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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Die Zeit an Bord der KAPORNE war in dieser Hinsicht schon eine Qual für ihn gewesen, aber hier und jetzt im Mars-Liner war es noch schlimmer.
    Andererseits. Was konnte er schon tun? Als Objekt des Temporal-Teleporters war er wohl kaum imstande, das Gerät gleichzeitig noch zu bedienen, zumal die Wissenschaftler von Cor'morian sich nach wie vor ungern in die Karten schauen ließen und nicht einmal geduldet hatten, dass er auch nur einen Blick auf die Anlage warf.
    Im Mars-Liner war es totenstill, von den Trieb werksgeräuschen und Reginalds gelegentlichen Ausbrüchen einmal abgesehen. Niemand wagte etwas zu sagen, alle starrten hinaus. Quart Homphé tastete geistesabwesend, ohne den Blick von der Scheibe abzuwenden, nach seiner Brille und setzte sie auf. Fran wirkte äußerlich beherrscht und ruhig, aber Rhodan konnte sich genau vorstellen, wie es in ihr brodelte. Und Shimmi bewegte die Lippen, ohne jedoch einen Ton von sich zu geben. Betete sie?
    Sie alle warteten auf dasselbe. Auf ein goldenes Flirren, wie dichtes Schneetreiben. Darauf, dass plötzlich alles seltsam unwirklich, irgendwie unscharf erschien.
    Aber nichts dergleichen geschah. Die Konturen des Platzes der Ewigen Wissenschaft blieben gestochen scharf, genau wie die fremdartige, faszinierende Skyline der Metropole Mantagir.
    Bull schrie auf, und der Mars-Liner-01 kippte gleichzeitig zur Seite. Instinktiv griff Rhodan nach etwas, woran er sich festhalten konnte, doch die Magnetgurte hielten ihn sicher im Sitz fest. Er riss die Augen auf, hielt verzweifelt nach einem goldenen Flimmern Ausschau, aber da war nichts. Nichts.
    Hatte Reginald die Kontrolle über den Antrieb verloren? Oder ging dem Mars-Liner tatsächlich der Treibstoff aus? Blödsinn!, schalt Rhodan sich, und dann drehte sich ihm der Magen um, und ein gallebitterer Geschmack im Mund ließ ihn würgen.
    Seine Umgebung war mit einem Mal golden. Alles wurde von dem hellen Flirren erfasst, er selbst, Bull, Fran, Quart, Shimmi, der Katzenkorb, die Sitzreihen, der Gang dazwischen, das gesamte Innere des Mars-Liners.
    Seine Gedanken schienen plötzlich langsam und zäh zu verlaufen, wie goldene Tropfen aus Sirup, die eine ganz schwach geneigte Ebene hinabrollten. Er hatte einen goldenen Geschmack auf der Zunge, hörte goldenen Glockenhall, fühlte den goldenen Stoff des Sitzpolsters unter seinen Fingern.
    Dann war da nur noch Gold.
    Und schließlich gar nichts mehr.
    ***
    Und schließlich wieder irgendwo tief im Nichts ein Gedanke, flüchtig, kaum fassbar, so schnell wieder erloschen, wie er gekommen war.
    Er konnte ihn nicht festhalten.
    Er?
    Wer war er?
    Was war er?
    War er überhaupt?
    Er dachte, also musste er sein.
    Der Gedanke kehrte zurück, ein goldener Funke im goldenen Glanz, identisch mit ihm und doch anders.
    Es.
    Er spürte, dass Zeit verging, denn um einen Gedanken zu formen, benötigte man Zeit. Aber er konnte nicht sagen, ob Sekundenbruchteile oder Jahre vergangen waren. Seine Sinne waren nicht dafür geschaffen, ein goldenes Nichts wahrzunehmen. Es war viel zu fremdartig.
    ...hat...
    Ein zweiter Gedanke, vage, verschwommen, unabhängig vom ersten. Es dauerte eine weitere Ewigkeit, bis er erkannte, dass er doch in einem Zusammenhang mit dem ersten stand, eine Art Ergänzung bildete. Zwei goldene Funken im alles durchdringenden Gold des reinen Nichts, unvertraut, ungewohnt.
    Der Anfang einer Gedankenkette?
    Dann ein dritter goldener Funke: .. .funktioniert.
    Es hat funktioniert! Und mit der Erkenntnis, dass er einen vollständigen Satz gedacht hatte, kam auch die Erinnerung zurück, und die Wahrnehmung.
    Er hörte ein gellendes Lachen, zügellos, überschwänglich. Aber nicht mehr golden. Nach einer Weile erkannte er es als sein eigenes. Und er begriff, dass der Schmerz, den er empfand, der ihn jetzt so vollständig ausfüllte wie zuvor das allgegenwärtige Gold, von der Verkrampfung seiner Muskeln herrührte. Ein dumpfes Pochen wurde zu einem feurigen Zerren unter seiner Schädeldecke, und plötzlich hatte er wieder Blut, das in den Schläfen rauschte. Das Herz hämmerte wild gegen die Rippen.
    Hat es wirklich funktioniert?
    Der goldene Schein zog sich langsam zurück, und er machte sich verdichtende Schatten aus, die langsam wieder andersfarbige Konturen annahmen. Ein Sprenkel Rot. Reginalds Haar. Oder Frans Haar, er konnte es nur vermuten. Ein klägliches, herzzerreißendes Jaulen, Shimmi, nein, Schikago in ihrem Korb. Nun erkannte er die Konturen genauer, die sich um ihn gebildet

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