PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Hand über die gegürtete Jacke tastete.
Seine Finger schienen gefühllos zu sein, spürten zuerst gar nichts, dann nur rauen Stoff. Verdammt, wo ist das Ding? Dann das Gefühl von Härte, ein scharfer Schmerz in seiner Fingerkuppe, ganz anders als der allumfassende, der vom Arm aus seinen gesamten Körper durchdrang.
Seine Hand legte sich um den Griff des verborgenen Messers, und die Klinge klappte automatisch aus. Er riss den gebrochenen Arm hoch und rammte Jurzka die Klinge bis zum Heft in den Rücken.
Der Druck auf seinen Hals wurde schwächer, und er bekam wieder Luft. Jurzka brach langsam über ihm zusammen, aber noch im Fallen griff er nach hinten und zog das Messer wieder heraus. Er stach damit zu, doch seine Bewegungen waren langsam und schwach. Axx riss den Kopf zur Seite, und die Klinge zog lediglich einen blutigen Strich über seine Wange.
Meine erste Narbe, dachte er, als wäre er ein unbeteiligter Zuschauer, in meinem ersten Zweikampf.
Er schloss die Finger der unverletzten Hand um Jurzkas Gelenk und drückte zu. Gleichzeitig zwang er ein Bein hoch, und sein Rivale kippte langsam zur Seite. Das Messer fiel aus Jurzkas kraftlosen Fingern, er tastete danach, fand den Griff, wälzte sich herum, hob die Hand zum tödlichen Stich ins Herz des Gegners, hörte Ankyas gellenden Schrei.
.und sein Arm wurde zurückgerissen, und stöhnend fiel er auf den Rücken und starrte in Jundaiis Gesicht.
Der Verräter! Der Affail, der so gut wie tot war, weil er zu keiner Welt, zu keinem Clan mehr gehörte.
»Du wagst es.«, flüsterte Axx ungläubig.
Jundaii hielt seinen unverletzten Arm mit stählerner Kraft fest, mit einer Kraft, die er dem schwächlich anmutenden Sartairer, der den Blick stets gesenkt und sich selbst im Hintergrund gehalten hatte, gar nicht zugetraut hätte. »Hör auf!« zischte der Affail. »Es reicht!«
Axx griff mit dem gebrochenen Arm an seinen Gürtel und fand die richtige Stelle, die Schnalle schoss hoch und bohrte sich in die Schulter des Verräters. Jundaii schrie auf, griff mit beiden Händen nach der Wunde. Axx winkelte das rechte Bein an, hielt im nächsten Augenblick den kleinen Strahler in der Hand, den er im Stiefel verborgen hatte, und richtete ihn auf den Sartairer.
Er konnte nur einen Schuss mit der Waffe abgeben. Die Ladung reichte nicht aus, um eine ganze Wand zu schmelzen, aber die Energie würde ein schönes, großes Loch durch Jundaiis Kopf
brennen.
Der Affail öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut. »Nicht«, flüsterte er.
»Warum nicht, Verräter?« fragte Axx. »Winselst du um Gnade, wie es sich für Abschaum für dich geziemt?«
»Ich.« Jundaii zögerte. »Tu es nicht«, sagte er dann. »Mach dich nicht unglücklich. «
»Indem ich einen Verräter erschieße?« Axx lachte leise auf.
»Ich. kann es dir nicht sagen. Du musst mir vertrauen!«
»Dir? Einem Verräter vertrauen? So dumm bin nicht einmal ich!«
»Ich. ich bin kein Verräter .«
»Was bist du dann? Wer bist du?«
Jundaii nagte an seiner Unterlippe. »Der. eigentliche Leiter dieser Mission. Du bist mir unterstellt. Ich bin ein Are'Imga des Empires.«
»Du, ein Kommandant?« Axx schnaubte höhnisch. »Wenn das wahr ist. Was wird hier gespielt?«
»Wenn ich dir das verrate, sind wir beide tot.«
»Wenn du es nicht verrätst, bist du tot!« Wie aus weiter Ferne drangen Geräusche an Axx' Ohren. Zuerst glaubte er, das typische Brummen der Roboter dieser Station zu identifizieren, aber dann hörte er ganz deutlich das Trampeln zahlreicher Stiefel auf dem Boden der Halle.
Jemand kam! Rebellen oder Soldaten des Empires. So oder so, ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
»Was ist das Ziel dieser Mission?«
Die Schritte wurden lauter.
Jundaii schüttelte den Kopf. »Du wirst keinen vorgesetzten Offizier erschießen!«
»Aber einen mir unterstellten Verräter, der meine Befehle nicht befolgt und mich angegriffen hat. Ankya kann es bezeugen.«
Ankya. Wenn Jundaii ihm nicht die Wahrheit sagen wollte,
würde sie es tun. Und wenn er sie dazu zwingen musste!
»Du wirst nicht schießen«, wiederholte Jundaii. Es klang wie ein Mantra.
Den Schritten zufolge musste, wer auch immer sich näherte, sie bald erreicht haben.
Jetzt war es zu spät. Jundaii würde ihm nichts mehr verraten.
Axx drückte ab. Der Blick in den Augen des Sartairers verriet, dass der Mann gar nicht mitbekam, wie ihm geschah. Über der Nase bohrte sich der Energiestrahl in seinen Kopf und hinterließ einen kleinen
Weitere Kostenlose Bücher