PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
zog eine unmöglich scheinende Kurve - und prallte schließlich in Form einer winzig anmutenden Silberkugel auf die Oberfläche des Teragonda.
»Was, bei Rhodan, ist das?«, fragte Lester eher verwirrt als beunruhigt. Meterhohe Fontänen wurden von plötzlich einsetzenden Prallfeldern zurück in den Teragonda gezwungen. Kein Lüftchen hob sich, selbst die konzentrisch davon strebenden Wellen wurden rund um die Silberkugel von geheimnisvollen Kräften niedergezwungen. Offensichtlich wirkte dort auch ein leistungsfähiges schallschluckendes Feld, denn nichts war zu hören.
»Ich würde sagen, dass es sich um eine ziemlich ausgeprägte Beule in deinem Beinkleid handelt«, schnurrte Li.
Sie drückte sich noch ein wenig enger an ihn, nässte ihm mit der Zungenspitze verlangend über Wangen und Kinn.
Ja, durfte das denn wahr sein? War das eine besondere Form der Folter, die sich einer seiner besonders witzigen Kameraden bei der Flottenbasis Imperium-Omega für ihn ausgedacht hatte? Da hing das begehrenswerteste Mädchen des KHAN-Viertels in seinen Armen, und nur wenige hundert Meter von ihm entfernt landete ein unbekanntes Raumflugobjekt?
»Dreh dich bitte um«, forderte er Li auf, »und sag mir, was du siehst.«
Sie zog eine entzückende Schnute, und ihre Augen glitzerten verlangend. »Ich fühle mich aber ganz wohl so, wie ich bin. Momentan hab ich kein Lust auf irgendwelche Spielchen.«
Lester hörte die bedrohliche Mahnung in ihren Worten. Er mochte sie verlieren, wenn sie der Meinung war, dass er dumme Spielchen mit ihr trieb.
Mist. Dreimal verfluchter Mist.
»Ich meine es Ernst, Li«, sagte er und zerstörte damit endgültig den Zauber dieses Abends. Er packte sie an den Schultern, drehte sie in seine Blickrichtung, wies auf die Silberkugel, die ruhig im Wasser trieb. »Das Ding ist vor meinen Augen gelandet.«
Das Mädchen wandte sich ihm stirnrunzelnd zu, überprüfte, ob er ein besonders böses Spiel mit ihr trieb. Verwirrt sah es dann wieder auf das bedrohlich wirkende Ding, dessen Haut transparent wirkte, dessen Inneres aber trotzdem nicht einsehbar war.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, murmelte Li geistesabwesend. »Das gehört nicht zu unseren Truppen. Da bin ich mir sicher.«
»Und wenn es sich um irgendein Versuchsobjekt der Legion Al-ter-X handelt?« Allmählich griffen die mühsam angeeigneten Reflexe. Altera befand sich im Krieg, in einer zermürbenden Dauerschlacht, die eigentlich nicht zu gewinnen war. Ein gesunder Hang zur Paranoia, so hatte er im Psychologischen Aufklärungsunterricht gelernt, war durchaus angebracht angesichts des Gegners, dem sie gegenüberstanden.
Er drückte Li ins Unterholz und folgte ihr. Mit wenigen Handgriffen deaktivierte er die Britzelschirme. Jede noch so kleine Energiequelle konnte sie verraten, wenn dies tatsächlich eine Schiffseinheit des Feindes war. Er verfluchte seine Nachlässigkeit. Die Ausrüstung, die er üblicherweise am Leib trug, war an Bord ihres kleinen Gleiters zurückgeblieben. Es küsste sich schlecht mit umgeschnalltem Armbandkom, Ohrwurm und sonstiger soldatenüblicher Ausrüstung. Wenn seine Vorgesetzten das erfuhren, würden sie ihm die Hölle heiß machen. Denn, so hatte man ihm jahrelang eingebläut, ein Soldat blieb immer ein Soldat. Einerlei, ob er sich in einer Schlangengrube, unter schwerem Beschuss des Feindes oder in den Armen einer Frau befindet. Was schlussendlich ohnehin ein und dasselbe ist, ha ha.
Noch tat sich dort drüben nichts, noch blieb alles ruhig.
Waren sie nicht vor wenigen Minuten einem anderen Liebespär-chen begegnet, das ihnen eng umschlungen und alles vergessend entgegengekommen war? Gab es einen Kameraden, mit dem er sich beraten konnte? Eine Frau oder einen Mann, die die Behörden informieren konnten?
Lester sah auf die Uhr und fluchte. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Seit über vier Stunden hielten sie sich hier auf, im einem entlegenen Randgebiet des Teragonda-Nationalparks. Jene anderen, die er gesehen hatte, waren wahrscheinlich längst wieder zurück bei ihrem Gleiter, meilenweit entfernt.
»Ich schätze, dass die Kugel sechs bis sieben Meter Durchmesser hat«, flüsterte Li neben ihm.
Ihre Hände waren zwischen knorrigem Wurzelwerk in Schlick getaucht, Kopf und Körper geschickt zwischen Blattwerk verborgen. Von einem Moment zum nächsten hatte sie sich von einem anschmiegsamen, liebeshungrigen Luxusgeschöpf in eine kampfbereite Soldatin gewandelt. Wie eine Feder gespannt hockte sie da.
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