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PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium

Titel: PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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niemals einen besseren Namen. Sie waren Siedler und stolz darauf, sich so zu nennen. Sich von den Han abzugrenzen und anders zu sein. Diese Gruppierung war von Frustration, Verzweiflung und unterdrücktem Hass erfüllt. Sie fühlten sich - nicht ganz zu Unrecht - von den Han benachteiligt und wollten eine gewaltsame Änderung der Zustände herbeiführen.
    Sie waren großteils wuterfüllte Chaoten. Anarchisten, politisch gesehen weder links noch rechts stehend. Hauptsache, sie konnten ihrem Frust mit sinnloser Gewalt Luft machen. Ein Manifest wurde heimlich verteilt, das die Schreibfolie nicht wert war, auf dem es geschrieben stand. Man sprach die Benachteiligten an. Diejenigen, die zu Drecksarbeiten eingeteilt waren, und davon gab es ausreichend, glaubt mir.
    Kanäle mussten mühsam und teilweise mit mechanischen Baggern ausgehoben werden, Sickergruben angelegt, der Müll und verdorbene Ware aus den abgestürzten Schiffen geräumt sowie gesichtet werden.
    Noch während meiner späten Jugendjahre fand man halb verweste Leichen in den Wracks. Auch wenn sich die KHAN, die ALEXA, die LOTUSBLÜTE, die SORBAS und wie sie alle hießen, als ungeheuer wertvolle Rohstoffgeber herauskristallisierten, waren die Trümmermänner, wie man sie nannte, die ärmsten Hunde von allen. Tagtäglich schufteten sie unter lebensgefährlichen Bedingungen, zwischen verklemmten Streben und verformten Plastikverschalungen, die mit menschlichen Körperresten verschmolzen waren, und mussten sich vor ätzendem Gestank, Säureregen und verrückt gewordenen Roboteinheiten schützen. Auf allen vieren kramten sie nach funktionstüchtigen Instrumenten, sammelten wertvolle Edelmetalle in Form von Datenträgern und robotischen Steuerungselementen oder suchten nach wichtigen Unterlagen, deren Entdeckung ihnen durch vage Hinweise vorgegeben worden waren.
    Kannst du dir vorstellen, welche Belastung diese Arbeit für die Psyche dieser Menschen darstellte? Während sich die Han in ihren Elfenbeintürmen versteckten, propagandistische Durchhalteparolen über Neo-Tera hinausposaunen ließen und als fett werdende Bonzen ihre wachsenden Pfründe pflegten...
    Die Trümmergänger waren also Jene Menschen, aus deren Mitte sich die Parteigänger der anderen rekrutierten. Frustriert von ihrem armseligen und perspektivlosen Leben wandten sie sich Einflüsterern zu, wie Steph Grant einer war.
    Der Mann hatte die Zunge einer Giftschlange. Er beträufelte die Seelen seiner Opfer, machte den Leuten bewusst, wie schlecht es ihnen ging - und versprach ihnen gleichzeitig das Blaue vom Himmel. Was ohnehin egal blieb. Die anderen glaubten, weil sie glauben wollten.
    Dieser wachsenden Gruppe der Unzufriedenen standen die so genannten Bürger gegenüber. Siedler, die pragmatisch genug waren, sich mit den Umständen zu arrangieren, den Dialog mit den Han zu suchen und auf bessere Zeiten zu hoffen.
    Mein Vater, der meist in den Maschinendocks arbeitete, war einer ihrer Protagonisten. Auch wenn er nicht viel redete - mit seiner robusten Art und seinem persönlichen Charisma konnte er die Menschen mitreißen. Ihnen ein Gefühl der Sicherheit geben, sie geduldig auf ein Ende der schweren Tage warten lassen.
    In mancher Hinsicht war er ebenfalls ein Blender. Mit seinem verdammten Zweckoptimismus ließ er die Zeiten besser aussehen, als sie tatsächlich waren. Vielleicht spielte er gerade dadurch den anderen in die Hände, vielleicht beschleunigte er unwissentlich den Ausbruch der Revolte.
    Ja, ich weiß, ich langweile euch mit diesem politischen Geschwafel. Aber ihr müsst die Vorgeschichte kennen, bevor ihr beurteilen könnt, was damals tatsächlich passiert ist.
    Richard hatte sich also von meiner Mutter getrennt, die leise mit den anderen sympathisierte. Sie hatte als Ärztin zu viel Leid gesehen und wünschte sich so rasch wie möglich eine Verbesserung der Situation. Menschen starben unter ihren Händen, weil wertvolle Medikamente bei den Han gehortet blieben, weil sich diese Typen keine Sekunde lang um uns kümmerten. Ihr so hübsches Gesicht wirkte verbittert, ihr Haar wurde grau, sie selbst immer launischer.
    Ich litt zwei Jahre lang unter der Trennung meiner Eltern, weil ich sie nicht verstand. Altera war meine Heimat. Es war mir egal, wer hier das Sagen hatte. Natürlich kam mir die Einstellung der Han manchmal falsch vor. Aber in meiner kindlichen Einfalt dachte ich, dass man mit den Jungs reden konnte. Man musste bloß rausfinden, wie sie tickten, Herrgott noch

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