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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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lächerliches Altertümchen, nicht mal mehr ein Spielzeug, mit dem man in Vaaligo irgendein Kind hinter dem Ofen hervorlocken konnte, und doch war es für Rhodan ein Stück zeitliche Heimat, ein Inbegriff der Hoffnung, vielleicht doch noch in seine Gegenwart zurückkehren zu können.
    Der Mars-Liner-01 verharrte nur wenige Meter von ihnen entfernt Zentimeter über dem Boden.
    »Mein Abschiedsgeschenk für euch!« erklang die donnernde Stimme des Rebellenführers. »Der Schwebebus soll als gutes Omen
    für das Gelingen der letzten Aktion dienen!«
    Es fiel ihm schwer, Mookmher zu antworten. Beim ersten Mal versagte ihm die Stimme, und er musste sich räuspern, bevor er endlich ein Wort über die Lippen brachte. »Ich danke dem großmütigen Fürsten von Nodro, einem Herrscher, der sein Volk verdient, so wie sein Volk ihn verdient, aber im besten Sinne. Einen mutigen Mann voller Ehre, mit Visionen, der sich für das Leben, die Intelligenz und die Toleranz einsetzt. Denn beides benötigt das Universum so dringend wie nie zuvor.«
    Errek Mookmher sah ihn an. Nun schienen dem Nodronen die Worte zu fehlen, offensichtlich wusste er darauf nichts zu erwidern. Er behalf sich, wie er sich zumeist behalf: mit einem lauten Lachen. »Und nun geht!« sagte er dann. »Lange Abschiede waren noch nie meine Sache. Geht, bevor ich es mir doch anders überlege.« Aber das Zwinkern in seinen Augen verriet, dass er zumindest den zweiten Satz nicht ernst meinte.
    Wortlos reichte Rhodan zuerst dem Fürsten von Nodro und dann dem Prior-Forscher der Wissenschaftler von Cor'morian die Hand.
    Lishgeths Gesichtsgefieder kräuselte sich auf eine dem Terraner unbekannte Art und Weise. Vielleicht Wehmut?, fragte sich Rhodan.
    »Ich werde mein Bestes geben«, sagte der Vogelabkömmling. »Aber ich habe dich auf die Gefahren hingewiesen.«
    »Das hast du. Und ich danke dir für deine Hilfe.«
    »Dann begebe ich mich jetzt in die Zentrale der Redundanzanlage und bereite den Transfer vor. Und ihr steigt in.« - er zeigte auf den Mars-Liner - ».dieses Relikt und kreist über dem Platz der Ewigen Wissenschaft.«
    »Wie lange?«
    Der Prior-Forscher gackerte kurz. »So lange, bis euch der Treibstoff ausgeht.« Dann drehte er sich um.
    Rhodan sah ihm noch einen Augenblick lang nach, schaute dann zu seinen Begleitern, die die von Errek Mookmher so ungeliebte
    Abschiedszeremonie über sich ergehen lassen mussten, und steckte den Kopf durch den vorderen Einstieg auf der rechten Seite.
    Er empfand fast so etwas wie Rührung, als er die betont praktische Einrichtung aus Plastik und gebürstetem Aluminium sah, den Führerstand für den Piloten und die beiden Sitzplatzreihen, auf denen sie ihre Odyssee in die Zukunft angetreten hatten. Auf der linken Seite befanden sich ausschließlich Einzelplätze, auf der rechten ausschließlich Doppelbänke. Die hinterste Reihe bestand aus einer Bank für vier Personen, zwischen den Bankreihen befand sich der Gang.
    Wie viele waren sie gewesen, als die Wissenschaftler von Cor'morian sie ohne ihr Wissen und ihre Einwilligung in die Zukunft geholt hatten? Wie viele hatten auf diesen Bänken gesessen? Dreißig. Und wie viele kehrten nun - vielleicht! - zurück? Fünf.
    Und eine Katze.
    Dieser Blutzoll, dachte Rhodan. Dieser verdammte Blutzoll. Pratton Allgame... Ron Dyke, der kurz nach ihrer Ankunft auf Balance B auf dem Planeten zurückgeblieben war, um den anderen die Flucht zu ermöglichen... und die über zwanzig anderen Passagiere, die bei der Vernichtung des Ordensturms von Mantagir oder kurz darauf ums Leben gekommen waren.
    Er war froh, als Shim Caratech hinter ihm den Mars-Liner betrat und den Korb mit Schikago darin auf den Gang stellte. »Jetzt haben wir es geschafft, Perry!«
    Er lächelte schwach. Nein. Der entscheidende Augenblick steht noch bevor. Jetzt wird sich erweisen, ob wir jemals in unsere Gegenwart zurückkehren können. Ob Lishgeth on Paz und seinen Wissenschaftler von Cor'morian gelingt, woran sie selbst nicht so ganz glauben.
    Aber das sagte er dem Mädchen nicht.
    »Wie lange soll ich noch über diesem verdammten Platz kreisen?«
    Bull erweckte den Eindruck, als hätte er sich am liebsten das kurze rote Haar gerauft. Aber er wagte es nicht, die Kontrollen des Mars-Liners auch nur für einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen.
    Notfalls, bis uns der Treibstoff ausgeht. Rhodan blinzelte, schaute nach draußen und rieb sich die Augen. Er hasste dieses Warten, diese Untätigkeit. Sie ermüdete ihn.

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