PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
Leitschiffs vorstellen wollten. Aber das ist nicht mehr normal! Die Alteraner hyperventi-lieren, fallen in Ohnmacht, bekommen sich nicht mehr in den Griff, sobald sie mich sehen.«
»Das wollte ich Ihnen die ganze Zeit begreiflich machen, Mr. Rhodan.« Ismael zuckte mit den Achseln. »Große Teile unserer Gesellschaft wuchsen in Ihrem Schatten auf. Es ist nicht vollständig geklärt, warum diese Entwicklung vor mehreren hundert Jahren ihren Beginn nahm. Sie müssen akzeptieren, dass Ihnen gerade hier in den Grenzgebieten kultische Verehrung entgegengebracht wird. Für die Kantoner sind Sie ein Gott, der unter die Menschen gekommen ist und sie ins Licht führen wird.«
»Schön und gut, aber was erwarten Sie von mir, wenn ich sie nicht einmal ansprechen kann, ohne dass sie sich ins Hosenbein pinkeln?«
Anton Ismael schwieg.
»Ist dir das nicht klar, Perry?«, sagte Mondra. »Er will, dass du die Kantoner so führst, wie sie es wünschen.« Sie lächelte müde. »Er möchte, dass du tatsächlich die Rolle des Gottes spielst.«
Ein junger Mann namens Darius Beng-Xiao begleitete sie durch die SHENYANG. Er hielt dabei gebührlichen Abstand, sah stets zu Boden und wagte es nicht, Rhodan direkt anzusprechen.
»Die Reparaturarbeiten in den Triebwerksbereichen werden innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden abgeschlossen sein«, sagt er leise. »Wenn man nach rechts sieht, kann man die Reste eines beschädigten Linearkonverters erkennen, der soeben der Wiederverwertung zugeführt wird.«
Man.
Der Junge mit dem frühzeitig gealterten Gesicht und den grauen Haarsträhnen wagte es nicht einmal, ihn mit Sie anzusprechen.
»Wenn man nun in den zentralen Antigrav-Lift sieht, erkennt man oberhalb die Lagerdecks dreizehn, vierzehn und fünfzehn. Auch dort mussten wir Wirkungstreffer hinnehmen. Wir benutzen die Antigravs übrigens nicht im Einsatzfall. Das Risiko eines Totalausfalls der Leistungsaggregate durch Virenbeschuss ist zu groß...«
»Warum wurden ausgerechnet Sie mir zugeteilt, Darius?«, unterbrach Rhodan den Vortrag des Leutnants.
»Ich... habe darum gebeten.« Der Soldat warf einen gierigen Blick auf Mondras ausgeprägte Hüftrundungen und wandte sich dann ab.
»Weil Sie Ihr Vorbild kennen lernen wollten? Eine Sagengestalt, die lebendig geworden ist?«
Darius schwieg.
»Was unterscheidet Sie von all den anderen Kantonern an Bord dieses Raumschiffs, die unter keinen Umständen mit mir in Berührung kommen wollen? Spucken Sie's endlich aus, Mann!« Wenn die sanfte Tour nichts half, sprach er vielleicht auf einen befehlshaberischen Ton an.
Darius flüsterte etwas, so leise, dass Rhodan es nicht verstehen konnte. »Reden Sie lauter!«, forderte er.
»Ich genieße an Bord der SHENYANG den Ruf, besonders kühl und berechnend zu sein.« Er griff in die Hosentasche seiner Uniform, zog zwei winzige Kügelchen hervor und schluckte sie ungesehen. »Außerdem mache ich schon länger als jeder anderer hier an Bord Dienst.«
» Wie lange?«
»Acht Jahre. Die durchschnittliche Lebenserwartung an Bord eines Schlachtschiffs beträgt nur drei Komma zwei Jahre. Die Besatzungsmitglieder bleiben im Normalfall nie länger als sechs Monate im Raum und werden dann durch frische Kräfte ersetzt. In letzter Zeit konnte dieser Rhythmus allerdings nicht mehr beibehalten werden ...«
»Sie hingegen haben darauf bestanden, hier durchgehend Dienst zu tun? Warum? Haben Sie denn keine Achtung vor dem eigenen
Leben?« Rhodan hätte ihm gern eine Hand auf die Schulter gelegt, eine persönliche Brücke geschaffen, um das Vertrauen des Mannes zu gewinnen. Aber es hatte wohl keinen Sinn. Möglicherweise fiel der Leutnant dann vor Ehrfurcht in eine katatonische Starre oder erlitt einen Herzinfarkt.
»Man ist auch nie einer Gefahr aus dem Weg gegangen ...«
»>Man< hat sehr wohl immer den Weg des kleinsten Risikos genommen«, widersprach der Unsterbliche heftiger als gewollt. »Die alteranische Geschichtsschreibung hat, was meine Person betrifft, anscheinend einige Schwächen.« Er atmete tief durch. »Ich bin mir der Wirkung des Zellaktivators in mir sehr wohl bewusst. Die biologische Unsterblichkeit, die ich atme und lebe, birgt nicht viel weniger Unwägbarkeiten als Ihre eigene Existenz. Ich könnte durch einen der Landstriche Ihres Heimatplaneten Fort Kanton wandern und von einem Blitz getroffen werden, der mich in ein Häufchen Staub verwandelt. Das wäre ein Ende, das mich nicht gerade glücklich macht, aber ich bin davor
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