PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
den lieben Tag lang in die Schwärze des Alls hinaus.
Immerhin: Wer arbeiten und fluchen konnte, glaubte noch an die Sache. Diese Frauen und Männer kamen gar nicht erst auf die Idee, etwas zu hinterfragen. Hier jedoch, in der Zentrale der Zielerfassungsortung, kannte man die nackten Zahlen. Die Schwächen, die sich dahinter verbargen, waren Besorgnis erregend. Ein einziger, mit ausreichendem Nachdruck vorgetragener Angriff der Maschinenteufel mochte das Ende der Wachflotte bedeuten.
Soll ich etwas einwerfen?, fragte sich Darius und entschied sich schließlich dagegen. Nur noch eine halbe Stunde, dann durfte er endlich schlafen. Er wollte seinen Magen nicht noch mehr belasten.
Drei als »Freund« markierte Schiffseinheiten erhoben sich soeben von der Oberfläche Fort Kantons. Darius fühlte sie routinemäßig mit einem »Ping« ab. In Zusammenarbeit mit der Positronik der SHENYANG überprüfte er die energetischen Kennungen der Raumer, spielte in einer kurzen Frage-Antwort-Sequenz Teile der verschlüsselten Losungssequenzen durch und gab den Kreuzern schließlich in einem gebündelten Antwortsignal jene aktualisierten Kennungen mit, die sie an ihrem Zielhafen benötigten.
Routine ist der Feind des alteranischen Soldaten, rief er sich in Erinnerung. Jeder Arbeitsgriff, den er tat, erforderte höchste Aufmerksamkeit. Unsichtbar für menschliche Augen mochten hyperenergetische Virenschauer auf sie niederprasseln, sich an von Schiff zu Schiff eilende Signalimpulse anhängen und sich schließlich in die Eingeweiden der Positroniken fressen, um dort irgendwann ein verhängnisvolles Werk zu beginnen. Auch wenn das offizielle Imperium Altera immer wieder betonte, dass Inflexibilität die größte Schwäche der Maschinenteufel darstellte, wusste man hier, an der Front, sehr wohl um die Raffinesse, mit der die Posbis die Wahl ihrer Waffen variierten. Und die Verseuchung des Funk- und Hyperfunkverkehrs gehörte zu einer der subtilsten, heimtückischsten Varianten ihres Kampfes.
Darius Beng-Xiao »winkte« den kleinen Konvoi schließlich durch. Er trug eine mühsam dem Boden abgerungene Fuhre Hyperkristalle mit sich, und wahrscheinlich mehrere hundert Aussiedler, die Fort Kanton verließen.
»Feiglinge!«, schnaubte er.
»Das sind Menschen mit Familien«, sagte seine Schichtnachbarin, Hauptmann Georghia Firsam, die stets schlampig gekleidete Controllerin. »Sie wollen ihre Kinder nicht hier verrecken sehen.«
Darius mochte die ältliche und allzu schlanke Frau nicht. Eigentlich hatte sie jeden einzelnen seiner Handgriffe zu überprüfen und endverantwortlich für die dezentrale Ortungseinheit zu bestätigen. Aber nur zu gern führte sie während des Dienstes polemisierende Gespräche, die ihn in der notwendigen Konzentration behinderten.
»Sie lassen uns im Stich!«, legte Darius nach. »Wir dürfen nicht zurückweichen. Keine Handbreit. Keinen Millimeter.«
»Das sind schöne Worte für einen Junggesellen, der keine Familienangehörigen mehr hat. Sie wissen wohl nicht, was es bedeutet, wenn man etwas für jemanden empfindet.«
»Wenn ich etwas empfinde, gehe ich in den Militärpuff! Dafür sind diese Einrichtungen schließlich da.«
Georghias Gesicht färbte sich schlagartig rot. »Leutnant, manchmal denke ich, dass Sie für den Dienst an Bord der SHENYANG nicht geeignet sind. Ich glaube nicht, dass dieser Perry Rhodan, mit dem Sie sich so gern vergleichen, Ihren Stil schätzen würde. Mit Ihrem emotionalen Defizit wären Sie auf Seiten der Posbis wahrscheinlich besser aufgehoben. Umso bedauerlicher ist es, dass eine ganze Generation Ihres Schlags heranwächst.«
Sie wagte es, sein angehimmeltes Idol in den Schmutz zu ziehen und ihn gleichzeitig zu beleidigen? Ihn darüber hinaus mit den Maschinenteufeln in einen Topf zu schmeißen?! Ihn, der sich abmühte, freiwillige Schichten schob, nichts als die Sicherung und Rettung der Heimat im Kopf hatte? Was erlaubte sich dieser hässliche Besen...
Mühsam beherrschte er sich. Schlussendlich war Georghia seine Vorgesetzte. Sie zeichnete für das psychologische Profil in seiner Akte mit verantwortlich. Er traute es der Frau zu, dass sie ihn aus purer Bosheit vom Dienst suspendieren ließ oder gar ein Entlassungsverfahren anstrebte.
Was würde ihm dann noch bleiben? 18 Jahre Militärschule, Militärakademie und härteste Praxisausbildung wären umsonst gewesen. Sein Leben hätte jeglichen Sinn verloren. Ohne klar präzisierte Aufgaben und Ziele würde er ... funktionslos
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