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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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vielen Armen, falls einem die zutreffende Bezeichnung nicht einfiel. Dann musste man wohl oder übel mit etwas anderem vorliebnehmen, von dem man bereits wusste, wie es hieß.
    Der Sprachunterricht fand in Kleingruppen statt. Dazu wuchsen aus dem Boden der größten Turnhalle binnen weniger Sekunden Trennwände, Tische und Bänke. Das weißbüschelige Heelgha namens Omneamuf, das Tamra und elf weitere ungefähr Gleichaltrige betreute, führte holografische Bilder und Schriftzeichen vor, welche die Kinder mit den Zeigefingern auf den Kontaktfeldern der Tischplatten nachzogen. Dabei wiederholten sie die von Omneamuf produzierten Laute, zuerst im Chor, dann der Reihe nach allein. Auch hierfür wurden Pluspunkte vergeben, und Schlechtpunkte, falls man nicht aufpasste oder gar störte.
    Wenn Tamra später an ihr erstes Jahr im Internat zurückdachte, erschien ihr alles ein wenig verschwommen, in mildes, milchig-rotgoldenes Licht getaucht. Gleichförmig flossen die Tage dahin. Oft fühlte sie sich träge und schwerfällig, als hätten ihre Beine, ausgenommen während der Flugball-Spiele, ein erhöhtes Gewicht zu tragen. Wenn sie sich mitunter überanstrengte, um Gutpunkte zu ergattern, litt sie minutenlang unter Atembeschwerden, als wäre die Luft zu dick für ihre Lungen. Tamra bemerkte, dass es fast allen Mitschülern ähnlich erging. Dennoch jammerte oder beklagte sich niemand. Eine Art heiterer Zufriedenheit erfüllte sie, sowie selbstverständliche Dankbarkeit gegenüber den Heelghas, die sie geduldig umsorgten.
    Und die Erinnerung an ihr Leben vor dem Internat verblasste zusehends.
    Die Menschenkinder lernten, sich ausschließlich in der neuen, viel schöneren Sprache zu verständigen, die Larion genannt wurde. Ertappten die Heelghas jemand bei einer Unterhaltung auf Alteranisch, setzte es Schlechtpunkte, und nicht zu knapp. Dieses Risiko wollte bald keiner mehr eingehen, zumal die Birnenförmigen über ein äußerst scharfes Gehör verfügten.
    Was es mit den Punkten für eine Bewandtnis hatte, erfuhr Tamra bei der ersten Sonnenfeier.
    Schon mehrere Tage zuvor hatten die Größeren, angeleitet von ihren Heelghas, den Innenhof des Internats festlich geschmückt. Die Fenster waren beflaggt, entlang der Mauern spannten sich bemalte Stoffbahnen, und von der Milchglaskuppel, die den siebeneckigen Hof lückenlos überdachte, hingen bunte Girlanden. Auch Tamras Gruppe hatte im Unterricht etliche dieser Bänder mit Schriftzeichen verziert, die Begriffe wie »Glück«, »Wonne«, »Frohsinn« und dergleichen ergaben.
    Tamra war sehr gespannt auf die Sonnenfeier, stellte diese doch eine Abwechslung im monatelangen Einerlei dar. Außerdem taten Omneamuf, Kulwolvagg und die anderen Heelghas ungeheuer geheimnisvoll und machten nur vage Andeutungen über das bevorstehende Ereignis. Die Kinder, ließen sie durchblicken, hätten sich alles in allem als gehorsam und fleißig erwiesen und daher eine Belohnung verdient. Worin diese bestehen sollte, war ihnen nicht zu entlocken. »Ihr werdet schon sehen, und die Augen werden euch übergehen!«
    Endlich kam der große Tag. Als Tamra nach dem Weckruf und der Morgenwäsche das Paket aus Knisterfolie zerriss, um ihre Kleidung zu entnehmen, war diese anders beschaffen als sonst. Zwar passten Rock und Bluse ebenfalls wie angegossen, doch der Stoff flimmerte, als leuchte er von innen heraus, in einfarbigem, sattem Orange; desgleichen die hauchdünnen Strümpfe und die weichen Pantoffeln, die an Stelle der üblichen Sandalen beilagen. Auch einen Schal und sogar eine Kappe derselben Farbe fand Tamra. Im ganzen Schlafsaal breiteten sich Rufe der Überraschung und freudiges Jauchzen aus. Die Kinder zogen sich an, so schnell sie konnten, dann stürmten sie in den Waschraum, wo sie sich vor den Spiegeln drängten und balgten. Jemand von den Älteren kam auf die Idee, das Licht auszuschalten, und tatsächlich - sie schimmerten in den unterschiedlichsten Farbtönen, jeder und jede für sich einzigartig!
    »Glaubst du, das ist die Belohnung?«, fragte Frizzi, Tamras Bettnachbarin, später beim Frühstück. Alle an ihrem Tisch gaben Acht, das wunderschöne Festgewand nur ja nicht zu bekleckern, und
    nippten äußerst vorsichtig am Olvidbeeren-Saft.
    »Hmmm ... ein Teil davon. Aber ich denke, da kommt noch mehr.«
    »Uns geht es schon gut, was?«
    Tamra nickte mit den anderen. Für einen kurzen Moment war ihr, als öffne sich tief in ihrer Brust eine Leere, vielleicht faustgroß, eine hohle Stelle, wo

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