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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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unserer Kolonie war ein kleines Rätsel. Warum nannten sich manche Menschen Terraner, die anderen Alteraner?
    Altera, so brachte ich in Erfahrung, war jener Begriff, der sich irgendwie in die Köpfe meiner Elterngeneration geschlichen hatte. Er stammte aus einer uralten, toten Sprache und war eine Verbalhornung der beiden ursprünglichen Worte alter terra.
    Nur mühsam und allmählich gewöhnten sich die Menschen daran, ihre neue Heimat so zu bezeichnen. Ebenso zäh verlief der Prozess, den Absturzort der elf Siedlerschiffe, von deren letzten Flug mir meine Eltern Nacht für Nacht erzählt hatten, als Stadt anzusehen und ihm den Namen Neo-Tera zu geben.
    Ein weiterer kleiner Schritt war getan, als ich verstand, dass zwischen den hier Geborenen und denen, die mit den Siedlerschiffen gekommen waren, große Unterschiede bestanden. Enorme Gräben taten sich zwischen Kindern und ihren Eltern auf. Sie sollten in den nächsten Jahrzehnten zu fast unüberbrückbaren Hindernissen werden. Aber das wisst ihr ohnehin selbst.
    Um so merkwürdiger war allerdings, dass sich auch innerhalb der Elterngeneration mehrere Gruppierungen bildeten. Es gab die Han, wie sie sich selbst nannten. Das waren jene Asiaten, aus denen sich mehrheitlich die Mannschaften der abgestürzten Siedlerschiffe rekrutiert hatten. Die Han blieben meist unter sich, verhielten sich reserviert und stellten aufgrund ihrer Autorität, die sie auf ihren Schiffen innegehabt hatten, die Führungselite auf Altera.
    Die Han behandelten uns bereits in den ersten Jahren nach dem Absturz unterschwellig repressiv. Sie verlangten von den Siedlern, die aus Afrika und Europa stammten, dass sie ihren Pioniergeist bei der Urbarmachung Alteras mit aller Hingabe einsetzten. Sie selbst wollten sich die Finger unter keinen Umständen schmutzig machen. Die Asiaten nutzten es schamlos aus, dass meine Elterngeneration sie während des Herflugs als Autorität akzeptiert hatten. Sie rissen alle Befugnisse an sich und ließen kaum jemand anderen an die Schalthebel der Macht. Die Han veränderten allmählich, still und leise, unser Bild einer Demokratie, wie wir sie von Terra mitgenommen hatten. Kurioserweise setzten sie ausgerechnet dem Großadministrator Perry Rhodan ein Denkmal und hievten ihn in Höhen, die er wohl selbst nur äußerst ungern akzeptiert hätte. Ich hoffe doch, dass ich die wenigen Bücher, die ich über ihn gelesen habe, nicht falsch auslege. Er ist keinesfalls jener Anführer, als den ihn die
    Han gern gesehen haben, sondern eher eine Art Jesus-Typ. Jemand, der alles für seine geliebte Menschheit opfert. Sein manchmal autoritärer Führungsstil, mit dem er die Menschheit ins All geführt hatte, war lediglich Ausdruck einer Notwendigkeit.
    Versteht mich nicht falsch - ich kann die Han keinesfalls verurteilen. Es ist noch gar nicht so lange her, da bildeten sie den Kern eines von mehreren hundert Völkern der Erde. Die Vereinigung der Einzelstaaten unter der Schirmherrschaft der so genannten Dritten Macht im Jahr 1971 war ein Gewaltakt Perry Rhodans gewesen, der nicht nur Gutes mit sich gebracht, sondern auch Narben hinterlassen hatte. Nationalstolz und Chauvinismus bringt man nicht so ohne weiteres aus den Köpfen der Menschen. Auf Altera fehlten die großen Integrationsfiguren wie Reginald Bull, Julian Tifflor, Wuriu Sengu, Ras Tschubai oder John Marshall, die von den verschiedensten Kontinenten stammten und vorlebten, wie man miteinander umzugehen hat.
    Die Han taten in ihrer Unsicherheit nichts anderes, als auf alte Traditionen zurückzugreifen. Sie führten wieder jene Lebensweisen und zivilisatorischen Werte ein, die sie von ihren Eltern und Großeltern unterschwellig vermittelt bekommen hatten. Sie waren Chinesen. Sie wollten sich von uns, von den Siedlern, abgrenzen. Dritte Macht hin, Dritte Macht her.
    Wir leben auf Altera auch heute noch in einem heldenfreien Vakuum. Wir müssen uns unsere Mythen und Legenden erst erschaffen. Ein seltsames Gefühl, wenn ich daran denke, dass ich selbst in Gefahr gerate, zu einer geheimnisumwobenen Gestalt zu werden. Nur aus diesem Grund rede ich überhaupt mit euch. Geschichtsschreibung ist etwas äußerst Subjektives; hoffentlich kann ich einige Dinge gerade rücken, bevor meine Eltern und ich zu alles glücklich machenden Heilsbringern hochstilisiert werden.
    Ich schweife ab, ich weiß. Also zurück zum Thema.
    Die zweite ... Partei auf Altera waren die anderen. Während all der Zeit, da sie aktiv waren, gaben sie sich

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