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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zwar die Preise hoch, aber zumindest bemühen sie sich um Qualität. Und dann möchte ich Bücher. Nein, keine Holozeitungen. Auch keine propagandistischen Pamphlete der Herrenrasse. Richtige Bücher, wie sie mit den Schiffen hierher gekommen sind. In der Bibliothek müssen sie massenhaft gehortet sein.
    Du weißt gar nicht, dass es eine Bibliothek gibt? Ha, typisch Städter!
    Geh ins Informarium. Ja, in die Unterwelt der ALEXIA. Frag nach Jorge Espinoza. Richte ihm einen schönen Gruß von mir aus. Er wird dir weiterhelfen.
    Du wunderst dich, woher ich all diese Leute kenne? Was ich hier mache, wenn ich so gute Beziehungen habe? Nun, das werde ich euch erzählen, sobald ihr zurück seid.
    Habt ihr alles? Tatsächlich?
    Weg da, lasst mich mal schauen.
    Hm... das Mehl ist nicht besonders fein gemahlen, und die Erdenoppel greifen sich weich und mehlig an. Ein Minuspunkt für euch. Mal schauen, ob ihr das mit dem anderen Zeug gutmachen könnt.
    Wo sind die Bücher? Da? Zwei ganze Kisten voll? Na, da hat Jorge ja ganz schön was abgezweigt für den alten Charly. Mal sehen ... »Höhepunkte der Literaturgeschichte des 23. Jahrhunderts« ... »Hoschpians Chronik des 22. Jahrhunderts« ... »Tran-Atlans sagenhafte Abenteuer« ... schau an, eine terranische Erstausgabe in der Castor-Übersetzung ... »Von der Reklame zum universumweiten Marketing« ... will er mich mit diesem Schmarrn ärgern, der gute Jorge?
    Reicht mir mal eine Zigarre. Mhm... jahrzehntealt, kühl und trocken gelagert. Wie Vater mir's erzählt hat. Und gleich ein paar Dutzend davon. Respekt, Respekt!
    Warum ich sie zerbrösle? Warum ich den Scharfen wegschütte? Ach, wisst ihr, ich habe nie geraucht und auch nie einen Schluck getrunken. Mir ging's lediglich darum, Freund Lao Zhin daran zu erinnern, dass ich noch lebe. Er wird hoffentlich ein paar Schwierigkeiten wegen der ... Warenentnahme bekommen und weiterhin an mich denken. Das schlechte Gewissen quält ihn offensichtlich nicht, und an Albträumen scheint er auch nicht zu leiden, trotz all der Sauereien, die er getan hat. Aber zumindest kann ich dafür sorgen, dass er Angst hat.
    Also gut, Jungs: Ihr habt euch wirklich Mühe gegeben. Chapeau. Ihr habt es euch redlich verdient, dass ich ein paar Geschichten erzähle. Nein, nicht alles. Manches soll so bleiben, wie es ist. Wir Alteraner brauchen Legenden mehr als alles andere. Ohne sie, ohne diese Stütze, würde unsere Zivilisation wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Ich habe lange überlegt, was ich euch sagen könnte und was nicht. Am Vernünftigsten wird's wohl sein, wenn ich mit jenem berühmt-berüchtigten Streit zwischen meinen Eltern beginne...
    Ich war gerade acht Jahre alt geworden. Der Absturz war vor elf Jahren geschehen. Unsere kleine Baracke, aus den blechernen Trümmern des ALEXA-Oberteils geschnitten und notdürftig zu einem Wohnabteil mit 50 Quadratmetern zusammengeschweißt, duftete nach Fettkerzen und einen knusprig gebratenen Völlerhahn. Als Geschenk hatte ich schwere Schuhe aus dem bockigsten Leder erhalten, das ihr euch nur vorstellen könnt. Und zwei Bücher. »Alice im Wunderland« sowie »Die unendliche Geschichte«. Klassiker der Jugendliteratur, beide mehrere Jahrhunderte alt.
    Vielleicht fragt ihr euch, was mit den Bild- und Tonträgern in den Schiffswracks geschehen ist? Mit den hunderttausend Datenfolien, Datenkristallen, Datenwürfeln? Nun, sie existierten damals selbstverständlich noch, liegen möglicherweise heute noch irgendwo herum. Aber es gab keine Lesegeräte dafür! Es galt, das Überleben abzusichern. Die Grundbedürfnisse für eine halbe Million Menschen zu erfüllen. Trinken. Essen. Wohnen. Sicherheit in einer absolut fremden Umgebung. Die Schiffe ausschlachten, alles Notwendige sichten, irgendwie die Energie für dringend notwendige Schutzschirme erzeugen, um uns Siedlern ein Gefühl der Sicherheit auf dieser fremden Welt zu geben. Krankheitserreger identifizieren, die hiesige Flora und Fauna auf ihre Nahrungstauglichkeit überprüfen. Da blieb kein Platz für Luxusartikel.
    Die wenigen Lesegeräte, für die ausreichend Energie zur Verfügung stand und die den Absturz überstanden hatten, wurden in den wichtigsten Arbeitsstätten verwendet. In den Wohnkuben hingegen gab es lediglich das Notwendigste, das dem täglichen Leben abgerungen werden konnte. Wenn ihr euch in meiner Hütte umseht, bekommt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, wie's damals war.
    All diese Dinge berührten mich in meiner Jugend nicht.

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