PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
Ent-wick-lungs-py-scho-lo-gisch wertvoll. Und gut fürs Immundsystem.«
»Dein vorlautes Immundsystem benötigt eine Zahndusche«, sagte Roslin. »Und dann ab in die Heia, Schätzchen.«
»Schooon?«
»Höchste Schlafenszeit.« Sie runzelte die Stirn und warf Clees einen tadelnden Blick zu. »Theoretisch. Obwohl ich ohne Uhr auch nicht mehr wüsste, ob wir Tag oder Nacht haben. Der Biorhythmus gerät in diesen fliegenden Konservenbüchsen völlig durcheinander. Ich bin froh, wenn wir hier wieder rausdürfen.«
»Sind wir bald da, Papa?«
Das musste ja kommen. »Noch viermal schlafen, mein Engel. Die MERCANT ist eine alte Dame, rüstig und verlässlich, allerdings beileibe kein schneller Kreuzer.«
»Ein Wrack, wenn du mich fragst. Nichts funktioniert richtig. Das Wasser im Swimming Pool hat keine fünfzehn Grad. Dafür taut die Curling-Bahn auf.«
Roslin nörgelte ständig über so gut wie alles an Bord. In Wirklichkeit übertünchte sie damit ihre Flugangst. Clees liebte seine Frau von Herzen, aber manchmal ging sie ihm auf die Nerven. Er hatte ohnehin schon eingewilligt, seinen Flottendienst zu quittieren und ins Neubesiedlungs-Programm zu wechseln. Doch zu den Sonnensystemen in der Randzone des Imperiumsgebiets führte nun mal keine Schwebebahnlinie.
»Auf Neu-Szechuan könnt ihr schwimmen, so viel ihr wollt. In kristallklarem, fast dreißig Grad warmem Wasser.«
»Wären wir bloß schon dort!«
»Glaub mir - ich kann's ebenfalls kaum mehr erwarten.«
»Zeigst du mir unser Haus, Papa?«
»Lass Papa jetzt in Frieden, Tamra. Er hat Bereitschaftsdienst und sollte sich ausruhen.«
»Gucky will es auch sehen.« Sie schwenkte die Plüschpuppe. »Haus sehen! Haus sehen!«
»Versprichst du mir, dass du danach ohne Widerrede in die Koje schlüpfst?«
»Versprochen. Und Sonderoffizier Guck hat noch nie sein Wort gebrochen.«
»Dann bleibt Leutnant Cantu wohl keine Wahl.« Clees stand auf, streckte sich, ging zur Holokonsole und rief den dreidimensionalen Entwurf des Siedlungsarchitekten auf. Mitten in der Kabine entstand ein flacher, weißer Strandbungalow, hinter dem sich riesige, palmenähnliche Gewächse mit lila, korkenzieherartig gewundenen Blättern im sanften Wind wiegten.
Roslin schmiegte sich an ihn. »Wir werden dort sehr glücklich sein. Und jedes Jahr wird Tamra ein Geschwisterchen bekommen.«
»Mindestens.« Clees musste zugeben, dass auch er sich auf Neu-Szechuan freute. Eine ganze, eigene Welt für achthundert Menschen! Noch dazu eine, die der Vorstellung vom Paradies tatsächlich sehr nah kam.
Er drückte Frau und Tochter an sich. »Viermal schlafen. Dann...«
Jäh unterbrach ihn der schneidend schrille Ton der Sirenen.
Roslin stampfte mit dem Fuß auf. »Was ist denn schon wieder!«
Er horchte. »Alarmstufe Rot. Vermutlich ein Hypersturm. Vielleicht aber auch nur eine Übung. Tut mir leid, Familie, so oder so wird mein Typ in der Zentrale verlangt.«
Dort empfing ihn nicht die übliche Hektik, sondern betretene, geradezu unheimliche Stille. Clees Cantu salutierte in Richtung des Schiffskommandanten; bevor er eine formelle Meldung erstatten konnte, winkte Kapitän Vinales ab. Clees huschte zum Triebwerksleitstand. Er nickte grüßend und nahm neben der Diensthabenden Yilmaz Mac-mahon Platz. Bei Alarmstufe Rot hatten sämtliche Leitstände doppelt besetzt zu sein.
Mit einem raschen Blick auf seine Anzeigen vergewisserte er sich, dass sämtliche Linearkonverter klaglos auf Standby arbeiteten. Auch die Auswechslung der während der letzten Überlicht-Etappe verschlissenen Hyperkristalle ging flott und störungsfrei vonstatten. Also lag der Grund für den Alarm nicht im Bereich der Bordtechnik.
Sondern außerhalb. Wortlos deutete Yilmaz auf die schematische Darstellung, die von der Ortungsabteilung geliefert wurde.
Der kleine Konvoi aus zwei Siedlerschiffen und zwei Leichten Kreuzern, die Geleitschutz flogen, hatte in einem Sternenarmen Sektor einen Orientierungsstopp eingelegt. Offenbar waren sie vom Idealkurs abgekommen, wohl um einem Hypersturm auszuweichen, und trieben nun, weiter südöstlich als vorgesehen sowie unter der galaktischen Hauptebene, im Niemandsland. Nichts Ungewöhnliches bei den Verhältnissen in Ambriador, und auch kein Problem, das nicht mit der nächsten Etappe korrigiert werden könnte.
Aber sie waren nicht allein.
Fünf feuerrot blinkende Punkte symbolisierten weitere Einheiten, die sich mit hoher Geschwindigkeit näherten. In Sekundenabständen lieferten die
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