PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
andere Hilfsbedürftige - das Überleben sowie unsere heutige, behagliche Existenz in Sicherheit und Wohlstand«, sagte Güraldenip. »Die Laren haben uns errettet, uns in der schwärzesten Unglücksstunde ihre starke Hand gereicht. Aber sie ließen es nicht dabei bewenden. Sondern sie hoben uns empor zu sich, nahmen uns, Heelghas wie Menschlinge, in ihrer Mitte auf, gaben uns großzügig ein neues Zuhause, eine neue Aufgabe, neuen Sinn in einem zweiten, ungleich besseren Leben.«
Ein Raunen ging durch die Kinder. Frizzi stieß Tamra mit dem Ellbogen an, deutete, die Augen weit aufgerissen, auf die Sitzreihen vor ihnen.
Jetzt bemerkte auch Tamra die Veränderung, das nächste Wunder: Als färbe das Licht der Sonne über Güraldenip auf die Versammelten ab, verblassten ihre Gewänder, gleichzeitig, alle auf einmal, bis sie in reinstem Weiß erstrahlten. Die Kinder sahen einander an, klatschten entzückt in die Hände und fielen in den Jubelchoral ein, den die Heelghas angestimmt hatten.
Nachdem das Lied verklungen war, sagte der General-Direktor feierlich: »Wir können, müssen, nein: dürfen uns der Gunst, die uns ereilt hat, würdig erweisen. Wir Heelghas, indem wir unsere bescheidenen pädagogischen Fähigkeiten nutzen, um euch kleine, schwache Menschlinge zu lehren, zu schulen, zu bilden - damit ihr zukünftig die für euch bestimmten Plätze im herrlichen Trovent, im wundervollen Reich der Laren einnehmen könnt. Ihr eurerseits, indem ihr euch nach Kräften bemüht zu lernen; zu wachsen, gesund an Geist und Körper; euch ohne Bockigkeit und störrischen Eigensinn heranziehen zu lassen zu brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft, die unsere Herren, die Laren, gestiftet haben und an deren Spitze sie stehen.«
Güraldenip reckte alle sechs Arme nach oben. Das Abbild der
Sonne erlosch. Im selben Moment verlor das Glas der Kuppel seine Milchigkeit fast völlig, und noch viel intensiveres, viel gleißenderes Goldlicht strömte in den Innenhof, um von den weißen Kleidern hundertfach reflektiert zu werden.
»Sprecht mir nach: >Wir werden unser Bestes geben. <«
»Wir werden unser Bestes geben«, wiederholten Kinder und Heelghas im Chor.
»Zum Wohle der Herren, die uns das Leben geschenkt.«
»Zum Wohle der Herren, die uns das Leben geschenkt.«
»Ihnen werden wir dienen, allzeit und immerdar.«
»Ihnen werden wir dienen, allzeit und immerdar.«
»Dank für Gnade.«
»Dank für Gnade.«
»Das ist geziemend und recht.«
»Das ist geziemend und recht.«
»Wir huldigen dem Stern der Laren.«
»Wir huldigen dem Stern der Laren.«
»Das ist geziemend und recht.«
»Das ist geziemend und recht.«
Tamra wurde schwummelig. Ihre Umgebung zerfloss, verschmolz zu einer Masse aus weißen, wirbelnden Flecken, die trotz geschlossener Lider weitertanzten, schnell und immer schneller herum. Der grelle, rasende Strudel aus Licht zog sie an, und sie ergab sich ihm gern, ließ sich einfangen, aufnehmen, ausfüllen vom tröstlichen Glorienschein. Tamra fühlte sich leicht, leichter noch als beim Flugballspiel, und erfrischt, gelabt, gestärkt. Sogar die Atemluft, die sie in tiefen Zügen einsog, schmeckte viel würziger denn je...
War sie eingeschlafen? Träumte sie? Jemand drückte ihre Hand, nein beide Hände, ganz fest: Frizzi zur Linken, auf der anderen Seite Wilbur, der dicke Junge, dessen Nase fast immer tropfte. Wieder sangen sie, stehend diesmal, wie Tamra erstaunt bemerkte; mühelos balancierte sie auf den Zehenspitzen. Alle Schwere war von ihr abgefallen. Nichts belastete sie. Es gab keinen Kummer mehr, keine Angst, kein Sehnen. Innen und Außen waren eins geworden; Wohlklang, Gleichklang, Gleichgewicht, Zuversicht. Tamra schwamm, driftete, ließ, sich treiben, umspülen von den hellen Tönen, den weißgoldenen Wogen. Sie hoffte inständig, dass diese Glückseligkeit nie mehr vergehen möge - und ahnte doch, dass sie das unbeschreibliche Gefühl, in All-Einigkeit zu schwelgen, schon bald schmerzlich vermissen würde.
»Heute begehen wir«, sagte unbestimmte Zeit später Güraldenip, »vereint mit dem gesamten Trovent, das Fest der flammenden Sonne Illindor, die uns Wärme und Erleuchtung spendet. Wir huldigen dem Stern der Laren. So halten wir es jedes Jahr, seit das Internat besteht. Diese Feier neigt sich ihrem Ende zu. Freilich wissen diejenigen, die schon länger bei uns sind, dass jetzt noch etwas ganz Besonderes kommt - nämlich die Belohnung.«
Die Heelghas und Kinder setzten sich wieder hin.
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