PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
Bedeutungen bestehen. Sie können dieselben Randbedingungen, Naturkonstanten, Parameter, Vakuumzustände, effektive niederenergetische Gesetze oder sogar fundamentale Naturgesetze (beispielsweise verschiedene physikalisch realisierte mathematische Strukturen) haben, müssen es nicht.
Heutzutage wird der Begriff Kosmos oder Multiversum oder auch Welt (als Ganzes) oft so verwendet, dass er sich auf Alles-was-existiert (1) bezieht. Demgegenüber erlaubt es das Wort Universum, über verschiedene Uni-versen innerhalb des Multiversums zu sprechen. Im Prinzip können diese Universen - vor allem in den Bedeutungen (2), (3) oder (4) - räumlich, zeitlich, dimensional und/oder mathematisch voneinander getrennt sein, müssen es aber nicht (auch Mischformen sind denkbar). Es gibt also nicht notwendigerweise scharfe Grenzen zwischen ihnen.
Universen sind räumlich getrennt, wenn sie entweder in weit entfernten Regionen liegen, die sich außerhalb unseres Vergangenheitslichtkegels befinden und also (noch) nicht in kausalem Kontakt mit uns stehen, oder wenn sie gleichsam als Mikrokosmos in unsere Welt eingebettet sind (so hat beispielsweise Blaise Pascal Uni-versen im Inneren der Atome unseres Universums imaginiert, und kürzlich wurde von James Daniel Bjorken, emeritierter Physik-Professor am Stanford Linear Accelerator Center, vorgeschlagen, unser Universum sei eine Art Schwarzes Loch in einem größeren Universum und enthielte in seinen Schwarzen Löchern selbst andere Universen und so weiter - eine endlose Folge russischer Puppen), - Sie sind zeitlich separiert, wenn sie nacheinander entstehen und vergehen (wie die zyklischen Welten im östlichen Denken und bei Friedrich Nietzsches ewiger Wiederkehr).
Wenn sie in verschiedenen Dimensionen existieren (die in der Regel als räumlich gedacht werden, schon von Immanuel Kant, etwa formal als Blätter im Superraum oder wie in der Stringkosmologie als 4D-Branen im 5D-Bulkraum), dann treten sie höchstens sporadisch und punktuell beziehungsweise in sehr eingeschränkter Weise (etwa nur gravitativ) miteinander in Wechselwirkung.
Denkbar ist auch, dass es verschiedene oder gar alle möglichen Welten gibt (modaler Realismus) - was immer das heißt. Über dieses Problem haben sich Philosophen den Kopf zerbrochen, doch hier ist nicht der Ort, die subtilen Feinheiten von logisch, metaphysisch oder - wie bei Vilenkin - physikalisch möglichen Welten zu erörtern.
Mathematisch getrennt sind Universen in einer quasiplatonischen Weise, wenn etwa alle möglichen formalen Strukturen physikalisch realisiert sind und umgekehrt - Max Tegmark spricht dabei von mathematischer Demokratie und dem ultimativen Ensemble von Welten. In diesem Fall wäre unser Universum in Wirklichkeit eine bestimmte mathematische Struktur - es wäre (!) eine und hätte nicht nur eine. Aus einer übergeordneten Vogelperspektive könnte man das erkennen, doch wir sind an unsere Froschperspektive gebunden und merken es nicht.
Wie überzeugend ist die Multiversum-Hypothese?
Wenn Wissenschaftler von anderen Universen oder dem Multiversum sprechen, kann also ganz Unterschiedliches gemeint sein. Doch allen Varianten der Multiversum- oder M-Hypothese ist gemeinsam, dass unser Universum zwar eine Art Gesamtheit darstellt (lateinisch universus = gesamt), seinem Namen zum Trotz aber nicht einzigartig, kein Unikat ist (lateinisch unus = der eine). Kritiker weisen die M-Hypothese jedoch als spekulativ, nicht überprüfbar, ontologisch verschwenderisch oder gar unbegründet zurück.
Ein Grund dafür ist die Unzugänglichkeit der anderen Universen. Doch wieso soll es prinzipiell unmöglich sein, Hypothesen über das, was jenseits unseres Beobachtungshorizonts liegt (außerhalb des so genannten Lichtkegels oder innerhalb der Ereignishorizonte Schwarzer Löcher), wenigstens versuchsweise aus bekannten Gesetzen oder Tatsachen zu extrapolieren? Ist es nicht vermessen zu behaupten, dass diese Universen, bloß weil wir niemals etwas über sie erfahren können, nicht existieren?
In der Beantwortung dieser Fragen gibt es keinen Konsens. Es wäre aber voreilig, die M-Hypothese von vornherein als Grenzüberschreitung unserer spekulierenden Vernunft abzuweisen. Nicht einmal in der terrestrischen Physik sind alle Entitäten beobachtbar, sagt der Wissenschaftstheoretiker und Naturphilosoph Bernulf Kanitscheider von der Universität Gießen. Das meiste, von dem wir in der Physik sprechen, ist theoretisch erschlossen, und in der Kosmologie gilt
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