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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Die Welt war aufregend und bunt und großartig für einen kleinen Stöpsel. Wie hätte ich damals ahnen sollen, dass die Tiere, mit denen ich als hier Geborener wie selbstverständlich aufwuchs, in den Augen meiner Eltern ihr Leben lang eine Bedrohung darstellte? Dass sie sich niemals an eine für sie fremdartige Umgebung gewöhnen würden?
    Aber zurück zu meinem Geburtstag: Ich klammerte mich also an die beiden Bücher, als wollte ich sie nie mehr aus der Hand legen. Ihre Seiten dufteten nach Feuchtigkeit und Moder, nach Aufregung und bunten Abenteuern, nach Spaß, und Abwechslung in einem entbehrungsreichen Leben. Ich aß vom Braten, ohne etwas zu schmecken, während ich meine Nase - und mich selbst - tief zwischen die Seiten versenkte.
    Jemand klopfte an die Tür. Vater fluchte krächzend und öffnete schließlich. Ich konnte den Mann nicht sehen, der ihn dort aus dem Halbschatten grüßte und den Paps schließlich widerwillig einließ.
    Dann erkannte ich den Burschen. Er war bereits ab und an zu Besuch gekommen, ohne dass sich meine Eltern darüber gefreut hätten. Ein kleiner Mann mit eingefallenem Brustkörper, dessen Augen stets hin und her wanderten, nie ruhig zu bleiben schienen.
    Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn; schließlich war das mein Geburtstag, verdammt noch mal! Ich ließ mich von Tweedledee und Tweedledum mit ihren dicken Bäuchen faszinieren und verfolgte das Gespräch zwischen meinen Eltern und dem Fremden nicht weiter.
    Erst, als es lauter wurde, als sich Vater und der düstere Mann gegenseitig Bösartigkeiten an den Kopf warfen, erinnerte ich mich wieder, was und wer ich war.
    »Beruhige dich, Richard!.«, versuchte meine Mutter mit ihrer sanften und doch so bestimmenden Stimme den Frieden im Haus zu erhalten. »Vielleicht hat Steph gar nicht so unrecht.«
    »Misch dich gefälligst nicht ein, Camilla!«, flüsterte mein Vater. »Und du, Steph Grant, verlässt augenblicklich mein Haus. Lass dich hier nie wieder blicken.«
    Ihr wisst vielleicht, dass er sich wegen seines Unfalls kaum artikulieren konnte. Alles, was er sagte, klang wie ein Einheitsbrei. Gefühllos, ohne Höhen und Tiefen in der Betonung, wie eine Maschine. Aber ich schwör's euch: In diesen Minuten schaffte er es, mir allein mit der Betonung seiner Worte den Angstschweiß aufs Gesicht zu treiben. Diese Stimme wirkte wie eine Waffe.
    Steph Grant zuckte zurück, wandte sich wie ein gefangenes Tier nach allen Seiten, suchte mit seinen unsteten Blicken Hilfe bei meiner Mutter.
    Sie wandte sich ab, kam zu mir, setzte sich hin. Ihre Lippen waren zu schmalen Strichen geworden, ihre Hände zitterten. Nie zuvor hatte sie mein Vater derart von oben herab behandelt.
    Ich glaube, dass Paps seine Worte ihr gegenüber in jenem Moment bereute, als Steph Grant wie ein geprügeltes Tier in die Dunkelheit hinaus floh. Vielleicht entschuldigte er sich bei ihr; ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich weiß lediglich, dass die fröhliche Stimmung des Geburtstagsfests hinüber war, die Eltern sich während der ganzen Nacht lautstark stritten und ich mich aus Angst noch tiefer zwischen den Seiten meiner beiden Bücher verkroch.
    Und dass mein Vater am nächsten Morgen verschwunden war.
    Ich verstand es nicht.
    Ich konnte und wollte nicht akzeptieren, dass sich die beiden großartigsten Menschen dieses Planeten wegen eines unbedeutenden Mannes derart in die Haare kamen, dass sie sich trennten.
    Und doch war es so.
    Mit meinen kindlichen Mitteln versuchte ich, die beiden wieder zu versöhnen, sie zu einem Gespräch zu bewegen. Gleichzeitig wollte ich begreifen, warum sie sich derart erbittert anschwiegen, wenn sie sich zufällig während der Arbeit in der Stadt über den Weg liefen. Um Richard und Camilla verstehen zu können, dachte ich mir, musste ich die Welt, durch die ich mich bisher so planlos bewegt hatte, verstehen.
    Ein kluger Gedanke für einen Achtjährigen, nicht wahr?
    Ja - und ein absolut notwendiger. Dieser Planet erlaubte seinen jüngsten Bewohnern nicht, allzu lange Kind zu bleiben. Die Gefahren lauerten überall. Wir mussten uns nicht nur an eine neue Welt anpassen, wir mussten auch dafür sorgen, dass unser Wissen nicht in Vergessenheit geriet. Ich kann dir heute sagen, dass wir während dieser ersten Jahre viele, zu viele Fehler begangen haben. Aber das erkannte ich damals natürlich noch nicht.
    Zurück zu meinem achtjährigen Ich: Es öffnete also die Augen und lernte, was auf Altera eigentlich vor sich ging.
    Schon der Name

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