PR Odyssee 4 Die Traumkapseln
Raumes, sondern nur dem der Extradimension entspringt. Daher bleiben Temperatur und Dichte endlich. Es gibt keinen Grund, warum die Extradimension nicht wieder auftauchen kann und die Zeit weiterläuft.
Und noch eine Entdeckung haben Steinhardt und Turok gemacht: Es gibt eine Attraktor-Lösung für verschiedene Geschwindigkeiten der Branen vor und nach der Kollision, die auch bei kleinen Zufallsschwankungen über die Zeit hinweg stabil bleibt. So ist es möglich, dass sich die Vorgänge beliebig lange wiederholen. Die Zyklen können in die unendliche Vergangenheit zurückreichen, sagt Steinhardt, und für lokale Beobachter würde jeder Zyklus mit dem vorigen identisch sein.
Somit lässt sich die Geschichte des Zyklischen Universums in sechs Phasen unterteilen:
Urknall: Die Entstehung von Materie und Strahlung.
Dominanz der Strahlung: Der heiße junge Weltraum ist noch undurchsichtig, weil die Strahlung ständig mit der Materie wechselwirkt.
Dominanz der Materie: Atome, Sterne, Galaxien und Galaxienhaufen bilden und entwickeln sich. In dieser Epoche leben wir heute. Die Branen haben ihre größte Entfernung erreicht und verharren fast bewegungslos.
Dominanz der Dunklen Energie: Sie führt zu einer beschleunigten Expansion, einer Verdoppelung kosmischer Entfernungen alle 15 Milliarden Jahre. Diese Phase dauert Billionen von Jahren. Dadurch werden die Abstände zwischen den allmählich verlöschenden Galaxien und den einsamen Schwarzen Löchern so groß, dass das Universum praktisch leer erscheint.
Verzögerte Expansion: Mit der Annäherung der Branen verlangsamt sich die Ausdehnung des Weltraums. Diese Phase dauert vielleicht eine Milliarde
Jahre.
Kontraktion: Im Verlauf von einer bis zehn Milliarden Jahren schrumpfen die kosmischen Abstände und scheinen sich schließlich in einem Punkt zusammenzuziehen. Das Radionfeld macht sich als eine exotische fünfte Kraft bemerkbar, die das Äquivalenzprinzip der Relativitätstheorie von schwerer und träger Masse verletzt. Das bedeutet: Die Massen der Elementarteilchen ändern sich und verschwinden sogar, die Materie löst sich auf. Falls irgendwelche hochentwickelten Lebensformen das Erkalten und Ausdünnen des Weltraums überstanden haben, steht ihnen nun der Feuertod bevor. Die Hitze lässt alle Atome verdampfen, gewöhnliche Materie - etwa von Planeten - löst sich in ein Quark-Gluonen-Plasma auf. Nur Schwarze Löcher überdauern, malt Paul Steinhardt ein apokalyptisches Bild. Es ist vorstellbar, dass eine sehr fortgeschrittene Zivilisation ihre lokale Umgebung vor dem Kollaps bewahren kann -vielleicht durch einen Schutzwall aus Schwarzen Löchern. Das ist wilde Spekulation, erscheint aber momentan nicht ausgeschlossen.
Endknall: Das Universum erreicht im Kollaps die höchste Temperatur - respektable 10A23 Grad, was gewaltig, aber nicht unendlich und somit unphysikalisch ist. Dieses Inferno entspricht zugleich einem neuen Urknall. Die eine Tausendstel Sekunde zuvor entstandenen großräumigen Dichteschwankungen im Strahlungsmeer bilden später die Keimzellen der Galaxienhaufen und machen sich heute noch als Unregelmäßigkeiten in der Temperaturverteilung der Kosmischen Hintergrundstrahlung bemerkbar, dem Relikt der feurigen UrknallEpoche. Die Dichteschwankungen gehen auf leichte Wellen der Branen und somit eine nicht völlig gleichzeitige Kollision zurück - so als würden die Leintücher nicht exakt simultan zusammenklatschen, weil sie hier und da ein paar Falten besitzen.
Der Kollaps des Universums erscheint nur aus der Perspektive der Branen als ein solcher. Von außen betrachtet expandieren die unendlich großen Branen immer weiter - nur in der Kollisionsphase schrumpfen sie geringfügig. Die Branen-Vorstellung der Stringkosmologie ist nicht einmal notwendig für das Zyklische Universum. Alles lässt sich auch in einer vierdimensionalen Feldtheorie formulieren, sagt Steinhardt. Unser theoretischer Rahmen ist so allgemein, dass er auch noch angewendet werden kann, falls sich die Stringtheorie als falsch herausstellen sollte und durch eine andere Theorie ersetzt werden muss.
Der kreative Physiker argumentiert auch, dass das Zyklische Universum einfacher als das inflationäre sei, denn: Es beschreibt die ganze Geschichte des Weltalls, nicht nur die ersten Sekundenbruchteile. Es hat eine Erklärung für die Dunkle Energie, deren Effekte wir beobachten, und benötigt nicht die Annahme einer enorm kurzen Raumaufblähung nach dem Urknall, für die es keinen
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