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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Erwartungsvolle Stille trat ein. Der General-Direktor schwebte zu einer Plattform hinab, die aus dem Nichts entstanden war, als hätte sich Rauch zu einer Bühne verdichtet, unmittelbar vor der Mauerwand eines der Gebäude.
    Tamra war zu verwirrt, um dem Rest der Zeremonie bewusst folgen zu können. Vielleicht wehrte sie sich auch gegen die Ernüchterung, die sich allmählich einstellte. Erst einen Tag später verstand sie, was sie benommen und geistesabwesend beobachtet hatte.
    Frizzi war es ähnlich ergangen. »Noch mal«, sagte sie am nächsten Morgen, während die beiden Mädchen ihre Nachthemden ablegten und ins Alltagsgewand schlüpften. »Güraldenip hat die Punkteliste vorgelesen. Also, wer hatte am meisten an Plus ohne Minus?«
    »Mit Minus.«
    »Nein, ohne. Wenn das Minus schon weggezählt war.«
    »Eben. Plus ohne Minus wäre nur Plus. Gut- und Schlechtpunkte zusammen ergeben ... äh. Dings. Was herauskommt.«
    »Sag ich doch.«
    »Ja, eh. Ich meine bloß, das Minus ist dabei. Weil es abgezogen wird. End-sum-me heißt das. Von der Dif-fe-renz.« Tamra kratzte sich am Kinn. So genau wusste sie plötzlich selbst nicht mehr, wie die Rechnerei funktionierte. »Äh ... Gutpunkte weniger Schlechtpunkte.«
    »Hab ich ja gesagt: ohne.«
    »Nicht ohne. Mit ohne ändert sich gar nichts. Mit. Mit weniger.« »Mit weniger gibt's nicht.« Frizzi schüttelte den Kopf, dass die rotblonden Zöpfe flogen. »Weil >mit< heißt ja immer mehr. Und das ist das Gegenteil von weniger.«
    »Blödsinn. Wenn Minus dazu kommt, wird's weniger. Je mehr, desto mehr weniger. Von viel.«
    »Glaub ich nicht. Weil, dann könnte es sein, falls viel mehr weniger war und viel weniger mehr, dass am Ende gar kein Mehr übrig ist; aber trotzdem weniger Weniger.«
    Wu Pasterz, der aus dem Waschraum geschlendert und bei ihnen stehen geblieben war, tippte sich an die Stirn. »Seid ihr noch ganz dicht?«
    Tamra nahm ihr Kissen, warf es hoch und rief dem Jungen zu: »Fang!« Als Wu seine Arme nach oben reckte, stach sie ihm mit dem Finger in die Rippen, sodass er japsend zusammenklappte und ihm das Polster auf den Schädel plumpste. »Mehr oder weniger reingefallen!«, verhöhnte sie ihn.
    Nachdem er sich murrend getrollt hatte, sagte Frizzi: »Jetzt nimm einmal an, du hast genau gleich viel Minus wie Plus.«
    »Möglich, klar. Bleibt, äh... nichts.«
    »Alles umsonst?«
    »Ja.«
    »Zingo! Erwischt! Dass mehr und weniger weniger Mehr und weniger Weniger ergibt, mag vielleicht sein. Aber alles und nichts sind ganz sicher nicht dasselbe.«
    Tamra kaute auf ihrer Unterlippe. »Weniger Alles und mehr Nichts ... Weniger Nichts und mehr Alles ... Stimmt. Hast Recht.«
    Eine Weile sahen sie sich schweigend an. Dann sagte Frizzi langsam: »Ohne weniger und nur mit mehr wäre sowieso alles einfacher. Einfach alles.«
    »Mhm.« Tamra erwog, die Frage aufzuwerfen, ob Alles einfach sein könne, befand aber, dass es genug der Spitzfindigkeiten war. »Güraldenip hat die Punkteliste vorgelesen«, erinnerte sie. »Und wir haben laut geklatscht.«
    »Dann sind die Sieger der Reihe nach aufgerufen worden und zur Bühne gegangen und durften sich eine Belohnung aussuchen, für die sie genügend Gutpunkte hatten. Hauptsächlich Bücher und
    Spiele. Und als das vorbei war, sind die Belohnungen gezeigt worden, die es bei den nächsten Sonnenfeiern geben wird.« Plötzlich strahlte Frizzi übers ganze Gesicht. »Jetzt weiß ich wieder. Da waren Rollschuhe, ähnlich wie sie die Heelghas tragen, aber für Kinderfüße ... Die muss ich haben! Vierhundert Punkte. Hui. Das ist viel. Ich werde mich ganz schön dahinterknien müssen.«
    Tamra wurde ebenfalls von jäher Erregung ergriffen. Ihr Blickfeld verengte sich, wie dies auch gestern geschehen war. Durch die Röhre erblickte sie ein Lebewesen, das am Rande des Tisches auf der Bühne lag. Ein Tier, grau und braun gestreift, eine Art Mischung aus einem Seehund und einer kurzen Schlange. Flauschig und anschmiegsam wirkte das Tier, gutmütig und lustig mit der Knubbelnase und den Schnurrbarthaaren ... Und seine großen, feuchten, dunklen Augen starrten Tamra durch die Röhre an, als gäbe es nur sie zwei im ganzen Innenhof des Internats.
    »Ich will das Sloppelle«, sagte Tamra, der eben erst eingefallen war, wie Güraldenip das Tier bezeichnet hatte.
    »Das Sloppelle? Du spinnst. Das ist der zweithöchste Preis. Dreitausendsechshundert Punkte! Wie viele hast du bisher?«
    »Siebenundfünfzig.«
    Frizzi lachte fassungslos.

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