PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
Lester wurde sich verwundert bewusst, dass trotz der ungewöhnlichen Situation die Leidenschaft in ihm kochte.
Er wischte alle Gedanken an Spaß und Sex beiseite, konzentrierte sich wieder auf die Silberkugel. Sie steckte im flachen Flussbett fest, bewegte sich keinen Millimeter.
»Du marschierst zurück zum Gleiter und alarmierst die Behörden«, flüsterte Lester dem Mädchen zu.
»Spinnst du?«
Sie sah ihn kurz an. Eine durchaus entzückende, aber auch angsterregende Falte erschien an ihrer Nasenwurzel. Li verbrannte ihn mit Blicken zu einem Aschehäufchen.
»Du willst mich wegschicken? In Sicherheit? Jetzt, wo es spannend wird?«
»Nein... ja... ich wollte doch nur...«
»Willst du vielleicht gehen?«
»Keinesfalls!« Er rief es fast, hielt sich augenblicklich die Hand vor den Mund. Hoffentlich hatte man ihn nicht gehört. Dort drüben, in diesem unheimlichen Objekt.
»Wir müssen erst einmal herausfinden, was das Ding eigentlich kann. Vielleicht handelt es sich um einen unbemannten Körper.«
»Willst du etwa hinschwimmen?« Lester wusste nicht, ob er sie wegen ihres Wagemuts bewundern oder für verrückt erklären sollte.
»Warum nicht? Es bleibt ruhig. Niemand rührt sich. Vielleicht ist es abgestürzt...«
Er drückte Li noch tiefer in das Unterholz, tauchte ihre Nasenspitze in den Schlamm.
Die Kugel schmolz.
Sie zerrann, verging im Nichts. Der quecksilberne Körper diffundierte einfach. Übrig blieben mehrere Gestalten, die knapp über der Wasseroberfläche schwebten. Fünf oder sechs an der Zahl waren es. Sie verdeckten einander teilweise.
Die vorderen beiden setzten sich in Bewegung, glitten auf die Böschung des Teragonda-Flusses zu. Ihre blau schimmernden Schutzanzüge strahlten eine gewisse Bedrohlichkeit aus. Lester hatte derartige Dinger noch nie zuvor gesehen. Ein drittes Wesen, eine Frau mit wallendem dunklen Haar, gesellte sich zu den beiden Männern, unterhielt sich kurz mit ihnen. Der jüngere der beiden, der mit dem volleren Haar, gab unterdessen das Tempo vor. Er tat dies mit Routine, als wäre er es gewohnt, stets vorneweg zu schreiten. Irgendwie kam Lester das Gesicht bekannt vor. Die Distanz war allerdings zu groß, um sich irgendwelchen Spekulationen hinzugeben.
Der andere Mann sah sich plötzlich suchend um, blieb mit seinen Blicken einen Moment lang an jenem Gebüschstreifen haften, hinter dem sie sich verbargen.
Li und Lester drückten sich nun mit ihrem gesamten Gewicht in den Morast. Dies war nicht der Moment, um über Bekleidungsrechnungen und unangenehmen Geruch nachzudenken.
Der Soldat zählte langsam bis zehn und sah erst dann wieder hoch.
Die kleine Gruppe war vorbeigeschwebt, setzte ungefähr 50 Meter flussabwärts die Füße auf trockenen Boden.
Angst, Schrecken, Panik griffen nach ihm.
Er schluckte schwer, unterdrückte ein Krächzen und tunkte das Gesicht seiner Freundin, kaum, dass sie es hoch hob, geistesgegenwärtig in den Schlamm zurück.
Sein Herz tat Sprünge. Er konnte sich kaum artikulieren, als er es endlich wagte, Li aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Zu jedem anderen Moment hätte er über das schmutzbedeckte Gesicht gelacht, auf dem Blattwerk und kleine, weiße Larvenhüllen klebten. Aber hier und heute gab es keinen Grund, zu scherzen.
»Zwei von ihnen sind Posbis«, flüsterte er mit zittriger, kaum zu bändigender Stimme. »Die Invasion hat begonnen.«
8. Fort Kanton:
Schichtdienst
Posbis! Ekelhafte Maschinen, Feinde allen Lebens!
Es widerte ihn an, auch nur an sie zu denken. An diese Teufel, die das alteranische Reich seit Jahrzehnten mit einem Teppich aus Blut, Schmerz und Verderben überzogen. Und noch war kein Ende abzusehen, ganz im Gegenteil ...
Darius Beng-Xiao schluckte einen schnell wirkenden Ampa-trin-Blocker, der im geschundenen Körper eine beruhigende Wirkung entfaltete. Die Samyl-Tablette hingegen, die er nachfolgen ließ, würde ihn wach halten, ihm genügend Kraft für die zweite Doppelschicht geben, die er in der Nebenzentrale der SHENYANG Dienst tun musste.
Er blickte auf die computergenerierte Darstellung Fort Kantons. Auf seine Heimat, die unter allen Umständen gegen die vorrückenden Posbi-Horden zu verteidigen war. Irgendwo lauerten die Maschinenwesen, in der weiten, endlosen Schwärze des Hinterlandes von Imperium Altera. Mit jenem Gleichmut, die sie um so hassenswerter machte, lauerten sie auf ihre Chancen, schlugen zu, rieben die Truppen der Alteraner auf, ohne jemals selbst irgendwelche
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