PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
setzen, diese Station so schnell wie möglich zu verlassen?
Was verheimlichte der Sartairer?
»Jurzka«, sagte er.
Der Are'Sam sah mit unverhohlener Abneigung zu ihm hoch. »Ich halte nichts davon, mit solcher Brachialgewalt vorzugehen. Das Überraschungsmoment ist unsere einzige Chance.«
Das war Befehlsverweigerung. Jurzka war zwar gleichrangig, aber er hatte den Oberbefehl über die gesamte Gruppe bekommen.
Doch was sollte er tun? Mit einem gebrochenen Arm, den er nicht belasten konnte, konnte er mit Müh und Not die Sprossen erklimmen. Sollte es zu einer offenen Auseinandersetzung kommen, war er hoffnungslos unterlegen.
Er nickte knapp und ließ den gebrochenen Arm aus der behelfsmäßigen Schlinge gleiten, hin zum Griff des Kombistrahlers im Gürtelhalfter. Die Schmerzen waren ungeheuerlich. Er konnte nur hoffen, dass er sich nicht durch sein verzerrtes Gesicht verriet.
»Na schön«, sagte er, während er die Einstellung des Strahlers veränderte. »Dann suchen wir eben weiter.« Mit dem unverletzten Arm zog er sich die nächste Sprosse hoch, dann noch eine, und noch eine. »Irgendwo muss es ja einen Ausgang geben.«
Er glaubte zu hören, wie Jurzka erleichtert aufatmete. Im nächsten Augenblick betätigte er den Auslöser des Kombistrahlers.
***
Der grünlich leuchtende Waffenstrahl fuhr durch die Wand des Wartungsschachts. Das Hyperfeld, das er erzeugte, neutralisierte die Bindungskräfte fester Stoffe. Die getroffene Materie im Zielbereich -also die Wand - zerfiel zu Ultrafeinstaub, dessen Partikel einen Moment lang wie ein feiner Schleier in der Luft schwebten und dann langsam zu Boden sanken.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob Axx die Hand ein wenig, bis die Öffnung, die der Desintegratorstrahl schuf, groß genug war. Bevor Jurzka oder Jundaii reagieren konnten, stieß er sich mit beiden Füßen ab und sprang durch das Loch. Er landete auf dem gebrochenen Arm, glühende Lava schien durch seinen Körper zu fließen und nahm ihm kurz jegliche Sicht.
Wie er es tausendmal geübt hatte, rollte er sich ab. Er kam auf den Knien auf und schwankte, als er sich erheben wollte, wäre fast wieder zusammengebrochen.
Allmählich klärte sich sein Sichtfeld. Er sah, wie Jurzka sich durch
die vom Desintegrator erzeugte Öffnung schwang.
Axx fuhr herum. Ein Gang lag vor ihm, nicht anders als die, die er bereits passiert hatte. Eine monotone Wandverkleidung, indirekt beleuchtet.
Er lief los, weiter, immer weiter. Hinter ihm hämmerten Jurzkas Stiefel auf dem Boden. Der Are'Sam fluchte ungebührlich, forderte ihn auf, stehen zu bleiben. Jundaiis Stimme fiel ein.
Axx ignorierte sie. Sein Verdacht bewahrheitete sich, der Gang öffnete sich in eine große Halle. Er sah Varsonikkonsolen, kreisrund um Feuerstellen angeordnet, und in der Mitte des Saals.
Hier stimmt etwas nicht, dachte er, und der Drang, das Geheimnis der Station endlich zu klären, wurde schier übermächtig. Axx spürte, dass sich ihm jetzt die Gelegenheit dazu bot, wahrscheinlich die einzige, die er bekommen würde.
In der Mitte der Halle stand Ankya, etwas zerzaust, die Uniform an einer Stelle über der Brust zerrissen, wohl vom Tentakelgriff der Roboter, ansonsten aber unverletzt. Ihre Häscher waren nicht zu sehen. Sie wurde weder von Kampfmaschinen bedrängt, noch war sie gefesselt.
Und neben ihr lagen auf drei, vier Tischen unzählige Schmuckstücke, so glaubte er anfangs zumindest, matte Juwelen mit hell leuchtenden Einschüben, Hunderte, Tausende.
Verblüfft trat er näher und kniff die Augen zusammen.
Nun endlich erkannte er das Material. Sein Verstand hatte ihm einen Streich gespielt. Es war so selten, so kostbar, dass er nie damit gerechnet hätte, es einmal in solchen Mengen zu sehen.
Zheugir, dachte er.
Ein Mineral auf Quarzbasis, dessen Einschlüsse hyperenergetischer Natur waren und die als pseudomaterielle Struktur mehr oder weniger stabile Stofflichkeit erlangt hatten. Chemische und physikalische Messungen führten stets zu stark schwankenden Ergebnissen - die Bandbreite des festgestellten Atomgewichts etwa pendelte willkürlich zwischen Null und 1.024, und chemisch zeigte sich edelgasähnliche Reaktionsträgheit neben chlorgleicher Reaktionsfreudigkeit. Deshalb und weil die Einschlüsse sich nicht ins Periodische System der Elemente einordnen ließen, hatten die praktisch orientierten Nodronen diese Hyperelemente als hyperenergetisch-pseudo-materielle Konzentrationskerne definiert.
Axx rief sich in Erinnerung zurück,
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