PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
auswich.
»Seid ihr körperlich krank?« fragte er.
»Noch nicht.« Rhodan blieb bei der Wahrheit. »Aber psychisch auf jeden Fall. Und wer weiß, wann physische Auswirkungen hinzukommen. Wir gehören nicht hierher, Errek.«
Mookmher zögerte noch immer.
»Hüter des Herdes, Hüter der Grenzen«, wiederholte Rhodan. »Ehemaliger Rebellenführer, jetziger Fürst von Nodro.« Der Terraner fragte sich, wie weit er gehen konnte, ohne Mookmher vor seinen Leuten zu entehren. Er konnte nur hoffen, dass die Mikrofone nicht jedes Wort auffingen, das gesagt wurde.
Unausgesprochen blieb bei dieser Aufzählung: Das alles bist du nur wegen uns geworden, dank unserer Hilfe. Ich habe dir erst die Flucht von Pembur ermöglicht. Den Vertrag mit den Quochten. Ohne mich würden die Zwillingsgötzen noch leben. Ohne mich hättest du niemals Nodro eingenommen. Das alles blieb ungesagt, doch es hing fast fühlbar in der Luft zwischen ihnen. »Es ist auch eine Frage der Ehre, Errek Mookmher. Eine Frage der Ehre.«
»Ich brauche euch. Wir müssen den Schwarm auf den Weg bringen, die Anfangsschwierigkeiten überwinden. Dann. können wir weitersehen.«
»Mit Lishgeth on Paz hat der Schwarm einen Kommandanten, der seine Qualitäten unter Beweis gestellt hat. Einen besseren Anführer, als ich es je sein könnte. Oder zweifelst du die Fähigkeiten des Prior-Forschers an? Hat er uns nicht nach Balance A gebracht? Hat er Axx Cokroides Pläne nicht wirkungsvoll durchkreuzt? Hat er nicht die Verdummung Vaaligos verhindert? Im letzten Augenblick, kurz, bevor alles zu spät war?«
»Das hat er«, gestand Mookmher ein, als wäre er froh über die goldene Brücke, die Rhodan ihm bauen wollte.
Gesagt war bei den Nodronen gesagt. Sie nahmen ihre Worte nur selten zurück. »Aber trotzdem.«
»Es ist eine Frage der Ehre«, wiederholte Rhodan. »Es ist nur ehrenhaft, dass du uns ziehen lässt, bevor ich dich in einem Zweikampf besiege. In einem Zweikampf, den ich vermeiden möchte. Axx Cokroide hat meinen Bedarf in dieser Hinsicht gedeckt.«
»In einem Zweikampf?« Mookmher warf den Kopf zurück und lachte laut und gellend. »Ho, das könnte ich dir nicht antun, kleiner Terraner. Die Nodronen verdanken dir in der Tat zu viel, als dass einer von ihnen dir alle Knochen im Leib brechen sollte, sogar die, von denen du nicht einmal wusstest, dass du sie hast!« Er trat einen Schritt vor, und seine Augen blitzten.
Vor Erleichterung?, fragte sich Rhodan. Vor Freude?
»Außerdem habe ich keine Zeit für einen Zweikampf, wie kurz er auch nur währen würde. Wir haben unsere Pläne geändert, Rhodan. Wir werden nicht Nodro in den Schwarm versetzen, sondern den Schwarm eine Transition durchführen lassen, eine ganz kleine nur, nach der Nodro sich aber in seiner Mitte befindet. Eine Art Testlauf sozusagen, eine letzte Probe unter ernsthaften Bedingungen, bevor es dann richtig losgeht.« Er trat noch einen Schritt vor, senkte die rechte Hand und hob die linke.
Und die Linke ist die Hand, die gibt: Frieden.
Dann umarmte er Rhodan so heftig, so kräftig, dass der Terraner das Gefühl hatte, ihm würde sämtliche Luft aus den Lungen ge-drückt werden.
Erst als Errek Mookmher die Pranken wieder von seinen Schultern nahm, hörte Rhodan den unbeschreiblichen Jubel, der über den Platz der Ewigen Wissenschaft hallte.
Ein Jubel, der im nächsten Augenblick noch lauter zu werden schien. Rhodan sah sich mit fragendem Blick um, konnte aber keinen Grund dafür entdecken.
Errek Mookmher deutete in den Himmel.
Anfangs vermochte Rhodan nur ein silbriges Schimmern am Horizont auszumachen, aber schon nach wenigen Sekunden konnte er Einzelheiten erkennen, schließlich sogar den Schriftzug in der innovativem Interkosmo-Schreibweise jener Zeit lesen - in fünfzig Zentimeter hohen Lettern: Mars-Liner-01.
Er hätte nicht gedacht, dass er sich jemals so freuen würde, den Passagierbus, das schwebende Museums-Vehikel, wiederzusehen.
Es war ein echtes Relikt der Vergangenheit, eine authentische Hinterlassenschaft der ersten Mars-Kolonisten, Baujahr 2021 alter Zeitrechnung. Er und Bull waren damals noch selbst mit diesen Dingern geflogen! Der Bus war im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt worden, verfügte über eine positronische Steuerung, Prallfeld- und Antigrav-Generatoren, Pulsator- und Impulstriebwerke. 21 Meter war das Gefährt lang, dreieinhalb hoch und drei Meter breit, und es bestand aus anachronistischem Arkonit, außen in silbriger Farbe eloxiert, ein
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