PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe
hatte Tamra das Gefühl, als würde es direkt in ihrem Kopf entstehen.
Ihre Lippen begannen zu beben. »Hörst du das auch?«, flüsterte sie.
Schroeder nickte. »Los«, sagte er, während er bereits nach Tamras Hand griff. »Weg von...«
Er sprach nicht zu Ende, sondern teleportierte.
Mit dem ersten Sprung schaffte Schroeder sie beide an den Rand des Felsgrats, mit dem zweiten hinunter und knapp fünfzig Kilometer weit in Richtung Lager.
Tamra war ein wenig übel von dem häufigen Ent- und Remate-rialisieren. Sie kam sich vor, als sei sie falsch wieder zusammengesetzt worden. Nach ihrem dritten Sprung tastete sie unauffällig über ihr Gesicht; natürlich saß jedes ihrer Körperteile am richtigen Platz. Es war ihr angespannter Geist, der ihr Streiche spielte, und nun überlegte sie, ob genau das auch der Grund für ihre Panik in dem riesigen Wrack gewesen war. Die Perspektiven der so unendlich fernen Wände, der schiere Gigantismus des Hohlraumes, das Flüstern des Windes in der Leere und der Nachhall ihrer eigenen Worte. All das musste ihre Phantasie so stark angeheizt haben, dass sie begonnen hatte, Kindergeschrei zu hören.
Kindergeschrei!
Unwillkürlich drückte sie die Hand auf den Unterleib und wartete darauf, dass das Kind mit einem leichten Flattern antwortete. Sie war erschöpft. Das war alles. Nur erschöpft.
Während Schroeder sich von den Teleportationen erholte und Kraft für die nächste schöpfte, sprach sie ihn an. »Glaubst du, wir haben es uns eingebildet?«
Er antwortete nicht. In sich gekehrt starrte er ins Leere.
Tamra wurde kalt. Schroeder hatte das Wimmern auch gehört. Was aber hatte er gespürt?
Er schloss seine Finger stärker um die ihren und sprang erneut.
Diesmal hörte sie ihn einen leisen Pfiff ausstoßen, noch bevor sich ihre Sinne geklärt hatten.
Als sie wieder sehen konnte, folgte sie seinem ausgestreckten Fingerzeig. »Was ist?« Vor ihnen lag ein Ausläufer der Berge, der sich wie eine scharfe Kante hinaus in die Ebene zog.
Schroeder trat einen Schritt vor. Er hob beide Hände und hielt sie vor sein Gesicht, als wolle er wie ein Fotograf einen Bildausschnitt einfangen. »Der Berg«, murmelte er.
Tamra verstand nicht, was ihn so verblüffte. »Was ist damit?«
»Schau genau hin.« Er ließ die Hände sinken, und in diesem Augenblick sah Tamra es auch. Was sie für einen sanft abfallenden Bergrücken mit einem ungewöhnlich scharfen Grat gehalten hatte, war in Wirklichkeit kein Berg.
Es war ein Raumschiff.
Ein von Erosion gezeichnetes und von Pflanzen überwachsenes, gigantisches, würfelförmiges Raumschiff.
Im Lager war nach dem Angriff der Laren eine angespannte Ruhe eingekehrt. Schroeder sah die Menschen immer wieder besorgte Blicke in den Himmel werfen, und er hörte sie ängstlich miteinander tuscheln. Die Spezialisten von der MINXHAO hatten berichtet, ein Larenraumer von der Größe jenes Schiffes, das sie angegriffen hatte, habe mindestens sechs Raumjäger an Bord. Sie hatten die Angst der Menschen damit noch angefacht.
Schroeder durchquerte die provisorische Zeltstadt mit Tamra im Schlepptau, und da der Hyperfunk wieder einmal kaum funktionierte, fragte er mehrere Umstehende nach Captain Onmout. Er fand den Kommandanten schließlich vor einer Hütte aus grob gezimmerten Baumstämmen am Rand des Lagers.
»Deine Leute waren fleißig«, sagte Schroeder und wies auf das Holz der Unterkunft.
»Es gibt genug Hände, die beschäftigt werden wollen«, entgegnete Onmout gleichmütig. »Immerhin, der Bau der Unterkünfte geht voran.«
»Sonst nichts?« Schroeder warf einen Blick in die Hütte. Da sie keine Fenster hatte, war es in ihrem Inneren dämmrig. Dennoch konnte er den Laren erkennen, der gefesselt auf einem aus groben Ästen gezimmerten Stuhl hockte und vor sich hin starrte.
»Oh, du meinst mein Verhör unseres Freundes? Einiges habe ich immerhin erfahren ...« Onmout lächelte Tamra zu. »Das Larenschiff hatte elf Mann Besatzung, inklusive der Kommandantin.«
»Drei Mann habe ich abgeschossen«, überlegte Schroeder. »Bleiben acht. Mindestens.«
»Unsere Meinung. Meine Männer haben es inzwischen geschafft, herauszufinden, wie die Bioscanner funktionieren. Unsere Vermutung hat sich bestätigt.« »Das heißt?«
»Auf dem gesamten verfluchten Planeten gibt es keinerlei Leben. Jedenfalls kein tierisches. Nur Blumen und Bäume. Und uns. Und die Laren.«
»Tamra und ich haben die Wracks untersucht«, berichtete Schroeder. »Es sind etliche. Manche
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