PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Möglichkeiten nicht ein und geht konsequent gegen uns vor? Hat sie etwa vor, uns hier verhungern zu lassen?« fügte er spöttisch hinzu.
»Das kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor«, gestand der Verräter.
»Ich schlage vor, dass wir abwarten, was passiert«, warf Jurzka ein. »Das gefällt mir zwar nicht besonders, aber die Alternative wäre, weiterhin in diesem Labyrinth herumzuirren. Wir haben schon zwanzig Leute verloren. Da schonen wir doch besser unsere Kräfte.«
»Wir haben noch eine andere Möglichkeit«, sagte Axx und musterte sowohl den Verräter als auch den anderen Are'Sam ganz genau. Bei Jundaii hatte er durchaus den Eindruck, dass der Sartairer von seinen Worten überzeugt war und glaubte, was er sagte.
Jurzka hingegen konnte er überhaupt nicht mehr einschätzen. Vielleicht musste er sein Urteil über den Are'Sam revidieren. Bislang hatte er ihn in erster Linie als Rivalen um Ankyas Gunst gesehen. Die Entscheidungen, die er als Are'Sam getroffen hatte, waren weitestgehend richtig gewesen, wenngleich er überstürzt gehandelt hatte, als er zum ersten Mal das Feuer auf die Roboter eröffnet hatte.
Auch jetzt verriet Jurzkas Gesichtsausdruck ihm nicht das Geringste.
Die beiden sahen ihn fragend an.
»Wir könnten«, sagte Axx und griff in eine der Taschen seiner gegürteten Jacke, »ein kalkuliertes Risiko eingehen und aktiv werden.«
»Und wie?« fragte Jurzka.
Axx hielt den Gegenstand hoch, den er hervorgeholt hatte. Es war ein kleiner mobiler Empfänger, der auf ein bestimmtes Ortungssignal programmiert war. Der Monitor zeigte einen hellroten Lichtpunkt inmitten eines verwirrend anmutenden Labyrinths aus gelben, grünen und blauen Strichen.
Jurzka sah ihn fragend an.
»Als Ankya meine Verletzung versorgte, habe ich einen kleinen Peilsender an ihrer Uniform befestigt«, sagte er. »Dieser Empfänger verrät uns, wo wir sie finden.«
***
Es war ein Wartungsschacht, kreisrund, mit einem Durchmesser von vielleicht zwei Metern. An beiden Seiten waren Sprossen eingelassen, sodass sie ihn problemlos emporsteigen konnten.
Axx warf einen Blick auf den Empfänger. Der rote Punkt leuchtete heller und größer denn je zuvor.
Er hatte die dreifarbigen Striche mittlerweile als stark vereinfachten Grundriss eines Teils der Station erkannt. Der Weg, den die Roboter mit Ankya eingeschlagen hatten, war farblich hervorgehoben. Aber dieser Weg war ihnen versperrt. Hier standen sie vor einem Schott, das sie hätten aufsprengen müssen. Dort war ein Schott verzeichnet, das gar nicht vorhanden war. Oder das sich zumindest mit ihren beschränkten Mitteln nicht finden ließ. Dann wiederum gerieten sie an eine Abzweigung, die auf dem kleinen Bildschirm nicht verzeichnet war.
Den Wartungsschacht hatte Axx zufällig entdeckt. Und er führte geradewegs hinauf in die höheren Bereiche der Station, in denen Ankya gefangen gehalten wurde.
Oder ihre Leiche lag.
»Hier muss es sein«, sagte Axx. »Direkt hinter der Wand müsste sich ein Gang befinden.« Jundaii kletterte an den Sprossen neben ihm hoch und fuhr mit der Hand über das glatte Material. »Da ist nichts. Keine Fuge, keine Öffnung. Nichts.«
Axx schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Wartungsschacht durch die Station führt und keine Ausgänge zu den einzelnen Stockwerken hat.«
»Wir haben noch keinen einzigen Ausgang gefunden«, gab Jurzka zu bedenken.
»Eben.« Axx warf noch einen Blick auf das Display des kleinen Empfängers. Der rote Punkt leuchtete heller denn je.
Ankya, dachte er. Lebte sie noch? Warum hatten die Roboter ausgerechnet sie entführt? Fast wäre es ihm lieber gewesen, sie hätten ihn an ihrer Stelle mitgenommen. Aber dann könnte er jetzt gar nichts tun. So hatte er vielleicht die Möglichkeit, ihr zu helfen.
»Schalte den Kombistrahler auf Desintegratorfunktion«, befahl er Jundaii.
Der Verräter wand sich. »Hältst du es für ratsam, die Roboter wieder auf uns aufmerksam zu machen? Wir haben nur eine Chance, wenn wir überraschend zuschlagen. Sie werden die Energieemission anmessen.«
Axx wurde von seinem gebrochenen Arm behindert, sonst hätte er schon längst selbst die Initiative ergriffen. Das dumpfe Pochen des Schmerzes war zu einem heißen Brennen geworden, das in seinen gesamten Körper abstrahlte.
Die Zurückhaltung des Verräters kam ihm verdächtig vor. Er konnte verstehen, dass Jundaii nicht unbedingt großes Interesse daran hatte, Ankya zu befreien, aber musste er nicht alles daran
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