PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe
kleinen Kristallen, die ihr wie Sand durch die Finger rieselten.
»Sieht aus wie Salz«, murmelte sie.
Schroeder nahm ein wenig davon aus ihrer Hand und ließ es von seiner Anzugpositronik analysieren. »Glukose und Fruktose zu gleichen Teilen.« Er ließ die Substanz zu Boden rieseln. »Zucker.« Mit dem Fuß angelte er ein rotes Gewebe aus der Ecke, das sich bei näherem Hinsehen als Sack entpuppte. »Sie haben ihn wohl fallen gelassen, als sie das Schiff ausgeschlachtet haben. Und weil sie wie ordentliche Menschen die Tür hinter sich zugemacht haben, hat er die ganze Zeit seit dem Absturz überdauert.« Ohne sich weiter um das Knirschen seiner Schritte zu kümmern, durchquerte er die
Schleuse und gab auf einer Schalttafel am anderen Ende den Befehl, das Innenschott zu öffnen.
Auch die Luft aus dem Schiffsinneren roch muffig, ohne einen Anflug von Verwesung.
Sie durchsuchten das Schiff oberflächlich und gelangten schließlich zur Zentrale. Auch hier fanden sich kaum Zerstörungen. Moni-tore, Schaltpulte, alles schien intakt, sodass Schroeder der Versuchung nicht widerstehen konnte.
Tamra sah, wie er die Hand ausstreckte und über einer der Funkkonsolen schweben ließ. Er zögerte kurz, doch dann senkte er die Hand auf den Hauptschalter und betätigte ihn.
Mit einer Verzögerung von einer Sekunde erwachte das Pult zum Leben. Rote Lampen flackerten, sprangen um auf Grün und erloschen wieder. Ein leises Brummen war zu hören, senkte sich dann jedoch unterhalb die Hörschwelle ab. Auf einem oszillographenähnlichen Bildschirm erschien eine gerade, leuchtende Linie. Im ersten Moment war sie gelb, doch dann auf einmal blitzte sie leuchtend blau auf.
Gleichzeitig mit Schroeder fuhr Tamra herum. Ganz kurz glaubte sie, ein blaues Licht gesehen zu haben, das quer durch die Zentrale flitzte wie ein winziger Kugelblitz. Aber es war so schnell vorbei, dass es sich nur um eine Täuschung gehandelt haben konnte.
Fragend sah sie Schroeder an. Er zuckte mit den Achseln. Was hatte er gesehen? Sein Gesicht war jedenfalls auf einmal sehr blass.
Mitrade-Parkk war übel.
Als die erneut angestiegene Aktivität von Ereton/A den Kontakt zu Jason empfindlich störte, hatte sie Zenon-Renkk den Befehl gegeben, die Arbeiten am Prallfeldgenerator mit doppelter Energie voranzutreiben, und sich dann in ihre Kabine zurückgezogen.
Jetzt lag sie auf ihrem Bett, vergrub das Gesicht unter einem Kissen und kämpfte gegen die Kopfschmerzen an, die sie plötzlich plagten. Sie atmete tief ein und aus, fühlte, wie sich ihre Nasenöffnungen dabei weiteten und wieder zusammenzogen, und überlegte, ob sie sich ein Schmerzmittel spritzen lassen sollte.
Kelton-Trec hatte ihr empfohlen, alles zu vermeiden, was ihren
Organismus belastete. Eigentlich hatte er es gesagt, um sie von ihrer Jagd auf Tamra und Neko abzuhalten, aber Mitrade war entschlossen, die Warnung sehr weit zu fassen. Besser würde es sein, ihren Metabolismus nicht mit chemischen Mitteln zu überschwemmen. Sie hatte keine Ahnung, wie das auf die empfindlichen Sen-Trook-Fasern wirken würde, die sie wie winzige, lebendige Würmer unter ihrer Haut spüren konnte.
Während sie einen Arm über das Kissen gelegt hatte und es so fest wie möglich auf die geschlossenen Augen drückte, tastete sie mit der anderen Hand die wulstartige Spur des Faserbündels ab. Vom Sen-Trook an ihrem Gürtel ging es aus und verschwand direkt über ihrem Hüftknochen unter der Haut. Das kleine Stück zwischen Metall und Fleisch hatte Kelton mit einem stabilen Chitinkabel ummantelt, um es zu schützen. Mitrade tastete über die daumennagelgroße Beule, in der die Fasern verschwanden, und fuhr dann ihren Weg nach. Die Taille hinauf, seitlich an der Brust vorbei bis fast in die Achselhöhle. Dort änderten sie die Richtung, führten unter dem Schlüsselbein hindurch und den Hals hinauf bis in den Nacken.
Vorsichtig rieb Mitrade die Stelle, an der ihr Memochip saß.
Ihr defekter Memochip.
Sie knirschte mit den Zähnen. Warum nur hatte Kelton-Trec die Möglichkeit nicht vorhergesehen, dass der Chip bei der Übertragung in Mitleidenschaft gezogen werden könnte?
Ein Schaudern ergriff ihren Körper, rann von der Kopfhaut bis zu den Fußsohlen und ließ ihre Zähne klappern. Ihr Schädel drohte zu zerplatzen, und kurz jagte eine Vision durch ihren Geist. Ihr totes, nutzloses Gehirn, das unter ihrer Schädeldecke verfaulte, stinkende Gase bildete, die sich ausdehnten und schließlich einen solchen Druck
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