genommen. Leben in größerer Zahl, als er sich erinnern konnte, und Beute, so viel er zusammenkratzen konnte. Alles im Namen des großen Ziels, dem Ende des GötzenRegimes. Für ein neues, besseres Morgen.
War es bereits angebrochen?
Errek Mookmher horchte in sich hinein, fand Leere, und für einen kurzen Moment glaubte er, dass sie den Sieg errungen hatten. Doch dann kehrte der Sirenengesang der Zwillingsgötzen zurück. Hier, in vielen Kilometern Entfernung von der Götzenstadt, gelang es Errek mühelos, ihm zu widerstehen. Näher an der Götzenstadt oder sogar in ihrem Innern.
Errek Mookmher war zu klug, sich einer Selbstüberschätzung hinzugeben. Hätte er Perry Rhodan und Reginald Bull begleitet, er wäre zu einer Marionette in den Händen der verbrecherischen Herrscher reduziert worden.
Er musste Geduld haben.
Geduld. Warten.
Es war eine Tugend, die er mindestens ebenso perfekt beherrschte wie den Kampf. Nein, das traf es nicht. Warten und Kampf, sie waren eins.
Von außen betrachtet bestand der Kampf aus den wenigen Sekunden oder Minuten der Gewaltausübung, des Austauschs von Schlägen, sei es mit bloßen Fäusten, Schwertern oder Schlachtkreuzern. Errek Mookmher hatte gelernt, dass das ein Trugbild war.
Kampf, das waren die endlosen Jahre der Vorbereitung, des Trainings, der Übung. Es waren die Stunden der Meditation, der Konzentration, die Sorge, die man sich selbst angedeihen ließ, um Körper und Geist auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Und eben das Warten. Auf den Moment der Entscheidung.
Kampf, das bedeutete Zweifel, die den Schlaf raubten. An der Sache, an sich selbst. Und nach dem Kampf? Hatte man
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