PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
Wenn wir mit Brachialgewalt vorgehen, könnte der Anzug die Selbstvernichtung initiieren.«
»Wir brauchen die gespeicherten Datensätze wie einen Bissen Brot.« Michou ballte beide Hände zu Fäusten. »Verdammt! Wie kann man nur so nachlässig sein!«
»Ich habe die Agentin bereits gemaßregelt.«
»Gut so.« Michou wandte sich grußlos ab und marschierte davon.
Es ging schier endlose graue Gänge entlang. Seine Schritte hallten hohl von den metallenen Wänden wider, während er eine Sicherheitskontrolle nach der anderen passierte. Der Staatsmarschall ge-langte immer tiefer hinab in die Eingeweide des Festwerks. Nach einem letzten Kontrollpunkt begegnete er keinem Menschen mehr.
Das hier war sein Reich.
An vielen Stellen des Labyrinths blätterte die schlampig aufgespritzte Kunstplexfassade ab. Ab und zu flackerte das Licht einer Leuchtröhre in stroboskopischem Rhythmus.
Hierher verirrten sich nur selten Besucher. Lediglich Koblenz und ein paar Adjutanten besuchten ihn, wenn es die Notwendigkeit erforderte.
Langsam stieg er die letzte Rampe hinab, ließ die ersten Zimmerfluchten hinter sich und betrat schließlich sein Büro mit der Nummer V.
Der Raum war kahl und leer. Ein sperriger Schreibtisch, in dem die notwendige technische Ausrüstung integriert war, bildete das einzige Möbelstück und seine einzige Verbindung zur Außenwelt. Außer einem lederbesetzten Stuhl gab es keine Sitzgelegenheit. Wer ihn hier besuchte, hatte zu stehen.
Michou ließ sich langsam nieder, griff nach dem einzigen Schreibstift auf dem sonst leeren Tisch und aktivierte das Anwesenheitssignal. Seine Sekretärin würde ihm bald zugeschaltet werden und ihn über die jüngsten Entwicklungen auf Altera informieren. Bis es so weit war, blieb ihm ein wenig Zeit.
Zeit ohne Beschäftigung, mit der er nichts anzufangen wusste. Unrhythmisch klopfte er mit der Spitze des Schreibstifts auf den Tisch.
Er sah sich um.
Zimmer V wirkte nicht nur kahl und kalt, es vermittelte auch einen beliebigen Eindruck. Genauso gut hätte es sich in einem der Geschäftstürme Neo-Teras befinden können.
Hier, am tiefsten Punkt der Rundung des ehemals abgestürzten Siedlerschiffs, fühlte sich Michou am wohlsten. Er bewegte sich über dezimeterstarken Terkonitstahl. Gleich darunter lag die Erde Alteras.
Die historische Bedeutung dieses Orts war ihm gleichgültig. Für ihn stellte Sicherheit den wesentlichen Faktor in seinen Überlegungen dar. Sein Leben war mehr wert als das der anderen Soldaten.
Auf seinen Geist, auf seine Überlegungen kam es an.
Der Schwachkopf Anton Ismael - der in der Tat einen schwachen Kopf besaß -, spielte keinerlei Rolle in jenen Überlegungen, die sich über Jahrzehnte in die Zukunft erstreckten.
Nein, er benötigte Frauen und Männer wie Koblenz, die Befehle ausführten, ohne darüber nachzudenken. Die Emotionen beiseite schoben und eine Hierarchie bedenkenlos akzeptierten.
Demokratie ... was für ein schwachsinniges Gedankenkonstrukt! Aber er musste sich anpassen und nach den Spielregeln seiner politischen Gegner agieren.
Nachdenklich lehnte er sich nach hinten und zündete ein Krautröhrchen an.
Man sagte ihm nach, ein skrupelloser Machtmensch zu sein. Vielleicht hatten diese Mahner recht, vielleicht zog er mit zu viel Gewalt an den Strippen. Aber bei allem Kalkül, das er aufbrachte, stellte er doch immer Altera in den Vordergrund und keinesfalls seine Person.
Die Posbis...
War die Lage denn wirklich so aussichtslos, wie sie sich momentan darstellte? Würde ein Ruck durch die Menschen gehen, sobald sie des Unsterblichen Perry Rhodan ansichtig wurden?
Michou wusste es nicht, und noch weniger wagte er es, Prognosen zu stellen. Er benötigte Fakten, um Voraussagen treffen zu können.
Ein schrilles Signal, das aus der Senkkonsole seines Schreibtischs drang, riss den Staatsmarschall aus seinen Überlegungen.
Cuthy war dran. War es denn schon wieder Nacht? Er hatte die Zeit einmal mehr außer Acht gelassen. Das hagere Gesicht seiner Sekretärin zeigte Angst, wie immer, wenn sie mit ihm sprechen musste.
»Was gibt es?«, fragte er.
»Laszlo Hu lässt ausrichten, dass die Arbeiten mit TIGER gut fortschreiten«, piepste sie. »Bis jetzt wurden acht TRIANGOLO-Forts damit ausgerüstet. In den nächsten Tagen wird...«
»Er hat seinen Zeitplan neuerlich überzogen.«
»Ich ... ich weiß«. Cuthy verhaspelte sich und zog den Kopf zwischen den Hals. »Er bittet um ein wenig Geduld. Die
Weitere Kostenlose Bücher