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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Entscheidungen fällten - wir erfuhren sie niemals. Die Kosmokraten befahlen, wir gehorchten. So war es immer gewesen, so würde es immer sein.
    Unser Zielplanet war eine Welt in Flammen. Überall auf der winzigen Kugel tobten Kämpfe. Nachvollziehbare Fronten, eine noch so verworren anmutende Ordnung der Kampfhandlungen, ja ein Grund, wieso wir diese Welt nicht einfach mit einem Feuerstoß unserer Bordwaffen vernichten sollten, waren nicht zu erkennen. Wir zehn verließen unsere Schiffe und fielen dem Schlachthaus entgegen.
    Ich war der Einzige, der wiederkehren sollte. Meine Brüder blieben zurück. Oder genauer ausgedrückt: Was von ihnen übrig war, blieb zurück. Im Feuer des Gegners, den wir niemals zu Gesicht bekamen, wurden ihre Körper in Stücke gerissen und zerrieben. Sie verbrannten, bis rauchende Aschehaufen davon kündeten, dass einstmals ein Bruder existiert hatte.
    Ich versuchte, meine Brüder zu retten, wenigstens in der Form, in der ihr mich jetzt seht, aber der Gegner ließ es nicht zu. Und meine Herren? Nie zuvor hatte ich die Macht der Kosmokraten so unmittelbar gespürt wie an jenem Tag, als meine Brüder starben. Sie verboten es mir, ihnen zu Hilfe zu eilen, und mein Körper gehorchte den Kosmokraten und verweigerte mir den Dienst.
    Ich war nicht mehr derselbe nach meiner Rückkehr. Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich glücklich schätzen sollte, überlebt zu haben. Es nutzte nichts. Meine Gedanken kehrten immer wieder auf die namenlose Welt zurück, auf denen meine Brüder ihre Existenz gelassen hatten. Und sie verweilten bei den Kosmokraten, die nicht dagegen eingeschritten waren.
    Ich analysierte die Daten, die ich an jenem Tag aufgezeichnet hatte, ebenso wie die meines Schiffes und die
    - heimlich und mit größter Vorsicht - der Schiffe meiner toten Kameraden. Ihre Auswertung führte zu einem eindeutigen Schluss: Die Kosmokraten hatten den Tod meiner Brüder wissentlich in Kauf genommen, ja sogar geplant. Meine Brüder hatten ihr Ende in einem Ablenkungsangriff gefunden, einer flüchtigen Figur in dem unendlich ausgefeilten Schauspiel des Todes, das auf dieser Welt aufgeführt wurde. Die Kosmokraten hatten uns für entbehrlich gehalten und entsprechend gehandelt.
    In der Stunde, in der ich die wahre Natur der Kosmo-kraten erkannte, wurde der Zorn geboren, der mich in letzter Konsequenz hierher geführt hat. Er wurde geboren als einsame, hilflose Wut.
    Nach außen hin ging meine Existenz ihren gewohnten Gang. Gewissenhaft erfüllte ich die Aufgaben, die meine Herren mir stellten. Von Zeit zu Zeit traf ich mit Brüdern zusammen. Nur, die Freude, die mich einst erfüllt hatte, wollte sich nicht mehr einstellen. Stand ein Bruder vor mir, sah ich in ihm das leblose, verkohlte Stück Metall, als das er einst enden würde. Ich konnte mich auf das Angebot der Kameradschaft nicht einlassen, spürte ich doch, dass sie unweigerlich in Trauer und ohnmächtiger
    Wut enden musste. Ich beschränkte meine Kommunikation auf das für die jeweilige Mission Unabdingbare.
    Mit einer Ausnahme: Gegen besseres Wissen erkundigte ich mich nach dem Schicksal der Brüder, die ich in den Jahren vor meiner Verwandlung schätzen und lieben gelernt hatte - und erhielt die Antworten, die unausweichlich waren. Sie sprachen vom Tod, von sinnlosen Opfern, vom Vergessen. Meine Wut stieg.
    Und mein Gefühl der Schuld. Wieso hatte ich als Einziger überlebt? Wieso hatte das Schicksal, der Zufall oder der unergründliche Wille der Kosmokraten dafür gesorgt, dass mich keine Granate zerriss? Wer war ich, dass ich es verdient hatte zu leben, während meine Brüder den Weg der Auslöschung gegangen waren? Ich fühlte mich wie ein Verräter an ihnen.
    Heute muss ich beinahe lachen, wenn ich an diese Tage zurück denke. Ich hatte keine Vorstellung davon, was Verrat bedeutet. Ich war kein Verräter, ich war ein Dummkopf.
    Einer, der fähig war zu lernen, allerdings. Ich beließ es nicht dabei, mich meiner Wut und meiner Schuld hinzugeben, auch wenn es mir selbst in dieser Zeit so erschien. Tatsächlich arbeitete ich im Unterbewusstsein bereits daran, auf die neuen Erkenntnisse zu reagieren.
    Meine frühere Naivität war mit den Überresten meiner Brüder auf der Welt des Krieges geblieben. Ich hinterfragte, wenn auch nur heimlich, meine Existenz, die Befehle der Kosmokraten, ihre Motive. Letztere, muss ich eingestehen, sind mir selbst bis zum heutigen Tag verborgen geblieben, aber ich lernte viel über die Vorgehensweise der

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