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PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe

PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe

Titel: PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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getötet.« Sie sprach leise, und er hatte Mühe, sie zu verstehen. Ihr Körper wirkte wie ein Skelett, über das jemand eine papierne Haut gespannt hatte. Wie überdimensionale Haken ragten die Wangenknochen aus dem Gesicht, und die Augen darüber glühten ungesund. Ihr Blick brannte auf Nekos Zügen und erinnerte ihn an früher. An die Art, wie sein Herz galoppiert war, sobald er sie auch nur aus der Ferne gesehen hatte. Daran, wie er sich hinter seiner Überheblichkeit hatte verschanzen müssen, um nicht Gefahr zu laufen, sich lächerlich zu machen.
    Er versuchte, die Hand zu heben, aber die Muskeln protestierten. Sein Arm zitterte, als stünde er unter Strom, und doch gelang es ihm, Tamras Wange zu berühren. Sie ist untot!, flüsterte sein Unterbewusstsein.
    Hastig fragte Tamra: »Was ist passiert?« Sie wies auf seine Verletzungen.
    Er schloss die Augen, und wie von einem grellen Schlaglicht erhellt, stand die Szene wieder vor seinen Augen. Tsutaya, dessen fette Beine vor seiner Nase baumelten. Der Impulsschlüssel mit dem larischen Zahlzeichen für 100. Dann die Explosion, die ihn völlig überrascht hatte. Hätte er geahnt, dass der gesamte Block in die Luft fliegen würde, hätte er sich rechtzeitig zurückgezogen ... Jetzt richtete er den Blick auf Tamra. Falsch! Hätte er gewusst, dass sie sich an Bord befand, dass sie nicht tot war, hätte er Tsutayas Schlüssel niemals umprogrammiert. Oder vielleicht doch? Er lauschte in sich hinein.
    Es war ohnehin egal.
    Weil es zu spät war.
    Er konnte es nicht mehr rückgängig machen. Wie so vieles in seinem Leben. Wie die dämliche Art und Weise, mit der er damals Tamra versucht hatte, davon zu überzeugen, ihn zu heiraten... Mit einem Ruck riss er die Lider in die Höhe. »Es gab eine Explosion«, erklärte er. »Keine Ahnung, wieso.«
    »Du hast Glück gehabt.«
    »Wahrscheinlich. Warum lebst du noch?« Ebenso, wie sie kurz zuvor das Gespräch von einem Thema fortgelenkt hatte, das ihr unangenehm schien, floh jetzt er vor der Erinnerung.
    Sie senkte den Blick, und wieder war er versucht, sie zu berühren, zu streicheln. Er ballte die unverletzte Hand zur Faust.
    Sie ist untot!
    Seiner Kehle entrang sich ein Stöhnen. »Ich war dabei, als du damals...«
    Ein Geräusch drang zwischen Tamras Lippen hervor, das wie ein Fauchen klang. Er verstummte.
    Mühsam löste er die Fingernägel aus dem eigenen Fleisch. Der Medorobot hatte seine Arbeit inzwischen beendet, stand jedoch wartend an seiner Seite, um im Notfall rasch eingreifen zu können. Er winkte ihn fort.
    Der Robot gehorchte, nicht ohne zuvor mit flacher Stimme zu schnarren: »Falls die Schmerzen zurückkehren, ruft mich.«
    Tamra sah ihm nach, und kurz blieb ihr Blick an einem seltsamen, dürren Kerl haften, der damit beschäftigt war, in ein Armbandkom zu sprechen.
    Neko biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen waren bereits wieder da, aber er wollte keine weitere Betäubung. Er wollte wach sein, sich klar darüber werden, was in seinem Innersten vor sich ging.
    Tamra lebte.
    Neko spürte, wie ihm schlecht wurde.

Sechs
    In Tamras Kopf wirbelten die Gedanken in wildem Reigen umeinander. Sie stand auf und ließ Neko in seiner Ecke liegen. Jener Tag, an dem er ihr den Antrag gemacht hatte, stand nur noch schwach vor ihrem inneren Auge, denn die Ereignisse danach, ihr Beitritt zu den Taoisten und alles weitere, hatten die Erinnerung daran überlagert. Aber sie wusste noch, dass sie hinter all dem Getue, hinter der Darstellung eines verliebten Katers, die er ihr geboten hatte, seine Zuneigung zu ihr gespürt hatte. Offiziell hatte er so getan, als halte er eine Verbindung mit ihr für eine sinnvolle Sache, aber insgeheim, das war ihr damals klar gewesen, und daran erinnerte sie sich auch jetzt, war ihre Zurückweisung ein empfindlicher Schlag für ihn gewesen. Sie hatte ihn verletzt, nicht nur in seinem Stolz, sondern auch ganz tief im Inneren. In seinem Herzen. Und, was vielleicht schlimmer war, danach hatte sie keinen einzigen Gedanken mehr an ihn verschwendet. Bis zu dem Moment, an dem sie ihn verletzt dort in der Ecke hatte liegen sehen.
    Der Ausdruck in seinen Augen, als er sie erkannt hatte, war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen.
    Kopfschüttelnd kehrte Tamra an ihren Platz auf der Galerie zurück, von wo aus sie den besten Überblick über das Geschehen in der Zentrale hatte. Schroeder sah kurz von einer Datenfolie auf, die Onmout ihm gegeben hatte, konzentrierte sich dann wieder auf seine Arbeit. Auf den

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