PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
Hand nach unten.
Irgendwo in den unsichtbaren Sektionen des Molkex-Labors wurde ein hyperenergetischer Impulsstrom freigegeben. Mit Lichtgeschwindigkeit nicht zu vergleichen, eher mit der Zeitlosigkeit einer Transition, erreichte der Impulsstrom im Augenblick der Freigabe die einen halben Kilometer vom Zündspeicher entfernte
Versuchskammer.
Zur selben Zeit schlossen Trahub und Kohol geblendet die Augen. Doch es war nicht die Wirkung des gezündeten Molkex, das dieses grelle Licht erzeugt hatte, sondern nur der zündende Impulsstoß.
Das Molkex selbst wirkte unter dem Einfluß des hyperenergetischen Impulses völlig lautlos und unsichtbar, denn es arbeitete jetzt auf fünfdimensionaler Basis, ähnlich einer Gravitationsbombe.
Das Molkex verschwand im Hyperraum - und riß dabei eine seiner Energie entsprechende Masse mit.
Wo eben noch die stählerne Kugel geschwebt hatte, war nichts mehr als das Vakuum der Versuchskammer. Und noch mehr: Major Kohol und Oberst Trahub sahen entsetzt, daß die ersten beiden Schichten der Metallplastik-Wand fehlten. Das Molkex hatte sie mitgenommen.
Erst nach einigen Minuten gewannen die beiden OffizierWissenschaftler ihre Fassung zurück.
»Null-Komma-drei Milligramm!« stöhnte Kohol. »Niemand wird je wagen, diese Waffe gegen einen Planeten anzuwenden. Wieviel Tonnen Molkex fassen die neuen Raketen?«
»Siebenundzwanzig Tonnen!« Trahub rief es in kaltem Triumph. »Damit wird der Obmann die Galaxis erobern - Terra aber muß sterben!«
Zehn Minuten nach dem Zeitpunkt, zu welchem Trahub dem Obmann den Erfolg des letzten Experiments gemeldet hatte, wurde eine Ansprache Iratio Hondros angekündigt.
Die Ansprache sollte um 6.10 Uhr Ortszeit beginnen.
Das war recht früh. Aber man mußte wissen, daß auf Opposite die Stunde infolge der raschen Rotation des Planeten nur sechsunddreißig Minuten hatte, um den frühen Beginn des Arbeitstages zu begreifen. Der Planet Opposite, dritter der grünen Sonne Whilor, rotierte in 14,4 Stunden einmal um seine Polachse. Wollte man also den Tag zu vierundzwanzig Stunden einteilen, mußte man die Zahl der Minuten von sechzig auf sechsunddreißig kürzen. Genau das hatte die plophosische Besatzung des Stützpunktes getan.
Zur Zeit hatten alle Leute dienstfrei - bis auf die Wachen. Niemand aber verließ seinen Arbeitsraum, denn überall standen oder hingen die Empfangsgeräte des Interkoms, und in wenigen Minuten würde
darauf das Gesicht Iratio Hondros erscheinen.
Auch im Meslab herrschte Ruhe. Trahub und Kohol hatten wieder auf ihren Hockern Platz genommen und schauten unbeweglich auf das bunte Pausenmuster der Gemeinschaftswelle. Ihre Züge waren wie eingefroren, und unwillkürlich nahmen sie im Sitzen Haltung an.
Punkt 6.10 Uhr Ortszeit erlosch das bunte Muster. Auf allen Bildschirmen tauchte das Gesicht des Obmanns auf.
Iratio Hondros Gesichtszüge wirkten beherrscht. Das ergraute, kurze Kraushaar hob die eckigen Konturen des Schädels hervor und kontrastierte wirkungsvoll mit der gebändigten Glut seiner Augen. Es ging etwas Suggestives von dieser Persönlichkeit aus. Keiner der viertausend Plophoser des Stützpunktes konnte sich ihrem Bann entziehen.
Iratio Hondro war sich dieser Wirkung bewußt, und obwohl das ihm niemals mehr als ein verächtliches Schürzen der Lippen abgerungen hatte, nutzte er es mit teuflischer Berechnung aus.
Erst nach einer Minute begann er zu sprechen. Iratio Hondro verstand es, Akzente zu setzen und die kalte Sachlichkeit des Inhalts durch Heben oder Senken der Stimme emotionell zu betonen. Er konnte die Reaktionen seiner Untergebenen über einen Sammelempfänger akustisch verfolgen. Zumeist übertrug der Empfänger keinen Laut. Nur ab und zu wurden Beifallsstürme mit dem hastigen Atmen Tausender Münder eingeleitet.
Der Obmann gab zuerst einen Überblick der bestehenden Situation. Allerdings hütete er sich, die Wahrheit über die Ereignisse auf Plophos zu sagen, jedenfalls, was die Hintergründe anbetraf. Die Revolutionäre seines Volkes nannte er Rebellen, die von Usurpatoren geführt wurden, mit dem Ziel, Plophos unter terranische Zwangsherrschaft zu bringen. Da alle viertausend Plophoser im Stützpunkt Opposite von Jugend an in der Ideologie des diktatorischen Staates erzogen worden waren, zweifelte keiner von ihnen an Iratio Hondros Worten. Zuerst einzeln, dann in Sprechchören, begannen sie die Rückeroberung Plophos' und den totalen Krieg gegen Perry Rhodans Vereintes Imperium zu fordern.
Iratio
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